Last Updated on 20. August 2022 by Gela
Warum wir vorerst aufs Fliegen verzichten und künftig anders reisen. Was das erste Halbjahr 2019 so besonders macht, was demnächst kommt, und was sonst noch wichtig war und wird.
– Rückblick, Ausblick, Sommerpause –
Ein verrücktes erstes Halbjahr geht langsam zu Ende. Dass die Berliner Sommerferien in diesem Jahr schon vorher beginnen, macht die fünfeinhalb zurückliegenden Monate noch etwas verrückter. Selten ist in so kurzer Zeit so viel passiert, was wirklich bedeutsam ist, wie seit Jahresanfang. Die Wintersonnwende war wie eine Schicksalswende. War bis dahin alles schief gegangen, ging danach alles voran und bergauf. Und so schaue ich ein halbes Jahr später zufrieden auf eine extrem bewegte Zeit mit viel Eu-Stress und echten Highlights zurück – und einem Sommer-Roadtrip im eigenen Wohnmobil entgegen. Für uns steht fest: Wir wollen ab diesem Jahr wirklich anders reisen als bisher.
Alles begann damit, dass Mitte Dezember mein guter alter Kombi den Geist aufgab. „Mama, du hast immer gesagt, wenn unser Auto mal kaputt geht, kaufen wir uns ein Wohnmobil“, sagte mein Sohn und begann augenblicklich Wimpel für die Innen-Deko unseres Wohnmobils in spe zu basteln. Recht hatte er ja. Ich hatte das wirklich immer gesagt. Denn unsere Reise im Wohnmobil durch die USA Südwest hat uns beide schwer begeistert. In Europa waren wir dagegen bisher nur mit dem Zelt im Campingurlaub – nicht ohne gelegentlich neidvoll zu den Wohnmobil-Campern hinüber zu schielen.
Anders reisen: Bahnfahren statt Flugscham
Es hat fast ein halbes Jahr gedauert, doch rechtzeitig vor den Sommerferien haben wir unseren Traum vom eigenen Wohnmobil schließlich doch noch wahr gemacht. Dazwischen lagen viele Zweifel und Entscheidungen, etliche Autobesichtigungen, Messebesuche, Telefonate und Internetrecherchen. Doch nach einem letzten Zögern habe ich Anfang Mai die Bestellung unterschrieben.
Gezögert habe ich immer, weil ich unseren Reiserhythmus mit einer Fernreise pro Jahr eigentlich sehr geschätzt habe. Mit einem eigenen Wohnmobil fühle ich mich an den Boden gebunden. Es will ja auch benutzt werden. Allerdings wuchs im letzten Jahr unter dem Eindruck der Fridays for Future meine Flugscham immer mehr, und sie griff schon auf den Junior über.
Im Februar fasste ich dann den Entschluss, dass ich wenigstens in diesem Jahr mal aufs Fliegen verzichten will. Die ersten Konsequenzen habe ich direkt für die Osterferien gezogen. Statt wie angedacht mit dem Flugzeug nach Andalusien ging es mit der Bahn an die Nordsee und Ostsee. So klimafreundlich wie bei dieser Tour bin ich bisher selten gereist. Und das Klima war auf dieser Reise auch immer wieder Thema, sei es beim Besuch auf Hallig Nordstrandischmoor oder im Klimahaus Bremerhaven.
Ein genialer Roadtrip mit Kind ruft nach Wiederholung
Doch diese Reise machte mir auch klar, dass Bahnreisen auf die Dauer nicht unser Modell sind. Für Städtereisen sind sie genial. Die meisten Städte sind gut per Zug zu erreichen, und vor Ort kommt man prima ohne Auto aus. Doch ich verbringe meine Reisezeit am liebsten in ländlichen Regionen oder noch besser mitten in der Natur. Dahin kommt man mit der Bahn eher schlecht als recht, und vor Ort geht dann ohne Auto gar nichts mehr.
Und schon war da wieder die Idee mit dem Wohnmobil. Erst einmal mieten, dachte ich. Wir könnten mit dem Zug nach Italien, mit der Fähre übersetzen nach Korsika und dort einen Kastenwagen mieten. Denn dass wir wieder nach Korsika reisen wollen, stand schon letztes Jahr fest, als wir die wunderschöne französische Mittelmeerinsel nach zehn Tagen verlassen haben.
Eigentlich war unser ganzer Sommer-Roadtrip 2018 so genial, dass wir ihn nochmal wiederholen könnten. Pontresina im Oberengadin hat uns ebenso begeistert wie Lugano und Locarno im Tessin. Zugleich waren das ideale Zwischenstopps auf dem Weg zur Korsika Fähre ab Savona (Italien). Und auf dem Rückweg sagen wir den Alpen in Südtirol oder Österreich nochmal Hallo, wie letztes Jahr in Hall (Tirol) und in Saalbach.
Die Entscheidung, dass wir ein Wohnmobil kaufen, nicht mieten
Doch dafür fehlte uns das passende Fahrzeug. Sollten wir also doch ein eigenes Wohnmobil kaufen? Warum eigentlich nicht?! Schließlich sind Reisemobile zur Zeit so beliebt, dass wir es wahrscheinlich auch für einen guten Preis wieder verkaufen können, falls wir feststellen, dass es auf die Dauer doch nichts für uns ist.
Doch welches Fahrzeug sollten wir nehmen? So ein Riesen-Teil mit Alkoven mag in den weiten USA cool sein – in Europa kann es damit aber eng werden, und parken kann ich es in Berlin auch nicht. Beim wendigen, schmalen VW Bus fehlt wiederum eine Toilettenkabine. Auf die wollten wir jedoch nicht verzichten. Also fiel unsere Wahl auf einen Kastenwagen.
