Den Nationalpark Unteres Odertal im Nordosten von Brandenburg kann man durchaus noch als Geheimtipp bezeichnen. Wasser, wilde Wiesen und Weite prägen die ungewöhnliche Flusslandschaft, die vielen seltenen Tieren Zuflucht bietet. Wir waren im Nationalpark Unteres Odertal Wandern und Fahrradfahren und haben euch Tipps, Tourenvorschläge und die wichtigsten Infos mitgebracht.
Nationalpark Unteres Odertal – Unsere Erfahrungen
Den Nationalpark Unteres Odertal habe ich mit meinem Sohn im Corona-Frühling 2020 entdeckt. Wir hatten einen Garten am Rand des Nationalparks gemietet und wollten ausprobieren, ob eine Scholle in Brandenburg was für uns wäre.
Als Gartenbesitzer haben wir natürlich auch den einen oder anderen Ausflug in die Umgebung unternommen. Vier Touren kann ich euch empfehlen. Unser Gartenexperiment haben wir nach drei Monaten Probezeit abgebrochen. Das hatte verschiedene Gründe, unter anderem die Lage.
Wo liegt der Nationalpark Unteres Odertal?
Der Nationalpark Unteres Odertal liegt im Nordosten Brandenburgs, im Landkreis Uckermark an der Grenze zu Polen. Gemeinsam mit dem polnischen Schutzgebiet auf der anderen Seite der Oder bildet er den Internationalpark Unteres Odertal.
Die größte Stadt auf der deutschen Seite des Nationalparks ist Schwedt. Die eher industriell geprägt Stadt liegt rund 100 Kilometer über die A11 von Berlin entfernt. Touristisch bedeutsamer ist das etwas kleinere Angermünde mit seinem historischen Stadtkern, etwa 80 Kilometer von Berlin entfernt. Unser Garten lag etwas weiter südlich. Doch wir brauchten für den einfachen Weg rund zwei Stunden – zu lang um einen Garten regelmäßig zu pflegen, fanden wir.
Als Unteres Odertal wird der Abschnitt der Oder nach dem Oderbruch bezeichnet. Das Tal erstreckt sich von Hohensaaten bei Oderberg im Süden bis zur Odermündung ins Stettiner Haff im Norden bezeichnet. Das Nationalparkschutzgebiet ist etwas kleiner. Es beginnt beim Doppel-Dorf Lunow-Stolzenhagen im Süden und reicht bis zum Gartzer Ortsteil Staffelde im Norden. Die Nationalparkverwaltung bietet eine detaillierte Karte als pdf zum Download an: https://www.nationalpark-unteres-odertal.eu/wp-content/uploads/2016/10/Karte-UO-web-27-3-15.pdf
Steckbrief Nationalpark Unteres Odertal Lage: Nordost-Brandenburg, an der Grenze zu Polen und Mecklenburg-Vorpommern Größe: zirka 50 km lang, maximal 5 km breit Gründung: 1995 Landschaftstyp: Flussaue
Nationalpark Unteres Odertal: Landschaft
Die Natur im Nationalpark ist sehr speziell. Ich habe so eine Auenlandschaft tatsächlich noch nie vorher gesehen.
Feuchte Wildwiesen bedecken den größten Teil der Fläche. In anderen Teilen des Nationalparks herrscht dichter Laubmischwald vor. Das gilt vor allem für die Hänge am östlichen Rand des Nationalparks.
Auf den weiten Wiesen in der Oderniederung wachsen vereinzelt uralte Weiden. Die Oder zieht mit ihrem Hauptstrom und einem Nebenstrom an beiden Seiten des Tals entlang. Dazwischen verzweigt sie sich in unzähligen Kanälen, Prielen und Teichen.
Polder nennt man diese Überschwemmungsgebiete auch. Ihr Vorbild haben sie in Holland. Für den Hochwasserschutz haben sie sich jedoch auch an der Oder bereits bewährt.
Tiere im Nationalpark Unteres Odertal
Inzwischen haben die Biber die Menschen als Landschaftsarchitekten im Nationalpark Unteres Odertal abgelöst. Sie bauen kleine Priele zu größeren Wasserflächen aus. Fischotter fühlen sich dort ebenso zuhause wie Wasservögel und Sumpfvögel, Amphibien und Insekten.
