Erfahrungen mit Corona-Urlaub – ein Blogstöckchen

Allein auf weiter Flur im Wohnmobil - mit Abstand der beste Corona-Urlaub

Wie sind meine Erfahrungen mit Corona-Urlaub? Was wurde aus unseren Reiseplänen? Was ist anders als sonst? Diese und weitere Fragen zum Reisen während der Pandemie beantworte ich in diesem Blogstöckchen.

Ein Blogstöckchen

Über unseren Balkan-Roadtrip 2020 habe ich ja schon berichtet. Hier geht es jetzt ganz speziell um meine Erfahrungen mit Corona-Urlaub. Darüber berichte ich euch heute im Rahmen eines Blogstöckchens.

Ihr wisst nicht was ein Blogstöckchen ist? Am einfachsten könnte man es als eine Interview-Reihe bezeichnen. Blogger*innen stellen einem*r anderen Blogger*in Fragen, und das geht immer so weiter.

Im Fall des Corona-Urlaubs-Blogstöckchens reichen sich bislang übrigens durchgehend Bloggerinnen das Blogstöckchen weiter – und zwar noch dazu lauter Familienreisebloggerinnen. Vielen Dank fürs Weiterreichen an Dagmar vom Flipflopblog!

Meine Erfahrungen mit Corona-Urlaub

Was waren eure ursprünglichen Reisepläne für den Sommer 2020?

Wir hatten keine. Und das war auch gut so. Seit wir mit dem Wohnmobil reisen, gehe ich das ganz entspannt an. Ich habe eine lange Liste von Orten, Gegenden und Ländern, die ich noch kennenlernen oder gerne wieder besuchen will und entscheide meist recht kurzfristig, welches dieser Ziele wir im nächsten Urlaub angehen. Die Herbstferien beginnen in nicht mal einer Woche, und ich könnte euch heute noch nicht sagen, ob wir den Pfälzerwald ansteuern, in Franken und Westfalen bleiben, wo Familienbesuche anstehen, oder vielleicht doch einen Abstecher in die Südalpen machen…

Ähnlich war es im Sommer. Auf der Liste standen Nordspanien, Nordfrankreich, Großbritannien (alles!) und Norwegen – und das schöne Slowenien, für das ich mir beim ersten Besuch nur fünf Tage Zeit genommen hatte. Ungefähr zwei Wochen vor Ferienstart zeichnete sich ab, dass es wohl Slowenien werden würde. Das hing vor allem damit zusammen, dass wir in diese Richtung einige Freunde treffen konnten. Und das wird für Kinder bekanntlich immer wichtiger, je älter sie werden. Aber Corona war daran auch nicht ganz unschuldig. Denn Reisen nach Großbritannien und Norwegen wären zum Start der Berliner Ferien noch gar nicht möglich gewesen.

Was ist aus euren Reiseplänen geworden? Musstet ihr wegen Corona stornieren, umbuchen oder Plan B aufstellen?

Wir hatten tatsächlich nicht das Gefühl, dass uns Corona bei der Urlaubsplanung und -gestaltung beeinträchtigt hat. Ich denke, das liegt zum großen Teil daran, dass wir mit dem Wohnmobil reisen. Wir mussten nichts vorausbuchen. Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich Wohnmobilreisen mit Kindern so liebe.

Wir konnten ohne Probleme oder große Vorbereitungen alle Ziele anfahren, die wir auf der Liste hatten, und haben spontan sogar noch ein Ziel dazu genommen. Schlussendlich waren wir im Berchtesgadener Land (Bayern), im Nationalpark Hohe Tauern (Österreich), im Triglav Nationalpark (Slowenien), im slowenischen Karst, auf der kroatischen Mittelmeerinsel Cres und am Ende noch im fränkischen Fichtelgebirge.

Blick aus dem Wohnmobil auf die Soca in Slowenien

Zimmer mit Aussicht, Bad, Küche und Abstand: unser Kastenwagen ist uns sehr ans Herz gewachsen.

Habt ihr aus eurem Umfeld Kritik bekommen, in diesen Zeiten zu verreisen?

