Last Updated on 16. Juli 2024 by Gela
Spontan verreisen mit Kind geht nicht? Geht doch! 14 Stunden vergingen von dem Moment, in dem ich beschlossen habe, dass wir übers Wochenende rausfahren, bis zum Start. Die Idee: Wir gehen Zelten! Das Ergebnis: ein herrliches Wochenende in der Mecklenburgischen Seenplatte und kaum Vorbereitungsnerv. Und dabei war es das erste mal, dass iche es gewagt habe, alleine mit Kind Zelten zu gehen.
– Erfahrungen und Packtipps zum Zelten allein mit Kind –
„Endlich wieder Zelten“ ruft das Kind. Nicht etwa weil wir früher so oft und jetzt lange nicht mehr gezeltet hätten. Tatsächlich haben wir bisher nur eine einzige Nacht im Zelt verbracht, und das im Garten von Freunden – gilt also nicht. Der Ausruf des Sohnes ist ein Zitat aus einem Buch, das ihn schon mehrfach sehr zum Lachen gebracht hat (klick für mehr).
Ehrlich gesagt hatte ich immer großen Respekt davor, alleine mit Kind Zelten zu gehen, vor allem als das Kind noch klein war. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich es schaffen sollte, allein das Zelt aufzubauen und hatte Sorge, dass mein kleiner Wildfang den Campingkocher umrennt, wenn gerade die Nudeln darin kochen.
Dabei sind wir eigentlich beide am liebsten draußen und lieben es, spontan zu reisen. Dafür ist Zelten ideal. Irgendwann musste ich es also einfach ausprobieren.
Ganze 3 Stunden Reisevorbereitung
Zelt und Kochausstattung konnte ich von einer Freundin leihen. Im Supermarkt deckten wir uns fürs Wochenende ein. Auch gepackt war ratzfatz. Doch wohin nun auf die Schnelle? Die Uckermark kennen wir sehr gut. An der Ostsee waren wir erst. Doch dazwischen liegt die Mecklenburgische Seenplatte. Dort war ich zum letzten Mal, bevor ich schwanger wurde.
Eine Google-Suche nach Camping Mecklenburger Seenplatte listet ziemlich weit oben den Campingplatz „Hexenwäldchen“. Netter Name, der in meinen Ohren bekannt klingt: ein Freund hat mir genau davon schon vorgeschwärmt: Schöner Campingplatz direkt am See mit Badestelle, Cappuccino und Brötchen-Service, sehr kinderfreundlich – so ungefähr seine Worte. Außerdem zeigten die Bilder im Internet eine Kanustation, einen großen Holzspielplatz und einen kleinen Streichelzoo. Preise: moderat. Fahrzeit: rund 2 Stunden. Gebongt!
Ziel: Mecklenburger Seenplatte
Am frühen Freitagnachmittag stehen wir auf der unbefestigten Straße vor der Schranke zum Campingplatz. Es ist herrlich still, nur ein paar Vögel zwitschern. Wir gehen zu Fuß hinein, weil die Schranke sich nicht öffnet. Die Gastgeberin bietet mir erst einmal Kaffee an und packt für das Kind ein kleines Saftpaket dazu. Das Kind ist aber gleich auf dem Spielplatz beschäftigt.
Ich fülle währenddessen die Anmeldung aus. Dann erklärt uns die Wirtin, wo Toiletten, Duschen, Waschgelegenheiten sind, was es sonst noch gibt und zeigt uns einen Platz für unser geliehenes Zelt. Der liegt etwas erhöht im Wald unter hohen Kiefern mit direktem Blick auf den kleinen Strand mit Stegen, der zum Campingplatz gehört, kurz: Wunderschön! Das Auto können wir direkt unterhalb abstellen. Das ist gut, denn unser Zelt ist so klein, dass rein gar nichts außer uns hinein passt. Deshalb bleiben Klamotten, Koch- und Waschutensilien im Kofferraum.
Alleine mit Kind Zelt aufbauen
Der Sohn ist in seinem Element. „Komm, wir bauen das Zelt auf“, treibt er an. Der Boden ist etwas hart und ein bisschen uneben. Aber wir finden auf der großen Fläche ein Fleckchen, das komplett gerade ist. Bevor wir die Heringe befestigen, schieben wir die Stangen durch die Schlaufen. Ich muss immer wieder etwas zur Vorsicht mahnen. Schließlich will ich das geliehene Zelt heil zurückgeben. Aber tatsächlich ist mir mein Sechsjähriger eine echte Hilfe.