Vogelbeobachter haben besonders im Frühling und Herbst ihre Freude, wenn neben Wildgänsen und zahlreichen anderen Zugvögeln auch Kraniche im Odertal Rast machen. Alljährlich Ende September / Anfang Oktober veranstaltet der Nationalpark die Kranichwoche und Ende Januar / Anfang Februar stehen die Singschwäne im Mittelpunkt.
Teile des Nationalparkgebietes werden aber auch beweidet – von Konikpferden, Auerochsen (im Süden), Wasserbüffeln (im Norden) und Wisenten (bei Criewen).
Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Unteres Odertal
Die größte Sehenswürdigkeit ist die Natur. Sieh sie dir an. So könnte man in Abwandlung des Tucholski-Zitates sagen. Gelegenheit für einen Blick von oben auf die Auenlandschaft gibt es zum Beispiel am Burgturm in Stolpe oder am Aussichtsturm Stützkow. Weitere Beobachtungstürme gibt es in Mescherin, Gartz und am Wrechsee.
Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Unteres Odertal findet man aber auch in einigen der Orte am Rand des Nationalparks.
- Stolzenhagen hat einen alten Dorfkern mit viel Fachwerk, selbst am Kirchturm. Ein Geologischer Garten am Ortsrand von Stolzenhagen zeigt verschiedene Findlinge aus der umliegenden Eiszeitlandschaft.
- Stolpe wird vom massigen historischen Burgturm überrragt.
- In der Gutsanlage Criewen ist das Besucherzentrum Nationalparkhaus mit einer familientauglichen Ausstellung zum Anfassen und Mitmachen angesiedelt. Eines der Highlights in dem Museum ist das große Oder-Aquarium.
- In Schwedt gelten der Berlischky Pavillon und das Jüdische Ritualbad als bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten. Mit Kindern lockt auch das Erlebnisbad Aquarium.
Weitere Ausflugsziele in der Umgebung des Nationalparks:
- Angermünde hat einen historischen Marktplatz (mit Eiscafé).
- Auf dem Straußenhof Angermünde gibt es immer wieder Straußenküken zu sehen und Straußenprodukte zu kaufen.
- Ganz in der Nähe ist das NaBu-Zentrum Blumberger Mühle einen Besuch wert.
- Der Parsteinsee lädt im Sommer zum Baden ein.
- Dort ist das Ökodorf Brodowin mit Hofladen und Hofcafé nicht weit (und von dort wiederum das berühmte Kloster Chorin).
- Weitere Bademöglichkeiten gibt es am Wolletzsee.
- Dort grenzt das Unesco Biosphärenreservat Buchenwald Grumsin direkt an.
- Angeln kann man auch an vielen kleineren Seen.
- Auch Ausflüge nach Polen, etwa nach Stettin und zum Stettiner Haff bieten sich an.
Was kann man im Nationalpark Unteres Odertal machen?
Der Nationalpark Unteres Odertal lädt vor allem zum Wandern, zum Fahrrad fahren und zur Tier- und Vogelbeobachtung ein. Bestimmt ist das Gebiet auch ein traumhaftes Revier für Paddler. Allerdings sind Ausflüge mit dem Kanu laut Nationalpark-Gesetz nur im Rahmen von geführten Touren erlaubt. Das dient zum einem dem Naturschutz, zum anderen sind die Wasserwege aber auch so unübersichtlich, dass man sich dort leicht verirren kann.
Geführte Kanutouren starten meistens in Criewen. Es gibt sie in vielen Varianten von 1-2 Stunden bis zur Ganztagstour mit Picknick oder einer Kanutour in den Sonnenuntergang. Eine Voranmeldung ist nötig. Wir konnten leider keinen Termin buchen, wollen das aber noch nachholen.
Tourismusverein, Verwaltung und Besucherzentrum des Brandenburger Nationalparks bieten mit ihren Partnern ein umfangreiches Programm weiterer Veranstaltungen. So kann man etwa mit der Naturwacht auf botanische Führungen gehen. Einen Überblick über die Veranstaltungen bietet die jährlich erscheinende Broschüre des Nationalparks, die unter folgendem Link als Pdf-Download zur Verfügung steht: https://www.nationalpark-unteres-odertal.eu/wp-content/uploads/2020/12/vk_20221.pdf
Nationalpark Unteres Odertal: Wandern und Fahrrad fahren
Wenn ihr individuell im Nationalpark unterwegs sein wollt, dann können wir euch folgende Touren aus eigener Erfahrung empfehlen.