Eigentlich nicht. Als wir uns spontan in Slowenien entschlossen haben, noch fünf Tage am Meer in Kroatien zu verbringen, kamen einige Warnungen aus dem Freundes- und Verwandtenkreis. Denn zu diesem Zeitpunkt machte Kroatien im deutschen Sommerloch gerade Schlagzeilen wegen steigender Corona-Fallzahlen. Ich hatte da aber bereits gründlich recherchiert und alles gelesen, was ich über Corona in Kroatien gefunden habe. So stellte sich sehr schnell heraus, dass die Fallzahlen vor allem in der Hauptstadt Zagreb stiegen – wo wir nicht hinwollten – und dass sie insgesamt in ganz Kroatien gerade mal so hoch waren wie in Berlin allein. Hätten wir also zuhause bleiben sollen???

Habt ihr euch an eurem Reiseziel sicher vor Ansteckung gefühlt?

Fast immer habe ich mich sicherer gefühlt als zuhause in Berlin. Auch das liegt sicher maßgeblich daran, dass wir Urlaub im Wohnmobil gemacht haben. Wir waren die meiste Zeit draußen – da ist die Ansteckungsgefahr ohnehin geringer als in geschlossenen Räumen. Wir haben keine Städte und Ballungszentren besucht, sondern fast die ganze Zeit in der Natur verbracht. Da kann man anderen Menschen im Allgemeinen ganz gut aus dem Weg gehen. Die einzige Ausnahme haben wir ausgerechnet in Bayern erlebt: Auf dem Wanderweg zur Fischunkelalm am Obersee war so ein Gedränge wie zuhause in Berlin-Kreuzberg.

Abgesehen davon gab es nie Probleme, die Abstandsregelung einzuhalten. In Österreich, wo keine Maskenpflicht galt, sind wir ohnehin praktisch niemandem begegnet. In Slowenien galt zwar Maskenpflicht, aber wir waren quasi nur draußen, und in Kroatien war es ganz genauso. Dort war mir nur ganz am Anfang das Gedränge im Supermarkt unangenehm.

Unser Wohnmobil ist autark. Wir könnten also komplett darauf verzichten, Toiletten und Duschen auf Campingplätzen zu benutzen. Das war aber nie nötig. Denn alle Campingplätze, die wir besucht haben, hatten spezielle Vorkehrungen für die Hygiene getroffen. Teilweise durften nicht mehr als eine bestimmte Anzahl Leute in die Sanitärhäuschen, teilweise war jedes zweite Waschbecken gesperrt. Überall gab es Desinfektionsmittel am Eingang, und es wurde laufend geputzt.

Welche Einschränkungen gab es wegen Corona an eurem Reiseziel?

Ich habe nirgends gravierende Einschränkungen wahrgenommen. Die Maskenpflicht zähle ich nicht dazu, denn ich nehme sie eher als Sicherheitsmaßnahme wahr. Es waren nur Kleinigkeiten, die in die Erfahrungen mit Corona-Urlaub eingehen: Im Salzbergwerk in Berchtesgaden gab es keine Life-Führungen, sondern nur Vorträge vom Band, was etwas dröge war. In Slowenien durfte auf dem Ausflugsschiff über den Lake Bohinj nur jeder vierte Platz besetzt werden, aber das Boot war so leer, dass das ohnehin kein Problem war.

Mit Mund-Nasen-Masken auf dem Ausflugsschiff in Slowenien

Nur selten mussten wir Mund-Nasen-Schutz tragen, wie hier auf dem slowenischen Ausflugsschiff.

Was war anders beim Reisen 2020?

Wenn ich darauf zurückblicke, was wir unternommen haben, dann war nicht viel anders als in anderen Jahren. Wir hatten eine perfekte Mischung aus Wandern und Baden, Aktivtitäten und Entspannung …

Anders war aber auf jeden Fall der Stellenwert, den unser Sommer-Roadtrip in diesem Jahr hatte. Er ist zwar in jedem Jahr das Reise-Highlight des Jahres. Aber ich war noch nie so dankbar dafür, dass ich einen Roadtrip in Europa machen kann, wie in diesem Jahr. Immerhin sind all die Reisebeschränkungen erst kurz vor dem Start der Berliner Sommerferien aufgehoben worden. Und an Ostern durften wir noch nicht einmal innerhalb Deutschlands reisen. Deshalb ist das, was die Erfahrungen mit Corona-Urlaub anders macht, eher ein Gefühl als ein Ereignis.

