Last Updated on 9. Mai 2022 by Gela
Die Hochgebirgs-Stauseen von Kaprun im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern wirken fast wie ein Stück Kanada mitten in Europa. Doch nicht nur die Landschaft ist einzigartig, auch Technik und Geschichte beeindrucken. Deshalb sind die Kapruner Stauseen mit Kind ein ideales Ziel, um verschiedene Interessen unter einen Hut zu bekommen. Unser Tag dort wurde zu einem perfekten Urlaubstag.
Ausflugsziel Kapruner Stauseen mit Kindern
Aber was macht die Stauseen von Kaprun zu einem idealen Ausflugsziel für Familien? Baden kann man dort nicht. Das ist nicht nur zu kalt, siondern auch verboten. Denn die Kapruner Stauseen befinden sich im Nationalpark Hohe Tauern zwischen Großglockner und Großvenediger. Sie liegen malerisch inmitten von mehreren 3000ern und sind damit auf jeden Fall was fürs Auge. Naturliebhaber finden rund um die Hochgebirgsseen außerdem eine große Pflanzenvielfalt. Man kann dort aber auch Technik und Geschichte entdecken. So ist es leicht, an den Stauseen bei Kaprun verschiedene Interessen unter einen Hut zu bekommen. Und damit sind die Kapruner Stauseen ein ideales Ziel mit Kindern.
Was macht einen Tag zu einem perfekten Tag auf Reisen?
Ein perfekter Urlaubstag ist für mich ein freier Tag voller schöner Erlebnisse, der entspannt ausklingt. Am Abend eines solchen Tages schauen mein Sohn und ich uns strahlend an und sagen uns gegenseitig: Das war ein richtig schöner Tag. Als Sabine vom Reiseblog ferngeweht.de sich zum vierten Bloggeburtstag von ihren Reiseblogger-Freunden Geschichten über perfekte Reisetage gewünscht hat, musste ich erstmal überlegen. Wir hatten tatsächlich jede Menge wundervolle Reisetage in diesem Sommer, zum Beispiel gleich am Anfang in Pontresina oder fast am Ende beim Segeln am Chiemsee. 44 Tage hat unser Roadtrip durch die Schweiz, Österreich und Italien nach Korsika gedauert. Und jeder dieser Tage hat wunderschöne neue Entdeckungen und Erlebnisse gebracht. Unser Programm war so bunt wie selten und so rund wie nie. Aber es war stellenweise auch anstrengend.
Eine der entspanntesten Phasen auf der ganzen sechswöchigen Tour haben wir am Eggerhof in Saalbach (Österreich) erlebt. In dem Familienhotel mit Kinderprogramm, Wellnessbereich und Vier-Sterne-Küche haben wir beide (!) uns auf Anhieb wohlgefühlt. Mehr über das Hotel erfahrt ihr in diesem Beitrag: Familienhotel Eggerhof Saalbach – entspannter Urlaub mit Kindern in Österreich.
Wir hätten dort durchgehend eine richtig gute Zeit haben können, wenn es nur beim Wandern nicht plötzlich ständiges Genörgel gegeben hätte. So kannte ich meinen sonst so entdeckungsfreudigen Sohn gar nicht, und diese dauernde Unlust hat mir selbst nach und nach die Lust am Wandern verdorben – und auch so manchen eigentlich perfekten Tag.
Perfekte Kombi: Technik und tolle Natur an den Kapruner Stauseen
Eines Morgens waren in der täglichen Gästezeitung am Eggerhof die Hochgebirgsstauseen von Kaprun empfohlen. Darin hieß es, sie seien in 50 Minuten erreichbar. Weil die Kapruner Stauseen zum Nationalpark Hohe Tauern zählen, hätte ich gar nicht damit gerechnet, dass wir von Saalbach aus so schnell dort sind. Doch die Bilder der Seen haben mich so fasziniert, dass ich unbedingt hinwollte. Und genauso ging es meinem Sohn, als ich ihm erzählt habe, dass man durch die Staumauer laufen kann. Mein unternehmungslustiges Mutterherz hüpfte: Endlich gab es wieder etwas, wofür ich ihn begeistern konnte. Als Jungsmama bin ich da pragmatisch: Wenn die Natur nicht zieht, dann eben Technik. Wenn diese Technik inmitten der wunderschönsten Natur steht: Perfekt für uns beide!
Nach einem echten Genießer-Frühstück am Eggerhof muss ich an diesem Tag gar nicht lange drängeln, bis wir loskommen. Alles läuft wie von selbst und wir sitzen bald im Auto. 45 Minuten später steigen wir auf dem obersten Parkdeck des Parkhauses für die Auffahrt zu den Stauseen wieder aus. Schon die Einfahrt in das Parkhaus ist spektakulär. Wir überqueren einen tosenden Gebirgsfluss, der sich zwischen Felsen hindurch zwängt. Das Parkhaus ist drumherum gebaut.
Am oberen Ausgang des Parkhauses wirkt der Fluss ganz friedlich. Steile bewaldete Gebirgshänge ragen links neben uns auf. Das Kassenhäuschen im Alpenstil liegt rechts. Mit 45 Euro ist die Tour für uns beide nicht gerade ein Schnäppchen. Im Preis inbegriffen ist neben den Transportmitteln Bus – Schrägaufzug – Bus hin und zurück aber auch die Staumauerführung, die stündlich stattfindet.
Zwei Superlative in einem: Lärchwand Schrägaufzug
Schon die erste Busfahrt ist krass. Es geht endlos durch Tunnel, bis wir am Fuß des Lärchwand Schrägaufzugs stehen. Das irrwitzige Konstrukt wirkt wie eine Mischung aus Zahnradbahn und Seilbahn. Breiter als lang wird es auf zwei weit von einander entfernten Schienen an Seilen den steilen Hang hochgezogen. Laut Info-Prospekt stellt der Lärchwand Schrägaufzug gleich zwei Rekorde auf: Er ist der größte offene Schrägaufzug Europas und hat das Schienenfahrzeug mit der weltweit größten Spurbreite. Das beeindruckt nicht nur den Sohn. Auch mich erschlägt die schiere Größe fast.
Auf der Plattform von neun mal fünf Metern Größe finden 185 Leute Platz. Die meisten haben die Handys gezückt und filmen die fünfminütige Auffahrt, bei der wir 430 Höhenmeter überwinden. Gegenüber ragen ebenso steile Hänge in den Himmel aus denen an manchen Stellen kleine Bäche in die Tiefe stürzen. Nicht nur die Technik ist beeindruckend, auch die Naturkulisse.
Am oberen Ausstieg aus dem Lärchwand Schrägaufzug sind wir jedoch noch lange nicht am Ziel. Weiter geht es wieder mit Bussen und wieder durch unzählige Tunnels. Bald taucht der erste der beiden Kapruner Stauseen links neben uns auf. Bäume sehen wir hier oben nur noch vereinzelt.
Insgesamt bringen wir vom Parkhaus aus rund 1200 Höhenmeter hinter uns, bis wir am Moserboden auf gut 2000 Metern Meereshöhe zwischen den zwei Kapruner Stauseen aussteigen.
Überirdische Schönheit: Seen, Gipfel und Gletscher
Die Leute aus den Bussen verlaufen sich schnell in alle Richtungen. Wir bleiben am Kiosk und melden uns gleich zur nächsten Staumauerführung in 15 Minuten an. Bis sie beginnt, habe ich schon 50 Fotos geschossen. Denn ich bin umringt von landschaftlicher Schönheit und weiß gar nicht wohin ich zuerst schauen soll: Zwei riesige türkisblaue Bergseen und rundherum unzählige 3000er Gipfel, viele davon mit Gletscher. Der mächtige Karlingergletscher speist den Mooserbodenstausee. Die Staumauern sind von hier nicht zu sehen. Dafür entdecke ich einige ungewöhnliche Pflanzen hier mitten im Nationalpark Hohe Tauern. Viele von ihnen blühen. Diese Landschaft wirkt nicht mehr wie Österreich; sie erinnert mich an Fotos von Kanada oder Neuseeland und an Patagonien. Es ist einfach überirdisch schön!
Die dunkle Seite dieser strahlenden Schönheit liegt in der Geschichte der Stauseen. Schon bei den ersten Planungen aus dem Jahr 1928 gab es Bedenken wegen der ökologischen Auswirkungen. Doch sie gingen in der Weltwirtschaftskrise unter. Die Bauarbeiten begannen 1938 unter der Nazi-Herrschaft. Der Schrägaufzug stammt aus dem Jahr 1941 und diente dem Materialtransport.
Die Arbeiter aus der Region wurden nach und nach durch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ersetzt. Mehr als 120 von ihnen starben bei den riskanten Bauarbeiten in großer Höhe und oft eisiger Kälte. Davon erzählt die Ausstellung im Besucherzentrum Erlebniswelt Strom. Sie macht auch die technikgeschichtliche Bedeutung der Kraftwerkstechnik und der Staumauern deutlich. Zur Zeit der Bauarbeiten an den drei Talsperren der Kapruner Stauseen gab es demnach weltweit nur neun Talsperren in dieser Größenordnung.
Durch die Staumauer zum Gipfelkreuz
Heutzutage sind an der 107 Meter hohen und 494 Meter langen Moosersperre gelegentlich Kletterer unterwegs. Doch der Beton ist im Kern auch 70 Jahre nach dem Bau noch nicht ausgehärtet, wie wir bei der Staumauerführung erfahren. Obwohl es erst einmal nur sehr viel zu hören und noch gar nichts zu sehen gibt, weil unser Guide Umgebung, Geschichte und Technik detailliert beschreibt, ist der Junior ganz gespannt bei der Sache. Noch spannender wird es, als wir in die Staumauer hineinsteigen. Ein fensterloser Gang führt ganz oben durch die komplette Staumauer. An der Wand laufen Kabel entlang, auf dem Boden stolpern wir gelegentlich über Metallknöpfe, die als Kontrollpunkte dienen. Ein Lot kontrolliert, ob die Bewegungen der Mauer im normalen Rahmen bleiben. Notausgangsschilder zeigen an, in welche Richtung der Ausgang näher ist.
Wir kommen zwischen der Moosersperre und der Drossensperre wieder ans Tageslicht. Dort ragt ein kleiner, aber steiler Berg empor und verspricht eine großartige Aussicht über die beiden Hochgebirgs-Stauseen von Kaprun. An seinen Felswänden zieht sich die Klettersteigarena Höhenburg hoch. Kurz droht die Stimmung zu kippen, weil der Junior selbst diesen kurzen Aufstieg von 15 Minuten verweigern will. Doch schließlich lockt ihn die Aussicht auf einen – recht leicht verdienten – Eintrag ins Gipfelbuch am Gipfelkreuz. Der Ausblick ist rund herum gigantisch, und wieder faszinieren mich die blühenden Pflanzen. Allein sind wir da oben freilich nicht.
Picknick am Fluss bei den Kapruner Stauseen
Zum Selbstläufer wird dagegen der Weg über die zweite Staumauer, die Drossensperre. An ihrem Ende gehen wir noch ein wenig weiter, bis wir an einen natürlichen Gebirgsfluss kommen, der sich in den oberen der beiden Kapruner Stauseen, den Mooserboden-Stausee ergießt. Dort finden wir ein ruhiges Fleckchen für unser mitgebrachtes Picknick. An der steilen Bergwand oberhalb glitzern unzählige Rinnsale, die sich zu dem Fluss zusammenfinden, an dem wir sitzen. Und ganz oben schiebt sich ein Gletscher über den Felsrand.
Auf dem Rückweg holen wir uns am Kiosk noch ein Eis und schließen schnell noch das Kinderquiz ab, das eigentlich mit verschiedenen Wegstationen des rund 30 minütigen Strom Trail vom Mooserboden zum Besucherzentrum Erlebniswelt Strom verbunden wäre. Doch mit dem Wissen aus der Staumauerführung und der Ausstellung fällt uns das Quiz auch ohne die Hinweise am Weg leicht. Mit einem Bogen Aufkleber in der Hand geht es – diesmal über die Staumauer – zurück zum Bus zum Schrägaufzug zum Bus zum Parkhaus … – und mit dem Auto zum Eggerhof.
Dort freuen wir uns über eine tolle Überraschung: Das 4-Gänge-Abendmenü wird an diesem Tag im Garten an der Almhütte serviert. Als Hauptgang gibt es ein Grillbüffet. Das hält den Junior zwar etwas länger bei Tisch als sonst. Doch als er fertig gegessen hat, springt er wie jeden Abend auf und düst mit den anderen Kids ab. Zum Glück macht das gar nichts. Denn ich komme wie schon am Vorabend mit den Eltern seiner Freunde ins Gespräch. Ganz in Ruhe kann ich das leckere Essen genießen. Ich freue mich über die nette Gesellschaft und über einen perfekten Urlaubstag.
Mehr über den Nationalpark Hohe Tauern und perfekte Reisetage
Mehr über andere Teile des Nationalparks Hohe Tauern erfahrt ihr im Urlaubsreise.blog. Wart ihr auch schon an den Kapruner Stauseen? Dann bin ich gespannt auf eure Eindrücke. Wollt ihr wissen, wie ein perfekter Tag beim Reisen mit Kindern noch aussehen kann? Dann seht euch den Beitrag von Lena zur Blogparade an, die mit ihrer Familie einen perfekten Tag in Irland erlebt hat. Ina wiederum fand es perfekt, einen Tag mit Kindern im Disneyland Paris zu verbringen. Noch mehr Geschichten und Gesichter, wie ein perfekter Tag auf Reisen aussehen kann, hat Sabine in ihrem Aufruf zur Blogparade gelistet. Schaut doch mal rein!
Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag kann nach deutscher Rechtsprechung Werbung enthalten, obwohl es kein bezahlter Beitrag ist, etwa weil Marken gezeigt oder verlinkt sind. Mehr dazu (und über unseren ganzen Sommerroadtrip).
Transparenzerklärung: Unser Aufenthalt im Hotel Eggerhof in Saalbach fand auf Einladung statt. Den Ausflug zu den Kapruner Stauseen mit Kind habe ich auf eigene Faust und Kosten unternommen.
Das ist ja ein schöner Beitrag an der Blogparade und sehr verständlich das es ein perfekter Tag war! Ich war da noch nicht, aber das merke ich mir auf jeden Fall, klingt super!
LG aus Norwegen
Ina
[…] Unterwegs mit Kind: Ein perfekter Tag an den Kapruner Stauseen mit Kind […]
Das sieht ja toll aus dort! Kein Wunder, dass dieser Tag zu Euren schönsten gehört. Danke fürs Teilnehmen an meiner Blogparade!
Liebend gern, Sabine!
Mir einen perfekten Reisetag in Erinnerung zu rufen, ist eine meiner liebsten Beschäftigungen 😉