Das Schlaubetal gilt als eines der schönsten Bachtäler Brandenburgs. Ich habe es beim Wandern und Camping mit Kind im September 2020 kennengelernt. Kommt mit auf unsere Entdeckertour!
– Eine Fotoreportage aus Brandenburg –
Das Schlaubetal ist von Berlin aus nicht gerade ums Eck. Aus 80 Kilometern Luftlinie werden auf der Straße über 100 Kilometer. Im Wochenendverkehr ist das Schlaubetal im Südosten Brandenburgs aus der Hauptstadt kaum unter zwei Stunden Fahrzeit mit dem Auto zu erreichen. Schließlich liegt das Bachtal schon in der Lausitz und nur zehn Kilometer von der Oder entfernt zwischen Schwielochsee und Eisenhüttenstadt.
Um im Schlaubetal Wandern und Camping zu verbinden, habe ich als Ausgangspunkt die Bremsdorfer Mühle gewählt. Bevor wir unseren Campervan hatten, wollte ich dort in der Jugendherberge übernachten. Denn sie liegt wirklich mitten im Naturpark Schlaubetal fast direkt an der Schlaube, und man kann direkt vor der Tür auf dem Schlaubetal Wanderweg in beide Richtungen loswandern.
Schlaubetal: Camping am Großen Treppelsee
Direkt gegenüber der Bremsdorfer Mühle liegt der Naturcampingplatz Großer Treppelsee herrlich im Grünen und direkt am See. Er hat einen sehr einfachen Sanitärbereich, der weder schön noch besonders wohlriechend, aber sauber ist. In jeder Kabine und am Waschbecken stand im September 2020 Flächendesinfektion zur Verfügung.
Viele Dauercamper haben sich auf dem Campingplatz angesiedelt. Den Wochenend-Gästen sind Plätze direkt am Seeufer vorbehalten. Wir kommen ohne Anmeldung am Freitagnachmittag und stehen mit Blick auf den See 20 Meter von einem Sandstrand entfernt. Es ist unglaublich ruhig. Der Campingplatz am Großen Treppelsee kostet für meinen Sohn und mich günstige 16,50 Euro.
Weitere Campingplätze gibt es im Süden und im Norden des Schlaubetals. Der Schlaubetal Camping am Schervenzsee ist knapp doppelt so teuer wie unserer, bietet dafür aber auch 4-Sterne Camping Komfort. Freunde hatten mir diesen Campingplatz empfohlen. Wegen der Lage habe ich mich dagegen entschieden. Im Süden des Naturparks und etwas abseits der Schlaube liegt der Campingplatz der Campingfreunde Chossewitz liegen am gleichnamigen Chossewitzsee.
Im Schlaubetal wandern
In den anderthalb Tagen im Schlaubetal haben wir zwei Wanderungen unternommen: eine sehr kurze und eine ziemlich lange. Eine zweite lange Wanderung auf dem Mühlenwanderweg fiel leider aus.
Unsere lange Wanderung führte uns auf rund zwölf Kilometern um den Großen Treppelsee und den Hammersee zum Forsthaus Siehdichum und auf der anderen Seeseite zurück. Dabei nahmen wir auch den Abstecher zum Aussichtspunkt Himmel und Hölle mit.
Die kürzere unserer beiden Wanderungen war mehr eine Entdeckertour, um die Umgebung kennenzulernen. Für gerade mal zwei absolut ebene Kilometer haben wir uns satte zwei Stunden Zeit gelassen und uns dabei keine Sekunde gelangweilt. Ich kann diese Tour sehr zum Einstieg empfehlen. Denn so kommt man auf längeren Wanderungen schneller voran, weil man viele der einzigartigen Naturphänomene schon gesehen hat.
Wandern rund um den kleinen Treppelsee
Die Kurz-Wanderung führt rund um den kleinen Treppelsee. Eingebettet in einen hügeligen Mischwald findet sich am Ufer des Sees fast die ganze landschaftliche Vielfalt im Schlaubetal auf kleinstem Raum vereint: Bachlandschaft, Moorlandschaft, Sumpf, See – und das alles in einem wilden Wald voller Totholz und Buschwerk.
Wir umrunden den See von der Straße kommend im Uhrzeigersinn. Das empfehlen wir auch euch. Denn so steigert sich das Naturerlebnis langsam. Bevor wir an den See kommen, sehen wir rechts von uns einen kleinen verschlungenen Bach. Auf Anhieb fühlen wir uns beide ans Briesetal (per Klick mehr darüber erfahren) im Norden Berlins erinnert, das wir immer wieder gern besuchen.
