Last Updated on 23. August 2019 by Gela
Der äußerste Süden Brandenburgs liegt weit entfernt von großen Städten. Dennoch präsentiert sich die Brandenburger Lausitz nicht als unberührtes Naturparadies. Vielmehr erstreckt sich zwischen Cottbus und Jüterbog eine vielschichtige Kulturlandschaft mit etlichen überraschenden Sehenswürdigkeiten – darunter das faszinierende Besucherbergwerk F60. Zwischen Natur und Kultur war ich ein Wochenende lang als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs mit Kind unterwegs.
Sehenswürdigkeiten im Süden Brandenburgs
Es war Faszination auf den ersten Blick. Seit ich ihn zum ersten Mal auf Bildern gesehen hatte, wollte ich ihn persönlich kennen lernen: Der liegende Eiffelturm im äußersten Süden Brandenburgs ist ein deutlich größerer Stahlkoloss als sein Pariser Namensgeber – nur ragt er schräg in die Waagerechte anstatt in den Himmel – 502 Meter lang, 204 Meter breit, 80 Meter hoch und 13.500 Tonnen schwer. Unvorstellbar, oder? Genau deshalb musste ich das mit eigenen Augen sehen.
Das Besucherbergwerk F60 erinnert an die Bergbaugeschichte im Elbe-Elster-Land. Der Technikgigant verschafft uns als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs einen guten Überblick. Auf dem Höhepunkt der Führung über die ausgediente Abraumförderbrücke F60 schauen wir kilometerweit über die weitgehend ebene Waldlandschaft der Lausitz. Das einzige, was aus der weiten grünen Ebene herausragt, sind die Schlöte der Braunkohlekraftwerke. Nur über einigen stehen Rauchsäulen. Zu unseren Füßen dehnt sich ein See aus, dessen Becken die F60 vor rund 30 Jahren ausgehoben hat.
Das Besucherbergwerk F60 ist Auftakt und zugleich Highlight bei unserer Tour als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs. Das Industriedenkmal ist nun auch mit einer Silbernen Halbkugel im Rahmen des Denkmalschutz-Preis des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz ausgezeichnet worden. Das bringt Hoffnung in eine Region, die um ihre Zukunft bangt, seit der Braunkohleabbau in Verruf geraten ist.
Das Elbe-Elster-Land – eine Region im Wandel
Von der Industrieromantik, die die F 60 auf mich ausstrahlt, spürt die Bevölkerung im Süden Brandenburgs wenig. Das wird schon vor der Führung klar. Offen äußert der Kassierer seine Sorge, dass ich ohnehin gegen den Braunkohleabbau bin (womit er recht hat) und nichts Positives berichten werde (womit er nicht recht hat).
Auch unser Guide kommt nicht umhin, auf die verlorenen Arbeitsplätze und die mangelnden Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung für seine in den Westen abgewanderten Söhne einzugehen. Doch er spricht zugleich von den Chancen eines Strukturwandels der Lausitz: Weg von der Bergbauregion, hin zu Tourismus und Erholung.
Die F 60 selbst ist dafür das beste Beispiel. Die Führungen über das Faszinosum starten im Halbstundentakt. Am Besucherzentrum findet an diesem Nachmittag außerdem ein Motorradtreff statt. Auch für Großveranstaltungen wird das Gelände der F60 genutzt, und ein Festivalgelände schließt unmittelbar an. Die Uferbegrünung rund um den benachbarten Bergheider See wächst noch, genau wie die Infrastruktur. Eine Infotafel beschreibt den See als „zukünftiges Erholungsgebiet mit Strand, Campingplatz, Ferienhaussiedlung, Hafen, Gastronomie und vielfältigen wassersportlichen Möglichkeiten“.
Es ist einer Landschaftsarchitektin zu verdanken, dass die F60 heute ein Besuchermagnet in der Bergbaufolgelandschaft zwischen Finsterwalde und Senftenberg im Süden Brandenburgs ist. Sie scheint das Industriemonument mit einem ähnlich verklärten Blick betrachtet zu haben wie ich. Jedenfalls fand sie es zu schade, es der Entsorgung zu übergeben, berichtet unser Guide. Wie bin ich dieser Frau dankbar!