Von Lunow an die Oder durch Bibergelände und Rinderweiden
Eigentlich wollten wir durch den südlichsten Teil des Nationalparks wandern. Aber an dem Tag, den wir uns ausgesucht hatten, war es so stürmisch, dass wir nach einem kurzen Blick auf den Oderstrom auf direktem Weg zurück nach Lunow gegangen sind.
Unser Ausgangspunkt ist die Brücke an der Fischerstraße. Dort findet sich eine Infotafel über den Nationalpark. Wir nehmen den kürzesten Weg Richtung Osten zur Oder. Dieser Wanderweg führt zwischen mächtigen alten Weiden hindurch. Ihre langen Äste peitschen und knarzen im Sturm. So verweilen wir lieber nicht länger in ihrer Nähe, um das Bibergelände am Wegrand zu studieren. Weiter vom Hauptstrom der Oder entfernt sehen wir in der Ferne Rinder.
Unser kurzer Spaziergang von etwa 3 Kilometer Länge war trotz des widrigen Wetters erlebnisreich. Der Sturm hat uns bei dieser kleinen Kennenlern-Tour direkt einen Eindruck von der Wildnis und der Macht der Elemente im Nationalpark Unteres Odertal vermittelt. Der Wanderweg ist im übrigen auch für Kinderwagen oder als Radweg geeignet.
Im Nationalpark Unteres Odertal Wandern auf dem Burgwall von Stolzenhagen
Ein starker Kontrast zu dieser Tour ist die Wanderung auf dem Burgwall von Stolzenhagen. Dabei bewegen wir uns am Hang auf der Westseite der Oderniederung.
Unser Wohnmobil parken wir auf dem großen Parkplatz am Ortseingang von Stolzenhagen an der Lüdersdorfer Straße und gehen geradeaus in den Ort hinein. An der Ecke Weinbergstraße / Burgwall folgen wir dem Burgwall. Die Straße geht bald in einen Weg über, der am Steilhang nach links abbiegt.
Über einen schmalen Pfad gehen wir weiter durch den dichten, wildwüchsigen Wald am Steilhang entlang. Nur an einer Ecke gibt er den Blick auf das Odertal frei. Dort steht eine große Bank zum Relaxen. Wieder biegt der Pfad scharf nach links ab. Bei der nächsten Gelegenheit nehmen wir einen schmalen Trampelpfad den Hang hinab in den unteren Ortsteil.
Wir folgen der Straße Kietz zum idyllisch gelegenen Campingplatz. Von dort nehmen wir die Ernst-Thälmann-Straße an der Dorfkirche vorbei zum Geologischen Garten, und kommen nach knapp vier Kilometern in einem weiten Bogen zum Ausgangspunkt zurück.
Mit dem Fahrrad von Stolzenhagen zum Beobachtungsturm Stützkow
So sehr ich das Wandern liebe, so gern habe ich den Nationalpark Unteres Odertal mit dem Fahrrad erkundet. Kaum Steigungen und endlose autofreie Wege, die an vielen Stellen abgekürzt werden können: Das sind ideale Voraussetzungen für eine Fahrradtour mit Kindern.
Unsere Fahrradtour von Stolzenhagen zum Aussichtsturm Stützkow ist etwa 18 Kilometer lang und damit auch für Anfänger zu schaffen (wenn kein Wind bläst). Wir folgen auf dem Hinweg der Alten Oder am Westrand des Odertales nordwärts. Auf den weiten Wildwiesen rechterhand sehen wir immer wieder große Vögel – vor allem Schwäne und Gänse.
Zu einem Besuch im Dorf Stolpe und dem Aufstieg zum weithin sichtbaren Burgturm war mein Sohn nicht zu überreden. Doch direkt danach folgen die landschaftlichen Highlights der Radtour. Wir fahren an ausgedehnten Teichen vorbei, die von zahlreichen Schilfinseln unterbrochen sind.
Als der Fahrradweg sich von der Westoder trennt, ändert sich die Landschaft abrupt. In einem Kiefernwald machen wir Picknick auf großen Steinblöcken. Anschließend durchqueren wir eine trockene Heidefläche zum Beobachtungsturm Stützkow. Dort oben staunen wir über den schier endlosen Blick auf die Oder und die Oderauen.
Auf dem Rückweg folgen wir dem Oder-Radweg, der direkt am Hauptstrom der Oder entlang führt. Nur selten ist der Fluss selbst zu sehen, denn sein Ufer ist mit einem dichten Schilfgürtel bestanden. Immer wieder ragen Dämme aus großen Schottersteinen mitten in den Fluss hinein. Ein Oderdampfer zieht vorbei und erinnert daran, dass der Strom nicht nur ein Naturidyll, sondern auch ein wichtiger Wasserweg ist.
