Last Updated on 10. September 2020 by Gela
2012 waren Mutter und Sohn (1 Jahr, 11 Monate) auf Kuba. Für mich war es die erste Fernreise mit Kind allein, und ich hatte keine Ahnung, was ich mir zutrauen kann und was mich erwartet. Deshalb habe ich mich für eine Pauschalreise ins All-Inclusive-Hotel entschieden. Vor Ort hat dann doch die Neugier gesiegt. Raus ging es mal mit der Bimmelbahn, mal mit dem Oldtimer-Taxi, mal mit der Pferdekutsche, dem Bus und oft zu Fuß. Diese Reise hat mich um viele schöne Eindrücke und eine wichtige Erfahrung reicher gemacht.
– Erfahrungsbericht und Fotoreportage aus Kuba mit Kleinkind –
Erste Bekanntschaft mit Kuba hatte ich schon zehn Jahre zuvor geschlossen. Damals war ich mit dem Mietwagen im Westen Kubas individuell unterwegs. Übernachtet und gegessen haben wir dabei meist in Casas Particulares bei privaten Gastgebern.
Überhaupt war ich ohne Kind eigentlich immer individuell unterwegs. Klassischen Pauschalurlaub und schon gleich All-Inclusive-Hotels habe ich erst als Single mit Kind kennengelernt. Die neue Familiensituation hat mich in meinem Reiseverhalten sehr beeinflusst und zunächst gewaltig eingeschüchtert – völlig zu Unrecht, wie ich inzwischen weiß. Dazu haben sicher auch jede Menge Sprüche beigetragen, die ich mir anhören musste, wenn ich über meine Reisepläne gesprochen habe.
Angst vor der ersten Fernreise mit Kind
Ich war mit meinem Baby bis dahin zwar schon einmal fünf Wochen in Deutschland und Italien unterwegs gewesen, und den ersten Flug hatten wir auch schon hinter uns, aber drei Wochen Kuba waren eine andere Nummer. Als unerfahrene Mutter hatte ich Angst, dass mein Sohn krank werden könnte, dass ich selbst krank werden könnte und keiner sich um meinen Sohn kümmert und auch Angst davor, dass mir das allein auf Dauer alles zu viel werden könnte: Klimaveränderung, Zeitumstellung, eine völlig ungewohnte Umgebung fürs Kind, rund um die Uhr Kinderbetreuung, Reiseorganisation, Gepäckschleppen, Autofahren für mich. Wie soll ich das alles packen? Und ist es nicht viel bequemer, einfach alles pauschal zu buchen, so dass für uns beide gesorgt ist?
Mit diesen Gedanken im Kopf kamen mir die Angebote der Reiseveranstalter gerade recht, bei denen Pauschalreisen nach Kuba mit Kleinkind zum Single-Tarif angeboten wurden. Der Vorteil: Für Kleinkinder unter zwei Jahren fallen kaum (oder gar keine) Kosten an und außerhalb der Ferien gibt es echte Schnäppchen. Den Nachteil habe ich erst vor Ort kennengelernt: Wer Urlaub in einem kubanischen All-Inclusive-Hotel macht, ist eigentlich nicht in Kuba, sondern in „Kanadisch Mallorca“. Denn Kuba ist für die Kanadier etwa das, was Ballermann für die Deutschen (und Engländer) ist. Ein Vier Sterne All Inclusive Hotel hat nichts mit dem echten Leben in Kuba zu tun.
Warum ich Kuba mit Kleinkind lieber individuell bereist hätte
Schnell stellte sich heraus, dass all meine Sorgen unbegründet waren. Noch dazu hat mich der Pauschalurlaub in Kuba mit Kleinkind nachdrücklich gelehrt, dass ich auch allein mit Kind so individuell reisen kann wie ohne Kind. Das hatte vor allem einen Grund: Mein Sohn wollte nicht in der Kinderbetreuung im Hotel bleiben. Es gefiel ihm gar nicht, dass dort nur englisch und spanisch gesprochen wurde. Und so gern er die Spielgeräte des Kids Clubs nutzte, solange ich dabei war: Ohne mich wurden sie sofort uninteressant.
Dafür bin ich meinem kleinen Sohn nachträglich sehr dankbar, denn sonst hätte ich wahrscheinlich nicht (so schnell) gelernt, dass man auch mit einem kleinen Kind nicht auf individuelle Fernreisen verzichten muss. Zwar fiel die erhoffte Freizeit ohne Kind dadurch aus. Vom Sportangebot des Hotels hatte ich also gar nichts. Dafür habe ich andere Wege gefunden, mir eine schöne Zeit zu machen.
Meine Runden im türkisblauen Meer bin ich eben dann geschwommen, wenn mein Baby seinen Mittagsschlaf im Kinderwagen unter einem Baum am Strand gehalten hat. Da hatte ich es im Blick. Danach blieb meist sogar noch Zeit zum Lesen. Zu Ausflügen musste mein Kleiner eben mit. Wir fingen klein an, machten Strandspaziergänge in der langen Bucht der Playa Pesquero in die eine Richtung und in die andere Richtung, ein Stück am Fluss entlang, einmal quer durch das geschützte kleine Sumpfgebiet voller Wasservögel …
Auf Entdeckungstour in Kuba mit Kleinkind
Mein neugieriger kleiner Sohn war ein guter Läufer. Die Babytrage war zwar immer dabei, aber nur selten in Benutzung. Das hat mich ermutigt, mit ihm zusammen an einem geführten Spaziergang des Hotels durch das Dorf im Hinterland teilzunehmen, und auch das hat gut funktioniert.
Erneut ermutigt, ging es mit der Bimmelbahn des Hotels in den nahegelegenen Ort Guardalavaca. Während alle anderen Hotelgäste an der Strandpromenade zum Shopping bummelten, habe ich den Ort erkundet und Kontakt mit dem kubanischen Alltag bekommen. Schnell kam ich ins Gespräch mit kubanischen Mamas. Ob ich Windeln und Babykleidung übrig hätte, wurde ich gefragt. Am Ende meiner Reise verschenkte ich das alles an eine schwangere Kellnerin aus dem Hotelrestaurant.
Weitere Ausflüge mit meinem Sohn habe ich dann selbst organisiert. Eine Pferdekutsche brachte uns zum nahegelegenen Naturschutzgebiet, wo ich mit Kind auf dem Rücken gewandert bin. Mit einem Oldtimer-Taxi sind wir zu den Ausgrabungsstätten und dem Freilichtmuseum von Gibara gefahren. Und zum Abschluss haben wir noch an einer Bustour in die Stadt Holguin teilgenommen. Übrigens: An das goldene Taxi erinnert sich mein autoverliebter Sohn bis heute – soviel zum Thema: Kleine Kinder haben doch gar nichts von Fernreisen.
Meine erste Fernreise mit Kleinkind nach Kuba war eine wirklich wertvolle Erfahrung. Sie hat so ziemlich alle Vorurteile über das Reisen mit Kindern und speziell über das Reisen allein mit Kind widerlegt. Damit hat sie die Inititialzündung für viele weitere individuelle Reisen mit Kind gegeben – und nicht zuletzt auch für unsere viermonatige Reiseauszeit.
Fotoreportage Kuba mit Kleinkind
Das war die Basisstation: Hotel Playa Pesquero
Hier geht’s ins Grüne: Das Hinterland von Guardalavaca und Playa Pesquero, die Ausgrabungsstätte Gibara und Aussichtspunkte bei Holguin
Ins Blaue: Strand und Bucht Playa Pesquero
Und hier in die Stadt: Holguin