Zeitreise in die Bergbaugeschichte der Lausitz
Für die Führung setzen wir, wie früher die Bergarbeiter, Helme auf. Damit startet für meinen Sohn ein tolles Abenteuer: Einmal Bergarbeiter spielen …! Die Kinder dürfen stets voraus, während unsere Gruppe langsam aber stetig ansteigend über das Stahlgerüst poltert. Bei Stopps an mehreren besonderen Punkten erfahren wir immer mehr über die Dimensionen des Braunkohleabbaus in der Lausitz und die F60, die gerade mal 16 Monate in Betrieb war.
Als die Führung nach rund einer Stunde vorbei ist, habe ich hunderte von Fotos gemacht – und beste Lust, den gigantischen Abraumförderbagger gleich noch ein zweites Mal zu erkunden. Auch mein Sohn ist gar nicht abgeneigt, nochmal auf den Stahlkoloss zu steigen. Doch das haben wir uns für einen weiteren Besuch in der Lausitz auf. Denn schließlich haben wir als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs noch einiges mehr zu entdecken.
Als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs mit Kind – so funktioniert es
Die nötigen Schatzkarten für unsere Erkundungen im Landkreis Elbe-Elster haben wir an der Kasse der F 60 bekommen. Man kann sie aber auch beim Tourismusverband Elbe-Elster-Land auf der Internetseite Kulturschatzsucher.de bestellen. Dann hat man schon im Vorfeld Adressen und Öffnungszeiten der Highlights für Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs mit Kind.
Die Schatzkarte steckt in einer Box mit drei Sammelkarten von einzelnen Stationen der Kulturschatzsuche, auf denen Rätsel zu lösen sind. Wer weitere Stationen besucht und auch dort die Karten sammelt und die Rätsel löst, kann schließlich an einem Gewinnspiel teilnehmen. Die Kinder können sich ein Memory-Spiel zusammensammeln.
Denn die Kulturschatzsucher-Boxen gibt es in zwei verschiedenen Ausgaben für Kinder und Erwachsene. Beide Ausgaben versprechen, dass es im Elbe-Elster-Land noch weit mehr Sehenswürdigkeiten als das Besucherbergwerk F60 zu entdecken gibt. Zu den insgesamt 30 Zielen, die meine Schatzkarte verzeichnet, zählt aber auch das Museumsdorf Baruther Glashütte, den Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten und das Spreewaldmuseum in Lübbenau – drei Kulturschätze, die wir bereits besucht haben.
Kulturschatz in Finsterwalde: Das Sänger- und Kaufmannsmuseum
Eines der Ziele der Kulturschatzsucher im Süden Brandenburg ist das Sänger- und Kaufmannsmuseum in Finsterwalde. Das Schaufenster des alten Kaufmannsladens der Familie Wittke in der Finsterwalder Lange Straße zieht uns magisch an. Wie schön, dass wir den Kolonialwarenladen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch betreten dürfen. Manchmal finden Dreharbeiten darin statt.
Mein Sohn ist von der detailreichen Ausstattung des historischen Krämerladens genauso entzückt wie ich. Deshalb muss ich ihn allerdings auch dauernd ermahnen, nur mit den Augen und nicht mit den Händen zu gucken.
Für mich ist dieser Museumsbesuch in der Sängerstadt Finsterwalde zugleich eine Zeitreise. Mindestens so sehr wie der wunderschöne originalgetreue Kaufmannsladen begeistert mich die nachgebaute Drogerie. Ich sehe wieder den kleinen Drogeriemarkt meines Heimatortes vor mir, in dem man alles am Tresen bestellt hat. Waschpulver, Natron und Ähnliches wurde noch lose abgefüllt. Was könnten wir auf diese Weise Plastik sparen!