Wie habt ihr die Einstellung der Menschen vor Ort und ihre Lage wahrgenommen?

Da wir sehr für uns unterwegs waren, gab es da nicht so viel Kontakt. Eine Ausnahme war ein Stellplatz auf einem Bauernhof im slowenischen Karst. Mit der netten Familie dort bin ich doch mehrfach ins Gespräch gekommen. Sie machten keinen Hehl daraus, dass ihnen die Urlaubsgäste fehlen. Auf den meisten Campingplätzen hatte ich nicht den Eindruck, dass dort viel weniger los ist als sonst – außer vielleicht am Ende in Kroatien.

Was war schwierig für euch im Corona-Sommerurlaub 2020?

Das Schwierigste an der Pandemie-Situation ist für mich das Abwägen, was wir riskieren können und wo wir uns lieber zurückhalten. Das war im Urlaub nicht anders als zuhause.

Den Versuch, meinen Sohn auf Abstand von anderen Kindern zu halten habe ich sehr schnell aufgegeben. Denn natürlich hat sich mein Kind nach der einsamen Zeit ohne Schulfreunde unglaublich gefreut, andere Kinder zu treffen und mit ungefähr Gleichaltrigen zu spielen statt immer nur mit mir. Es war also einfach sinnfrei, darauf zu pochen, dass der Junior die Abstandsregeln einhält. Deshalb schwang bei Begegnungen oft ein Gefühl der Unsicherheit mit. Aber auch in dieser Hinsicht ist uns sicher zugute gekommen, dass sich unser Urlaub zu 99 Prozent draußen abgespielt hat.

Am Ende unserer Reise wollten wir die Omi besuchen. Auch das war natürlich nicht ohne Risiko. Deshalb habe ich mir sehr oft den Kopf zerbrochen, wie wir das am besten anstellen. Immerhin konnte ich es so einrichten, dass wir in den letzten fünf Tagen keine engeren Kontakte mehr hatten. Ich denke deshalb, dass das Risiko vermutlich sogar niedriger war als jetzt, wo wir direkt zu Beginn der Herbstferien von Berlin aus zu ihr fahren wollen.

Leere Straßen - eine der seltsamen Erfahrungen im Corona-Urlaub

Leere Straßen – eine der seltsamen Erfahrungen mit Corona-Urlaub

Gab es vielleicht sogar Vorteile durch Corona?

In Kroatien haben wir, glaube ich, von der Ausnahmesituation profitiert. Ich hatte kurz versucht, den angepeilten Campingplatz auf der Insel Cres vorab per Internet zu reservieren. Das ging aber nicht, weil im hinterlegten Buchungssystem die An- und Abreise auf Mittwoch und Sonntag beschränkt war. Vor Ort galt diese Beschränkung nicht – und wir hatten wirklich freie Platzwahl auf einem Campingplatz mit einem langen Küstenabschnitt und Kieselstrand. Obwohl der Platz riesig ist, ging es sehr ruhig zu. Vielleicht hätte das in anderen Jahren anders ausgesehen.

Außerdem sind wir von Stau wirklich fast vollständig verschont geblieben. Auf der Rückfahrt durch den Karawankentunnel waren wir das einzige Auto weit und breit. Das war schon fast spooky.

Abgesehen von meinen persönlichen Vorteilen denke ich, dass die Einschränkungen in der Mobilität durch Corona ein riesiger Vorteil für den Planeten sind.

Habt ihr euch nachher auf Corona testen lassen?

Wir hätten es wohl gemacht, wenn es da bereits die Testmöglichkeiten für Reiserückkehrer gegeben hätte. Schließlich hätte das schon etwas mehr Sicherheit für den Besuch bei meiner Mutter gebracht. Aber wir waren eine Woche zu früh zurück in Bayern. Die Bayerische Staatsregierung verwies für die Frage nach Corona-Tests an die Nummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Und dort kam vom Band die Ansage, dass ein Test keinen Sinn macht, wenn man keine Symptome hat. Wir hatten überhaupt keine Symptome. Also haben wir darauf vertraut, dass wir gesund sind.

Corona 2020, 2021… Wie geht es weiter mit euren Reiseplänen?