Als wir erahnen können, wie das Zelt stehen soll, beginnen wir, es mit den Heringen zu befestigen. Das ist mühsam, denn der Boden ist sandig und von Steinen durchsetzt. Entweder gehen die Heringe nicht hinein, oder sie bleiben nicht drin, oder beides. Schließlich stecken alle, auf die es ankommt, immerhin so fest, dass das Zeltdach halbwegs durchgespannt ist. Mehr braucht es nicht. Bei Sturm und Unwetter müssten wir ohnehin abbauen.
Kaum ist das Zelt fertig aufgebaut, ist der Sohn verschwunden. Er hat schon Freunde gefunden. Die Isomatten und Schlafsäcke richte ich also alleine ein. Den Kofferraum organisiere ich so, dass er uns als Küchenregal und Kleiderschrank gleichermaßen dient.
Wir haben keine Stühle und keinen Tisch dabei. Das stört im Prinzip nicht. Als es abends ans Kochen geht, freue ich mich dennoch sehr über die voreingerichteten, überdachten Koch-, Spül- und Essplätze. Das ist einfach bequemer und sicherer, als mit dem Kocher auf dem Erdboden herumzuhantieren, während das Kind begeistert drumherum springt. Salat und Gnocchi schmecken superlecker und gehen superschnell.
Nachtleben am Campingplatz mit Kind
Der stille Campingplatz hat sich im Lauf des Nachmittags immer mehr belebt. Eine Schulklasse ist mit den Kanus angekommen und leistet uns beim Essen Gesellschaft. Auch am Abend kommen immer noch neue Autos an. Natürlich ist an Schlafen zur üblichen Zeit um acht Uhr nicht zu denken. Viel zu viel Action ist rundherum geboten, als dass der Sohn zur Ruhe kommen könnte.
Kurz vor zehn Uhr kommt er schließlich von selbst: „Mama, ich bin müde.“ Wir schaffen es gerade noch Zähne zu putzen und wenigstens Hände und Gesicht zu waschen, bevor wir ins Zelt gehen. Als der Junior im Schlafsack liegt, ist er wieder wach. Und nachdem ich schon dreimal Gute Nacht gesagt habe, schwärmt er noch verträumt: „Ich liebe Zelten!“
Die Nacht ist kurz und unruhig. Das Kind dreht sich dauernd neben mir. Im engen Zelt bemerke ich jede Bewegung. Einmal höre ich Tiergeräusche, ein kleiner Hund schlägt an. Als die Vögel morgens anfangen zu trällern, ist der Sohn putzmunter. Weil es schon hell ist, glaubt er, es sei Zeit zum Aufstehen. Nur der Hinweis darauf, dass noch kein Mensch zu hören ist, beruhigt ihn wieder. Doch als er die erste Kinderstimme hört, gibt’s kein Halten mehr. Um halb sieben sind wir also wieder auf den Beinen.
Ein Tag mit Kind auf dem Campingplatz Spielplatz
Der Campingplatz hat Sogwirkung. Nur mit Bestechung („Du kriegst auch ein Eis.“) schaffe ich es, den Sohn zu einem Spaziergang rund um den kleinen See zu überreden. Der Weg ist wunderbar abwechslungsreich. Er führt durch Mischwald, Kiefernwäldchen, über Wiesen und an einem Waldrand entlang ins kleine Dorf mit Kirche und Nationalpark-Zentrum. Am Wasserwanderparkplatz an einem kleinen Flüsschen essen wir das versprochene Eis, und gehen dann durch das Dorf hindurch zurück zum Campingplatz.
Den Rest des Tages verbringe ich selbst gern am See, denn es ist richtig warm. Der Sohn hat noch weitere Freunde gefunden. Einer von ihnen hat ein Schlauchboot. Damit geht der Tag rum. Mittagessen fällt wegen Desinteresse aus. Am späten Nachmittag meldet das Kind von selbst Hunger an. Wir duschen schnell und gehen zum Essen in ein nahegelegenes Restaurant.
Kurz sieht es so aus, als würde die Müdigkeit siegen und das Kind freiwillig früh schlafen gehen. Aber kaum zurück auf dem Campingplatz ist die Energie auch wieder da, und der Sohn rennt fröhlich mit seinen Freunden über den Platz. So habe ich noch Zeit zum Lesen. Wieder ist es kurz vor zehn, als wir in den Schlafsäcken liegen. Ich lese noch kurz mit der Stirnlampe weiter, aber bald fallen auch mir die Augen zu.
Allein ohne Kind Zelt abbauen
Dass wir auch am zweiten Morgen vor sieben Uhr aufstehen, hatte ich schon erwartet. Die dazu gehörige Reizbarkeit des Kindes, das zwei Nächte nacheinander deutlich zu wenig geschlafen hat, kommt auch nicht überraschend. Anstrengend ist sie trotzdem. Weil ich alleine mit Kind Zelten bin, muss ich sie auch alleine aushalten.