Kleine, historische Spiel-Kaufmannsläden sind in der oberen Etage gesammelt, bevor das Kaufmannsmuseum ins Sängermuseum übergeht. Dort erfahren wir, warum Finsterwalde sich Sängerstadt nennt und was das mit Berlin zu tun hat. Das dazugehörige Lied können wir auch hören. Zu sehen sind neben historischen Musikinstrumenten auch einige wichtige Dokumente und Objekte aus der Stadtgeschichte.
Sehenswürdigkeiten in der Sängerstadt Finsterwalde
Als das Museum schließt, starten wir unseren Stadtspaziergang durch Finsterwalde. Das Herz der Kleinstadt mit rund 17.000 Einwohnern bildet ein verkehrsberuhigter historischer Marktplatz. Dort holen wir uns ein Eis, mit dem wir vorbei an Gebäuden aus Renaissance, Barock, Gründerzeit, Jugendstil und Bauhaus-Ära zum Schloss Finsterwalde spazieren. Im Schlosspark tobt sich der Junior auf dem Spielplatz aus. Hinter den Bäumen scheint die Plattenarchitektur durch. Daher machen wir nach einer Runde ums Schloss kehrt.
Übernachten in Finsterwalde mit Kind
In die andere Richtung sind unter anderem noch ein Tierpark, der Sängerbrunnen und das Märchenhaus ausgeschildert, doch der Hunger treibt uns bald in unser Hotel „Zum Vetter“. Den Zimmerschlüssel erhalten wir mit einem Notenschlüssel-Anhänger. Er öffnet die Tür zu einem äußerst musikalischen Zimmer mit Notenschriften auf dem Teppichboden und über dem Bett. Uns interessiert jedoch erst einmal die Speisekarte in der Vetternwirtschaft. Und nach einem leckeren Essen mit Spreewaldgurken fallen wir müde in die bequemen Betten. Auch für das vielfältige Frühstücksbüffet können wir das Hotel guten Gewissens weiterempfehlen.
Als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs mit Kind in Doberlug-Kirchhain
Nach dem geballten Sightseeing- und Kulturprogramm am Samstag zieht es uns sonntags in die Natur. Wir wollen den Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft auf Fahrrädern erkunden. Die Räder leihen wir am Schloss Doberlug. Dort versuche ich auch eine Idee davon zu bekommen, was die Natur in Südbrandenburg auszeichnet.
Das vermittelt eigentlich wunderbar anschaulich und unterhaltsam das Besucherzentrum erlebnisREICH Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft im Schloss. Es wurde just 2019 mit dem Red Dot Award für sein Ausstellungsdesign ausgezeichnet. Anhand verschiedenfarbiger Fäden spinnt es Geschichten rund um verschiedene Themen durch die Kulturlandschaft der Niederlausitz. Die Geschichten kann man sich mit einem Tablet auch digital erschließen. Doch der Junior verliert leider schnell die Lust am Klappen öffnen, Scannen und Geheimnisse lüften. Er drängt aufs Fahrrad und hinaus in die Natur. So erfahre ich nur wenig über die landschaftlichen Besonderheiten der Gegend.
Naturentdecker in der Niederlausitzer Heidelandschaft
Immerhin eines entgeht mir aber nicht: Genau genommen ist auch der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft eine Kulturlandschaft. Denn das Gelände wurde 30 Jahre lang militärisch genutzt. Heute wächst auf den Freiflächen Heide, die jetzt im Spätsommer lila blüht.
Wir sind bei unserem Besuch im Frühsommer froh, dass es in dem Naturpark auch ausgedehnte Waldflächen gibt. So haben wir eine angenehm schattige Radtour an einem sonnigwarmen Tag. Dabei stellen wir auch fest, dass die Landschaft in Südbrandenburg gar nicht so flach ist, wie sie vom Höhepunkt der F60 herab aussieht. Nach leichtem bergauf und bergab durch die Hügellandschaft sind wir dankbar für ein leckeres, spätes Mittagessen in der Schlossschänke am Doberluger Renaissanceschloss.