Ich habe mich in diesem Jahr schon mehrfach zu meiner Entscheidung beglückwünscht, ein Wohnmobil anzuschaffen. Ich denke, wir verdanken es ganz wesentlich unserem Kastenwagen, dass wir so relativ ohne Einschränkungen reisen können, und ich freue mich schon sehr, jetzt im Herbst noch einmal mit dem Wohnmobil auf Tour zu gehen.

Mein Drang, in ferne Länder zu reisen, ist auch etwas zur Ruhe gekommen, seit ich Wohnmobil-Besitzerin bin. Ich würde sagen, mein Sohn und ich haben mit dem Kastenwagen unser Ding gefunden, was Reisen betrifft. Ich hoffe, dass die europäischen Grenzen im kommenden Frühling wieder oder noch offen sind, so dass wir wieder einen neuen Teil Europas kennenlernen können. Es gibt auf diesem Kontinent noch so viel zu entdecken, dass ich gerade gar nicht weiter weg muss. Das habe ich aber zum Glück schon festgestellt, bevor Corona kam.

Wohnmobil Urlaub auf dem Campingplatz

Unser Freiluft-Wohnzimmer vor dem Wohnmobil am Lake Bohinj bot genug Abstand zu den Camping-Nachbarn

So geht’s weiter mit dem Blogstöckchen

Natürlich reiche auch ich das Blogstöckchen weiter, und zwar an Alexandra von Levartworld. Und hier kommen deine Fragen, Alexandra:

  1. Was waren Eure ursprünglichen Reisepläne für den Sommer 2020?
  2. Was ist aus euren Reiseplänen geworden? Musstet ihr wegen Corona stornieren, umbuchen oder Plan B aufstellen?
  3. Habt ihr aus eurem Umfeld Kritik bekommen, in diesen Zeiten zu verreisen?
  4. Habt ihr euch an eurem Reiseziel sicher vor Ansteckung gefühlt?
  5. Welche Einschränkungen gab es wegen Corona an eurem Reiseziel?
  6. Was war anders beim Reisen 2020?
  7. Wie habt ihr die Einstellung der Menschen vor Ort und ihre Lage wahrgenommen?
  8. Was war schwierig für euch im Corona-Sommerurlaub 2020?
  9. Gab es vielleicht sogar Vorteile durch Corona?
  10. Habt ihr euch nachher auf Corona testen lassen?
  11. Corona 2020, 2021… Wie geht es weiter – mit euren Reiseplänen, eurem Leben?

Weitere Erfahrungen mit Sommer-Urlaub bei Corona

Hier findet ihr alle Beiträge im Rahmen des Blogstöckchens:

Birgitta und ihre Familie von Krümels große Reise haben mit dem Bulli einen Roadtrip durch Schweden gemacht.

Die Weltwunderer-Familie war wie wir in Slowenien unterwegs.

Die Family4Travel hat eine spannende Deutschland-Tour gemacht.

Dagmar und ihre Familie vom Flipflopblog haben ihre geplante Wohnmobiltour nach Spanien genossen.

Pin Corona Urlaub im Wohnmobil

4 Kommentare

  1. Waaas, ihr wart allein am Karawankentunnel ?? Wie krass. Wir haben da eine Stunde im Stau gestanden, auf der Gegenseite sah es noch viel schlimmer aus… Das ist wirklich ein Urlaubserlebnis, von dem man noch lange erzählen kann 😅

    Liebe Grüße
    Jenny

    • In die andere Richtung standen wir auch im Stau. Aber zurück war es echt spooky…

  2. Wie schön, von Eurer Sommer-Tour nochmal aus dieser Perspektive zu lesen. Danke für Deine Antworten. 🙂 Und ging es ja sehr ähnlich, das Reisen im Wohnmobil war diese Jahr wirklich die perfekte Reiseart (noch perfekter als sonst… 😉 ) Und auch die besondere Dankbarkeit, trotz Corona reisen zu können, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich bin gespannt, wo es Euch dann im Herbst hin verschlägt.
    Liebe Grüße, Dagmar

  3. Liebe Angela,
    wir haben den Corona-Sommer tatsächlich ganz ähnlcih erlebt und auch ähnlcih „planlos“ gestaltet, nur dass wir in Italien unterwegs waren.
    Wir haben uns einen Bus angeschafft und sind mit der Entscheidung auch superglücklich und haben ihn schon mehrfach gefeiert 😉
    Liebe Grüße,
    Kristina

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