Auf einem breiten sandigen Weg erreichen wir das Seeufer. Um den Ausblick zu genießen, müssen wir stehenbleiben – genau wie zum Fotografieren. Denn auf dem Weg tun sich immer wieder riesige tiefe Löcher auf. Manche sind so groß, dass mein Sohn sich darin verstecken kann. Was es mit diesen Löchern auf sich hat, finden wir jedoch nicht heraus. Einige sehen aus wie die Eingänge zu Tier-Höhlen, andere wirken, als ob ein Hohlraum eingesunken wäre.
Bald entdecken wir an den Bäumen Biber-Spuren – und zwar jede Menge! Wir werden den Verdacht nicht los, dass die Biber auch etwas mit diesen Löchern zu tun haben könnten.
Dem Biber auf der Spur
Am Südostufer des kleinen Treppelsees kommen wir an ein kleines Sumpfgebiet. Auf der Südseite des Sees müssen wir immer wieder umgefallene Bäume überwinden. Mal kriechen wir unten durch, mal klettern wir über die Baumstämme, die vom steilen Waldhang bis in den See reichen. Am Ufer ist die Biberburg zu sehen. Mein Sohn hat mit seinen Adleraugen auch eines der Tiere beim Schwimmen entdeckt.
Im Wald hören wir es immer wieder Knacken und Rascheln. Hier ist sicher nicht nur der Fuchs unterwegs, der nachts den Campingplatz unsicher macht. Denn das Schlaubetal war ein beliebtes Jagdgebiet der Mönche im rund 20 Kilometer entfernten Zisterzienserkloster Neuzelle südlich von Eisenhüttenstadt.
Am Westufer des Sees finden wir ein Baumtipi und andere einfache Holzbauten. Ich bin ziemlich sicher, dass hier die Wildnispädagogen der Jugendherberge mit Kindern oder Familien am Werk waren.
Ans Nordufer des Sees kommen wir schließlich gar nicht wirklich heran. Denn hier ist ein Moor vorgelagert. Die Bäume scheinen direkt aus dem grün bewachsenen Wasser zu wachsen.
Zum Abschluss unserer kleinen Rundwanderung gehen wir noch zur Bremsdorfer Mühle. Zu unserem Erstaunen müssen wir ordentlich absteigen, um an die Mühle an der Schlaube zu kommen. Gänse empfangen uns am Mühlbach. Doch das Restaurant hat leider geschlossen.
Zum Aussichtspunkt Himmel und Hölle
Den Auftakt zur größeren unserer beiden Wanderungen macht der Abstecher zum Aussichtspunkt Himmel und Hölle. Der Anstieg vom Parkplatz nördlich der Bremsdorfer Mühle bringt uns Flachlandtiroler schon fast aus der Puste. Solche Berge sind wir aus Berlin und Brandenburg nicht gewohnt.
Dabei geht es kurz auf einem Fahrradweg an der nicht sehr stark befahrenen Bundesstraße entlang. Dann zweigt ein Waldweg in den Buchenwald.
Nach rund zehn Minuten belohnt uns ein toller Blick auf den Großen Treppelsee für den Anstieg. Außerdem verrät uns eine Informationstafel, , wie der Aussichtspunkt zu seinem bemerkenswerten Namen kam. Dort erfahren wir auch, warum das Forsthaus Siehdichum so heißt. Ich verrate hier nur, dass das alles wieder mit den Mönchen aus Neuzelle zu tun hat. Wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr selbst hinfahren. 😉
Wandern rund um den Großen Treppelsee
Vom Aussichtspunkt gehen wir zurück zum Parkplatz und folgen dem Wegweiser Richtung Siehdichum links um den großen Treppelsee. Der Weg führt immer am Seeufer entlang durch Buchenmischwald. Eine Familie vom Campingplatz treffen wir bei ihrer Fahrradtour wieder. Auch sonst sind wir hier nicht allein, sondern treffen immer wieder Wanderer.
Der Weg ist so gut beschildert, dass wir uns auch ohne Navigations-App nicht verlaufen können. Wenn nach etwa drei Kilometern der Treppelsee zu Ende geht, folgt der Weg der Schlaube und biegt dann auf einen geteerten Fahrradweg ein, dem wir bis zum Forsthaus Siehdichum folgen.
Das Forsthaus Siehdichum ist heute ein Hotel mit Restaurant. Wir haben uns hungrig gewandert und kehren daher gern in die Gaststätte ein. Hier ist einiges los. Mit Glück bekommen wir den vorletzten freien Tisch auf der Terrasse. Auf der Karte stehen vor allem Fisch- und Wildgerichte.
Da man das Forsthaus Siehdichum auch mit dem Auto erreichen kann, sind auch die Wanderwege rundherum sehr belebt. So treffen wir auf dem Weg um den Hammersee noch sehr viele Ausflugsgäste.
Auf dem Schlaubetal Wanderweg
Zurück zur Bremsdorfer Mühle folgen wir nun dem Schlaubetal Wanderweg östlich von Hammersee und Großem Treppelsee. Der insgesamt 25 Kilometer lange Weg zwischen Müllrose im Norden und dem Wirchensee im Süden ist als Qualitätswanderweg ausgezeichnet und war sogar schon als „Deutschlands Schönster Wanderweg“ nominiert.