Auch dort könnte ich mich nochmal als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs mit Kind betätigen. Doch außer eine halbe Stunde Schlange stehen am Eisladen des Doppelortes Doberlug-Kirchhain, ist mein Sohn zu nichts mehr zu motivieren, bevor wir den Heimweg nach Berlin antreten. Mich heitert der Gedanke auf, dass auch das Schlagestehen auf eine bestimmte Weise Kultur ist: eine Renaissance der DDR-Alltagskultur.
Sucht ihr noch mehr Tipps für den Süden Brandenburgs? Katja vom Wellspa-Portal hat auf einer Pressereise im Elbe-Elster-Land noch weitere spannende Entdeckungen gemacht. Hier gehts zu ihren Tipps: https://wellspa-portal.de/15-coolsten-ausflugsziele-im-elbe-elster-land/
Transparenzhinweis: Zu unserem Wochenende als Kulturschatzsucher im Süden Brandenburgs hat uns die Tourismusmarketing Brandenburg (TMB) eingeladen. In der Berichterstattung hatte ich völlig freie Hand.
Kennt ihr den Süden Brandenburgs? Habt ihr weitere Tipps für uns? Oder Fragen Dann hinterlassenen Kommentar!
Liebe Gela,
ein sehr schöner Bericht und die F60 hab ich natürlich gleich erkannt. 🙂 Wir waren gerade in Elbe Elster unterwegs. Auch ein wenig zum Kulturschatzsucher. Für mich war das tatsächlich schon der zweite Besuch in der Region. 🙂
Liebe Grüße
Tanja
Da hast du mir was voraus, liebe Tanja! Wir werden aber bestimmt auch nochmal hinfahren.
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
Die Anlage von F60 hat mich auch total begeistert. Ich fand es einfach irre so hoch oben über diesen Metallriesen zu spazieren und sich vorzustellen, wie so ein Teil arbeitet. Ja und die Aussicht von dort oben ist einfach klasse!
Die Niederlausitz steht bei uns auch noch auf der Wunschlisten…warum ist das Jahr nur so kurz…
LG, Susanne
Liebe Susanne,
mich hat vor allem diese Stahlkonstruktion beeindruckt. Was da an Details drinsteckt, ist einfach der Hammer!
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
in der Ecke Deutschlands waren wir noch nie unterwegs. Diese Ungetüme, die die Braunkohle abgebaut haben, sind bestimmt sehr eindrucksvoll. Von allen gezeigten Tipps, hat es mir der Kaufmannsladen am meisten angetan. Da könnte ich stunden lang drin stehen und gucken.
Liebe Grüße
Alex
Das stimmt, liebe Alexandra,
der Kaufmannsladen ist echt ein Kleinod! Wunderschön! Und in die Details haben wir uns auch bis zum Museumsschluss vertieft.
Liebe Grüße
Angela
Hallo Angela,
für Deinen Sohn stelle ich mir das auch total spannend vor! Ich finde es so wichtig, dass Kinder viel von unserer Heimat erfahren, und die Museen sind da inzwischen zum Glück oft super eingerichtet.
Was mich total fasziniert ist die Bergbaugeschichte, daher würde ich mir das Besucherbergwerk sicher anschauen. Das habe ich noch nicht gesehen, es muss allein von den Dimensionen ein Wahnsinn sein!
Liebe Grüße
Barbara
Genau so ist es, liebe Barbara! Es ist einfach unglaublich beeindruckend und unbedingt sehenswert!
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
das ist wirklich so ziemlich die einzige Ecke Deutschlands, die uns noch fehlt!
Ich freu mich über die bunte Palette, die Du uns zeigst – da ist sicherlich für jeden aus der Familie etwas dabei!
Nach Afrika soll der Urlaub nächstes Jahr ja etwas bescheidener ausfallen … kommt auf die Liste!
Liebe Grüße!
Ines-Bianca
Brandenburg ist unbedingt eine Reise wert, liebe Ines-Bianca! Wir lassen ja kaum eine Gelegenheit aus für Kurzreisen ins Nachbar-Bundesland und sind immer wieder überrascht!
Liebe Grüße
Angela