Fahrradtour von Parsteinsee nach Brodowin
Diese Fahrradtour grenzt zwar an den Nationalpark Unteres Odertal an, führt aber durch eine andere geschützte Landschaft mit komplett anderem Charakter. Nur wenige Kilometer vom Nationalpark entfernt beginnt das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Der Ort Parsteinsee liegt quasi auf der Grenze zwischen den beiden Schutzgebieten – am gleichnamigen See.
Wir biegen am südlichen Ortsausgang mit den Fahrrädern nach rechts Richtung Campingplatz ein und folgen der Straße am Seeufer entlang. Weil hier die Kröten wandern ist die Straße für den Autoverkehr zeitweise gesperrt. Wir haben sie praktisch für uns. Bald wird die Landschaft hügelig. Wir kommen wir durch das Dorf Pehlitz mit Bio-Dorfladen und großem Storchennest auf dem Dorfplatz.
Einen Stopp legen wir am Kleinen Rummelsberg ein.Infotafeln erzählen dort etwas über die Landschaft im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, über die wir aber schon quasi alles wissen, seit wir im Besucher- und Informationszentrum Geopark Groß Ziethen waren. Doch der Blick vom Kleinen Rummelsberg über die Seenlandschaft rundum ist den Stopp und den Aufstieg allemal wert.
Bis nach Brodowin ist es nun nicht mehr weit. Der Ort ist allen Berlinern ein Begriff, die sich auch nur gelegentlich mit Biokost ernähren. Denn das ganze Dorf nennt sich Ökodorf Brodowin. Unter Coronabedingungen hat sich mir nicht ganz erschlossen warum. Zum lohnenden Ziel wurde er für uns durch den Einkauf im Hofladen und das anschließende Picknick mit frischem Latte Macchiato und leckerem Kuchen.
Nationalpark Unteres Odertal: Unterkunft
Ihr findet den Nationalpark Unteres Odertal spannend und sucht nun eine Unterkunft. Als (ehemalige) Gartenbesitzen können wir euch aus eigener Anschauung leider nichts empfehlen – außer zwei Campingplätze. Der Platz in Stolzenhagen sah wirklich sehr idyllisch aus. Er liegt direkt an der Alten Oder. Da er aber coronabedingt geschlossen war, können wir die Sanitärs nicht beurteilen.
Ähnliches gilt für den Campingplatz am Parsteinsee. Dieser Camping liegt direkt am See. Das öffentliche Strandbad ist gleich nebenan. Auf dem Platz sind viele Dauercamper, aber auch dort war alles zu, als wir dort waren.
Ihr sucht eine Ferienwohnung, ein Ferienhaus, ein Zimmer in einem Hotel oder einer Pension? Dann wendet euch an die Tourismuszentralen in Schwedt oder Angermünde oder gebt den Nationalpark Unteres Odertal als Ziel im Suchformular bei booking.com hier rechts auf der Seite ein.
Liebe Angela, superschön, dein Artikel weckt Erinnerungen. Wir waren vergangene Spätsommer ein paar Tage im Nationalpark und denken noch gerne an diese Idylle zurück. Wir standen mit unserem Bus auf dem kleinen Womo-Stellplatz in Stolzenhagen direkt hinterm Deich. Allabendlich zum Sonnenuntergang flogen die Wildgänse in Megaformationen ein. Kitschig, aber magisch. Danke fürs Erinnertwerden! Viele Grüße von Gabi und Michael
Auf den Stellplatz will ich auch unbedingt mal! Na, wir haben da ja auch noch was vor …
Liebe Grüße
Angela
Quietsch! Die Straußenbabies sind ja süß. Brandenburg geht immer, ist für uns nur leider viel zu weit weg. Daher freue ich mich umso mehr, dass wir nächste Woche nach Jahren mal wieder, jobtechnisch dorthin reisen werden. Im Odertal war ich jedenfalls auch noch nie. Kommt direkt auf die To-See-Liste. GlG, Nadine
Liebe Angela,
das sieht alles sehr idyllisch aus und die Straußen sind ja wirklich niedlich und etwas Besonderes, was man nicht an jeder Ecke zu sehen bekommt.
Liebe Grüße aus dem Münsterland,
Sina