Zum Glück ist sie schnell vergessen, sobald die ersten Freunde wach sind. Wir haben wieder herrliches Sommerwetter und können den letzten Tag noch am See genießen. Der Junior kommt nur kurz zum Frühstück. Aufräumen, Isomatten und Schlafsäcke packen und das Zelt abbauen muss ich ganz alleine – ohne Kind. Damit ist der Vormittag dann auch schon vorbei.
Ein Cappuccino bei der Gastgeberin muss sein. Dann gehe ich nochmal ins Wasser. Wir paddeln eine Runde mit dem Schlauchboot unserer neuen Bekannten und treten am späten Nachmittag die Rückfahrt an. Die verschläft der Junior komplett. Zuhause schläft er gleich weiter. Sein erster Satz am nächsten Morgen: „Mama, das Zelten war sooooo toll. Können wir das nächstes Wochenende wieder machen?“ Und auch mein Fazit lautet: Alleine mit Kind Zelten geht prima und wird ab jetzt öfter gemacht!
Kinderfreundlicher Campingplatz Hexenwäldchen im Müritz Nationalpark
Den Natur-Campingplatz zum Hexenwäldchen können wir aus freien Stücken herzlich empfehlen! Er hat uns den (Wieder-)Einstieg ins Zelten sehr erleichtert, unter anderem mit seinem Laden, wo ich das vergessene Feuerzeug nachkaufen, Brötchen zum Frühstück bestellen und (fast) jederzeit Cappuccino bekommen konnte.
Der Streichelzoo ist einfach, aber für die Kinder toll. Wer Kanu oder Kajak fahren will, findet alles direkt am Platz. Auch Räder (sogar mit Kinderanhängern) und Bücher stehen zum Verleih. Schöner Spielplatz, saubere Sanitäranlagen (zumindest als wir dort waren), viel Platz … Alles einwandfrei also. Aber das Beste ist die Lage mitten im Müritz Nationalpark (klick für mehr Erfahrungen dazu) direkt am See mit eigenem Strand. Einfach herrlich zum Zelten mit Kind! Weitere Infos: http://hexenwaeldchen.de
Transparenzerklärung: Für diese Empfehlung habe ich keinerlei finanzielle oder andere Gegenleistung erhalten.
Packtipps zum Zelten mit Kind
- Klamotten, Kulturbeutel und Reiseapotheke wie immer, zusätzlich:
- Zelt, Isomatten, Schlafsäcke (lieber zu warm als zu kalt, im Zweifel offen lassen)
- Kocher, Brennmaterial, Feuerzeug
- Koch- und Essgeschirr, Besteck, Küchenpapier, Geschirrhandtuch, kleine Spüli-Flasche
- Bewährt hat sich auch eine Kühlbox.
- Taschenlampe und/oder Stirnlampe
Wie sind eure Campingerfahrungen mit Kindern? Was nehmt ihr zum Zelten mit? Oder habt ihr vielleicht sogar einen Geheimtrick, wie ihr die Kids abends in die Daunen kriegt? Dann freue ich mich über eure Kommentare!
„Das erste Mal …“ – weitere Teile aus der Serie
Das Leben mit Kindern hält viele erste Male bereit. In der Serie „Das erste Mal“ sind folgende weitere Teile erschienen
- Das erste Mal allein reisen mit Baby
- Das erste Mal Kletterwald mit Kind
- Das erste Mal Segeln mit Kind
- Das erste Mal Rafting mit Kind
- Das erste Mal Fernreise mit Kleinkind
Sehr schöner Artikel, der uns wieder richtig Lust aufs Campen macht – wäre nur schon Sommer! 😉
Wir sind Fans vom Plauer See und dort ganz besonders von Naturcamping Zwei Seen (langer Badestrand mit sandigem, seichten Zugang am Ostufer, im Hintergrund ein verträumter, stiller See, den man umrunden kann, traumhaft private Stellplätze, zum Teil mit eigener Zufahrt auf Terrassen).
Liebe Grüße von Saskia mit Nele (7) und Nick (5)
Ach, das klingt wunderbar, liebe Saskia!
Ich kanns auch kaum erwarten, endlich wieder loszuziehen.
Liebe Grüße
Angela
Super geschrieben! 😃
Oh! Vielen Dank für das Lob, liebe Karin! Das freut mich.
Liebe Grüße
Angela
Ein sehr schöner Artikel mit tollen Bildern!
Danke!