Als die Entscheidung gefallen war, begann die Suche nach dem passenden Modell. Erst habe ich nach gebrauchten Wägen gesucht. Doch schnell zeigte sich, dass der Gebrauchtwohnmobilmarkt komplett überhitzt ist. Also sahen wir uns nach neuen Modellen um. Wir haben die Caravanmesse in Berlin besucht und das Internet durchstöbert. Der Junior war stets begeistert dabei. Doch Lieferzeiten von mindestens einem halben Jahr ließen es ausgeschlossen erscheinen, dass wir in diesem Sommer mit unserem Wohnmobil zum Roadtrip starten können.
Schließlich bin ich doch fündig geworden. Ein kleiner blauer 540er-Kastenwagen stand bei einem Händler, wenn auch am anderen Ende Deutschlands. Das lange Himmelfahrtstag-Wochenende habe ich abwechselnd im Zug und im Kastenwagen verbracht. Denn der Junior war währenddessen mit seinem Papa beim Zelten, musste aber auch gebracht und geholt werden.
Probefahrt im Wohnmobil
Von der Entscheidung für den Kauf bis zur Abholung habe ich gefühlt fast jede freie Minute in Kastenwagen- und Camper-Foren im Internet verbracht und den Rest der Zeit im Gespräch mit Freunden, die schon ein Campingmobil haben. Denn es musste auch noch die ganze Erstausstattung her.
An Pfingsten sind wir dann schließlich zu unserer ersten Probetour gestartet. Drei Tage und Nächte am Scharmützelsee haben gezeigt, dass alles funktioniert. Die Bedingungen waren ideal für eine Testtour: Während es in der ersten Nacht gerade mal 11 Grad hatte, tobte in der letzten ein Gewitter. Auf dem großen, weitläufigen Campingplatz hatten wir jede Menge erfahrener Camper um uns, falls etwas schief gehen sollte. Aber es hat alles einwandfrei geklappt. Die letzten fehlenden Teile haben wir seitdem ergänzt, darunter auch das immens wichtige feuchte Tuch vor der Tür (Insider-Witz aus einem unserer Lieblingscomics „Endlich wieder Zelten!“).
Jetzt sind wir startklar für den ersten Roadtrip im Wohnmobil in Europa. Und wir werden zwar anders reisen als bisher, aber genau die Tour machen, die wir schon vergangenes Jahr gemacht haben. Jedenfalls bis nach Korsika. Wo der Rückweg lang führt, entscheiden wir spontan. Diese Freiheit haben wir ja nun mit unserem fahrbaren Zuhause.
Was außer dem Wohnmobil noch wichtig war
Auch wenn der Wohnmobilkauf das gesamte erste Halbjahr 2019 geprägt hat, gab es noch andere aufregende Ereignisse. So ist pünktlich zur Tourismusmesse ITB zum ersten Mal ein Beitrag von mir in einem Buch erschienen. Als eine von elf BloggerInnen gebe ich nun in dem Band „Reisen mit Kindern“ Tipps für Urlaube mit Kindern weiter.
Der World for Kids Verlag hat nach diesem ersten Reiseratgeber für Eltern gleich noch einen zweiten herausgebracht. Und der stammt komplett aus meiner Feder. Im Band „Allein mit Kind unterwegs“ gibt es nun Antworten auf alle Fragen rund um Solotrips mit Kids, die mir je gestellt worden sind. Ich bin sehr gespannt, wie er ankommt.
Zwischen all diesen aufregenden Ereignissen geraten unsere schönen kleinen Wochenend-Ausflüge fast in Vergessenheit. Dabei haben wir uns auch hier einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Im Mai haben wir bei einem Kurztrip in Kooperation mit der Tourismusmarketing Brandenburg endlich die F60 erlebt. Das Stahlmonstrum in der Lausitz, das auch als liegender Eiffelturm bezeichnet wird, hat mich auf Fotos schon sehr beeindruckt. Life ist es ein unvergessliches Erlebnis.
Außerdem haben wir viel schöne Familienzeit bei Omi im Fichtelgebirge verbracht. Mein Sohn liebt seine Omi und die Zeit ohne irgendwelche Verpflichtungen auf dem Dorf. Auch ich weiß das immer mehr zu schätzen. Wir entkommen dort dem Großstadttrubel und der Berliner Luft, die nach meinem Eindruck im Zuge des Klimawandels immer schlechter wird.
Ganz nebenbei habe ich auch in meinem Brotjob im ersten Halbjahr 2019 ordentlich rangeklotzt und mal wieder festgestellt, dass ich es mir beruflich ziemlich gut eingerichtet habe. Als freie Journalistin kann ich mir meine Zeit so flexibel einteilen wie in kaum einem anderen Job. Das ist nicht nur fürs Reisen von Vorteil, sondern auch, wenn das Kind krank ist. Und Schreiben ist und bleibt meine Berufung.
Was bringt das Jahr 2019 noch?
Auch für den Blog schreibe ich weiter, aber erst nach den Sommerferien. Nächste Woche gibt es hier noch Buchtipps für die Sommerferien, diesmal mit Reiselektüre für Eltern und andere Erwachsene. Doch dann ist hier im Blog bis August Sommerpause. Bis dahin überlege ich, ob ich die Rubrik „Weltweit“ durch „Camping“ ersetze. Was meint ihr?
Was die Herbstferien bringen, steht noch in den Sternen. Ich setze darauf, dass uns das Wohnmobil wenigstens außerhalb der Sommerferien einigermaßen spontane Touren ermöglicht. Auch in dieser Hinsicht will ich gern anders reisen. