Last Updated on 21. Juni 2024 by Gela
Wer kennt nicht Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga oder Ronja Räubertochter? Die Helden und Heldinnen der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren habe schon ich als Kind geliebt und auch mein Sohn hat sie entdeckt. Klar also, dass wir in Schweden auf den Spuren von Astrid Lindgren unterwegs waren. Mehr als das: Wir sind regelrecht in Astrid Lindgrens Welt eingetaucht – und das nicht nur im gleichnamigen Freizeitpark im Vimmerby.
Astrid Lindgrens Värld – Erfahrungsbericht
Steht da wirklich „Lönneberga“ auf dem Straßenschild oder halluziniere ich langsam inmitten all dieser Bullerbü-Idylle in der südschwedischen Provinz Småland? Gut eine Stunde sind wir nun schon auf ruhigen schwedischen Landstraßen unterwegs in Richtung Vimmerby, der Heimatstadt der vielfach ausgezeichneten und vielgelesenen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Dort lockt der Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt (schwedisch: Astrid Lindgrens Värld). Aber in Astrid Lindgrens Welt sind wir eigentlich schon jetzt. Alles, aber wirklich alles, an der Landschaft und den Dörfern in Småland ist wie in einem Astrid-Lindgren-Film. Wir fahren durch die natürliche Kulisse dieser Filme: Hin und wieder leuchtet eines der typischen roten Holzhäuser aus einer blühenden Wiese zwischen weiten, lichten Wäldern mit grün bewachsenen Felsen und hineingetupften Seen. Jederzeit könnte ein Michel aus einem dieser Häuser hüpfen – oder ein Emil, wie er in Schweden heißt…
Und dann steht da völlig unverhofft das Straßenschild in Richtung Lönneberga. Ich hätte es glatt übersehen, wenn nicht meine Beifahrerin, die Weltwunderer-Frau Jenny, mich darauf aufmerksam gemacht hätte. Und offen gestanden: Ich wusste gar nicht, dass es den Ort wirlich gibt. Ich hatte ihn für eine Erfindung von Astrid Lindgren gehalten. Mit drei friedlichen Kindern auf der Rückbank fahren wir bei einer Bloggerreise auf Einladung von Småland Turism mit Unterstützung von Novasol und TT Line im Juni 2017 in die Küstenstadt Västervik mit ihrem Schärengarten.
Ferien auf Saltkrokan Hasselö
Kaum auf der Fähre, kommen mir Astrid Lindgrens „Ferien auf Saltkrokan“ in den Sinn. Unzählige kleine und große Felseninseln lassen wir hinter uns, bis wir auf Hasselö an Land gehen. Wie Saltkrokan vor Stockholm ist Hasselö vor Västervik die letzte Insel im Schärenarchipel. Die Fähre nimmt von dort wieder Kurs aufs Festland. Am Bootsteg stehen zwar kein großer Hund und kein kleines Mädchen, um uns zu empfangen, dafür aber Quads, mit denen wir die Insel kennenlernen. Die findet mein Sohn mindestens so toll wie der kleine Melcherson im Astrid Lindgren-Buch den großen Hund.
Während die Familie Melcherson auf Saltkrokan allerdings den ganzen Sommer verbringt – und nicht nur einen -, bleibt uns auf Hasselö leider nur ein kurzer Tag. Das reicht aber völlig, um uns mit dem Schäreninsel-Virus zu infizieren, der auch Melchersons befällt. Das stille und malerische Hasselö zieht uns sofort in den Bann. Irgendwann kommen wir wieder…
Vimmerby: Astrid Lindgrens Heimatstadt in Småland
Am nächsten Tag geht es erneut mit dem Auto durch die småländische Bilderbuchlandschaft, diesmal mit Ziel Vimmerby. Auf der Rückbank hibbelt ein kleiner Michel-Fan einem großen Ereignis entgegen. Er freut sich unüberhörbar auf den Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt.
Wieder kommen wir auf dem Weg an einem Ort vorbei, den mein Junior aus seinen Michel-Büchern gut kennt: In Mariannelund grüßt Michel aus der Suppenschüssel von einer großen Holztafel. Wir sind beide viel zu neugierig auf den Freizeitpark, um so kurz vor dem Ziel Pause zu machen und fahren ohne Stopp durch das kleine Städtchen nach Vimmerby.
Der Freizeitpark ist sehr gut ausgeschildert und auch ohne Navi nicht zu verfehlen – ganz im Gegensatz übrigens zu Astrid Lindgrens Näst – dem Wohnhaus der 2002 verstorbenen Schriftstellerin – das wir im Anschluss an den Besuch im Freizeitpark nicht offen finden. Mehr darüber und über Vimmerby im Blog Go out Be crazy – inklusive Tipps zur Anreise, Übernachtung etc.
Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt: Von Katthult zur Mattisburg
Der Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt teilt sich in Themen-Regionen. Zu den bekanntesten Buchmotiven gibt es Open-Air-Theaterbühnenlandschaften mit lebensgroßen Kulissen. Hier springt Pippi Langstrumpf vom Dach der Villa Kunterbunt, dort sperrt Michel seinen Vater in der Trissebude ein, und in Ronja Räubertochters Felsenburg öffnet sich donnernd der Höllenschlund … Im Prinzip könnten wir den ganzen Tag irgendein anderes Stück sehen. Dass sie auf Schwedisch aufgeführt werden, stört uns Astrid Lindgren-Fans Null, denn die Handlung ist auch so zu verstehen oder sowieso bekannt.
Zwischen den Schauspielaufführungen stehen die Kulissen zum Erkunden offen. Natürlich wollen wir den Tischlerschuppen mit Michels Schnitzwerken sehen. Und tatsächlich schließt mich mein frecher, wilder, wunderbarer Sohn, der Lausejunge, in die Trissebude ein. Nachher geht er noch einige Male auf dem (tiefergelegten) Balken zwischen einem vermeintlichen Tischlerschuppen und einer Spielplatz-Vorratskammer balancieren.
Auf dem Weg zum nächsten Themenland begegnen wir den dummen Räubern und Polizisten aus Pippi Langstrumpf. Fasziniert und amüsiert zugleich sehen wir der Szene zu, auch wenn wir kein Schwedisch verstehen. Die Schauspieler sind immer wieder auf den Wegen anzutreffen.
Astrid Lindgrens Welt: Freizeitpark mit Freiraum für Spiel und Fantasie
Doch zwischen den verschiedenen Theaterwelten gibt es noch mehr zu entdecken. Kleine Kinder können in einem Miniaturland herumklettern, sich als Däumling winzig klein auf übergroßen Möbeln fühlen oder in einer Scheune voller Stroh toben. Letztere habe ich meinem Sohn schlicht verheimlicht, weil wir sonst nie und nimmer bis zur Mattisburg gekommen wären. Denn es gibt auch noch jede Menge Spielplätze auf dem Gelände: Rutschen, Schaukeln, Kletterbäume Seilzugfähren … – und einen tollen Parcours für das beliebte Spiel „Nicht den Boden berühren“. Außerdem leben Schafe, Ziegen und Pferde auf dem Gelände und natürlich fehlt auch Michels Knirpsschweinchen nicht.
Klar, dass es mehrere Restaurants, Imbisse und Souvenirläden gibt. An einer Emil-Mütze kommen wir nicht vorbei und Pippi Langstrumpfs Krumulör-Packungen nehmen wir gleich auf Vorrat für alle Freunde in Berlin mit – schließlich helfen die Wunderpillen gegen und für alles und vor allem halten sie ewig jung.
Wer im Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt spektakuläre Attraktionen mit großem Adrenalinkick sucht, wird jedoch eher enttäuscht. Achterbahnen und Fahrgeschäfte gibt es nicht. Doch mir hat es gerade gut gefallen, dass der Freizeitpark auf die laute bunte Unterhaltungsmaschinerie verzichtet und dafür einfache, naturnahe Spielmöglichkeiten bietet. Das passt ganz hervorragend zu Astrid Lindgrens Ideen- und Wertewelt, denn es regt die eigene Fantasie an.
Katthult und in Bullerbü: Zu Besuch bei Michel aus Lönneberga
Es ist schon spät, als wir uns vom Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt losreißen. Doch auf dem Heimweg wollen wir noch einige Drehorte der Filme besuchen. Ein eigenes Astrid-Lindgren-Filmmuseum ist inzwischen übrigens ganz in der Nähe von Vimmerby entstanden. Bei unserem Besuch in Astrid Lindgrens Heimat war es jedoch noch nicht geöffnet.
Dafür laufen wir durch die Kulissen von Bullerbü. Die drei Höfe stehen dicht beieinander. In den Gärten blühen Anfang Juni idyllisch die Wiesen und Obstbäume. Kein Mensch ist zu sehen, außer Touristen auf dem Weg. Wir fragen uns, ob jemand hinter den garantiert tausendfach fotografierten Gardinen wohnt und wie es sich wohl anfühlt, wenn das eigene Haus Berühmtheit erlangt. Ich komme mir vor wie ein Eindringling. Denn eigentlich sind die Häuser von Bullerby schöne rote Holzhäuser wie andere auch. Aber durch die Astrid-Lindgren-Filme sind sie zu einem Wahrzeichen Schwedens in der Welt geworden.
Ganz anders fühlt sich der Besuch auf dem Katthult-Hof an. Das Hofgelände ist als Freilicht-Museum eingerichtet. Leider sind die Gebäude schon geschlossen, als wir nach sechs Uhr abends kommen, doch der Hof steht offen und der ist unverkennbar das Katthult, das wir aus den Filmen kennen: Ein Brett führt vom Tischlerschuppen zum Fenster der Vorratskammer in der großen Scheune. Durch die Fenster des Tischlerschuppens erspähen wir die Holzfiguren.
Die Trissebude steht am Rand des Grundstücks. Das Haus von Knecht Alfred ist komplett eingerichtet. Obendrauf gibt es auch noch einen Spielplatz. Nur das Haupthaus, das nach wie vor bewohnt wird, ist nicht zugänglich. Für meinen Möchtegern-Michel bleibt es daher bei einem sehnsuchtsvollen Blick über den Gartenzaun.
Mehr Infos für den Schweden Urlaub mit Kindern
Mehr über den Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt und das Astrid Lindgren Film Museum:
Das schreiben andere über den Freizeitpark Astrid Lindgrens Welt:
- Weltwunderer-Frau Jenny war bei weitem nicht so begeistert wie wir, gibt aber gute Tipps und Infos für den Besuch, die wir komplett unterschreiben können: https://www.weltwunderer.de/astrid-lindgren-welt-smaland/
- Ines von Viermal Fernweh und ihre Familie dagegen hat der Freizeitpark Astrid Lindgren Welt genauso viel Spaß gemacht wie uns und sie hat noch mehr fotografiert: http://viermalfernweh.de/2013/06/astrid-lindgrens-welt/
- Geertje von der nordicfamily hat mit ihrer Familie im Feriendorf der Astrid Lindgrens Welt übernachtet: https://www.nordicfamily.de/besuch-bei-astrid-lindgren/
- Ina von Mit Kind im Rucksack und ihre Familie fanden das Konzept der Astrid Lindgrens Welt auch gut und haben auch das Wohnhaus der Autorin besucht: https://www.mitkindimrucksack.de/auf-den-spuren-astrid-lindgrens-in-vimmerby/
Mehr über Schweden Urlaub mit Kindern in Småland
- Småland aktiv – Entdeckungen bei einer Familienreise nach Schweden
- Und am Ende der Straße liegt ein Haus am See …
- Ein perfekter Tag in Gränna
- Wo der Elch knutscht
Transparenzerklärung: Meine Reise nach Småland wurde unterstützt vom Ferienhausanbieter Novasol und der Fährgesellschaft TT Line. Wir danken SmålandsTurism, Västervik Framåt und der Astrid Lindgrens Värld für eine wunderschöne Zeit.
Endlich mal ein Reiseblog mit Kind! Werde ich in den nächsten Jahren brauchen, deine Tipps 🙂 Danke für die tollen Einblicke, werde mich sofort mal einlesen
Viel Spaß! Du wirst bestimmt bald feststellen, dass auch mit Kind superschöne Reisen machbar sind.
Liebe Grüße
Angela
Ganz toller Artikel. Am besten wir warten noch 2 Jahre, dann ist little J alt genug und big J noch nicht zu alt 🙂
Ich glaube, dafür kann man gar nicht zu alt sein 😉
Liebe Grüße!
Doch, kann man – siehe mein Beitrag :-/ Die große Tochter war mit ihren 12 Jahren einfach schon zu cool, um in die Astrid Lindgren Welt „einzutauchen“. Und die Kleine verstand das Konzept mit ihren 3 Jahren einfach noch nicht, auch wenn wir Lotta und Pippi schon eingeführt hatten. Sie hatte aber durchaus ihren Spaß beim Einfach-nur-so-Spielen in der Anlage, die ja wirklich schön ist.
Danke für die Verlinkung – und ja, ich stehe weiterhin dazu, dass man die Astrid Lindgren Welt auch nicht mögen darf 😉 Unsere gemeinsame Zeit in Smaland haben wir trotzdem sehr genossen und denken sehr gern daran zurück!
LG
Jenny
So ein ein schöner Artikel, ich finde auch da kann man auch gut ohne Kinder hin! Wir waren inzwischen ja schon 2x dort und wenn die Kleinste etwas grösser ist und Astrid Lindgrens Geschichten kennt, dann fahren wir sicher noch mal!
Danke für verlinken.
Lg aus Norwegen
Ina
[…] Angela von Unterwegsmitkind war auch in Schweden auf den Spuren von Astrid lindgren unterwegs. Ihre Tipps könnt ihr hier lesen: https://unterwegsmitkind.com/2018/06/04/schweden-mit-kindern-freizeitpark-astrid-lindgrens-welt/ […]
Da kriege ich gleich wieder akutes Schwedenweh. Auch wenn meine Kinder schon größer sind, könnte ich glatt nochmal die Astrid Lindgren Värld besuchen. Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. 😉
Danke fürs Verlinken und liebe Grüße, Ines
Liebe Ines,
ich glaube, da kann man auch ohne Kinder hin. Haben wir nicht alle genug Krumuluspillen geschluckt 😉
Liebe Grüße
Gela
Super schöner und ausführlicher Artikel mit tollen Fotos – danke, ich bin schon wieder sehnsüchtig…
Das ging mir beim Schreiben genauso und erst recht beim Fotos heraussuchen!
Liebe Grüße