Wir erleben nur etwa sechs Kilometer der Gesamtstrecke. Doch dieser Abschnitt ist wirklich sehr schön. Die Natur ist am Ostufer des Treppelsees abwechslungsreicher als im Westen. Deshalb gefällt uns der – etwas längere – Rückweg auch besser als der Hinweg durch den Schlaubetal Naturpark westlich der Schlaube.
Vom Nordufer überblicken wir den langgezogenen Großen Treppelsee mit seinen Biegungen sehr weit. Das Ufer ist hier im Norden und Osten des Sees mit Schilf gesäumt. An einer schmalen Stelle entdecken wir am gegenüberliegenden Ufer einen kahlen Baum voller großer dunkler Vögel. Dem Geschrei zufolge könnten es Gänse sein, aber warum sitzen sie im Baum? Die Fotos zeigen nachher, dass es wahrscheinlich Kormorane waren. Auch den Eisvogel kann man im Schlaubetal übrigens entdecken.
Irgendwann biegt der Schlaubetal Wanderweg weg vom See. Er passiert eine Waldlichtung mit einer großen Wiese, deren Artenvielfalt auf einer Infotafel beschrieben ist. Danach geht es immer durch den Wald, leider in einem großen umständlichen und wenig erlebnisreichen Bogen zurück zur Bremsdorfer Mühle.
Weitere Wanderwege im Schlaubetal
Auf beiden Seiten des Großen Treppelsees zweigen weitere Wanderwege von unserer Strecke ab. So könnten wir im Westen einem Waldlehrpfad in Richtung Dammendorf folgen. Auf der Ostseite wiederum könnten wir statt dem Schlaubetal Wanderweg auch den Weg zum Stillen Treppelsee einschlagen.
Der Schlaubetal Wanderweg soll zudem südlich der Bremsdorfer Mühle bald in eine ganz andere Landschaft führen. Auf dem sogenannten Mühlenwanderweg geht es dann weiter bis zum Infozentrum des Bund Naturschutz am Wirchensee. Von Norden kommend wiederum kann man auch am Schervenzsee entlang zum Forsthaus Siehdichum wandern.
Auf der Homepage der Region Schlaubetal findet ihr viele weitere Vorschläge für Wanderungen im Schlaubetal, aber auch für Radtouren und zum Paddeln: http://schlaubetal-tourismus.de/
Eine gute Karte für das Schlaubetal habe ich allerdings nirgends im Internet gefunden. Ich habe deshalb die App maps.me benutzt. Alternativ und mit etwas Vorbereitungszeit könnt ihr die Rad- und Wanderkarte Schlaubetal im Maßstab 1:50.000 aus dem Verlag Freytag & Berndt hier bestellen*
Es gibt für uns also noch genug zu entdecken für einen weiteren Kurztrip ins Schlaubetal!
ACHTUNG: Falls ihr das Schlaubetal noch im Herbst 2020 besuchen wollt, erkundigt euch vorab telefonisch nach den Wandermöglichkeiten. Das Gebiet rund um Neuzelle ist aktuell von der Afrikanischen Schweinepest betroffen und daher teilweise eingezäunt.
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Sieht aus, als wäre da kein Mensch unterwegs – schööön… Und vor allem die Nebelfotos sind natürlich klasse, hat mich an Smaland erinnert 😉
Der Junior geht da immer noch bereitwillig mit? Ich bin blass vor Neid. Muss hier inzwischen häufiger ganz allein losziehen, weil sich niemand vom Sessel/Gamingstuhl/Playmobil-Schloss erheben mag…
Liebe Grüße
Jenny
Nö, tröste dich, Jenny,
ich muss auch harte Überzeugungsarbeit leisten. Aber wenn wir dann erstmal los sind, dann hat er immer noch Spaß 🙂
Liebe Grüße
Gela
Super, da Italien als iebstes Reiseziel leider erstmal etwas warten muss suchen wir gerade nach tollen Alternativen im Berliner Umland und freuen uns über jede Empfelung! Brandenburg hat echt viel zu bieten und es ist eigentlich fast schon peinlich, dass ich seit 20 Jahren in Berlin wohne und das Umland nur halb so gut kenne wie das von Rom (eine Stadt in der ich „nur“ 5 Jahre gelebt habe).Im September waren wir im Spreewald und echt begeistert. Das Schlaubetal klingt auch echt hinreissend, aber mit Camping wird es mir langsam doch etwas zu frisch, aber man findet bestimmt auch anderweitig eine Unterkunft in der Ecke. Ich guck mich mal um… DANKE jedenfalls schon jetzt für die Inspiration und LG aus Berlin, Julia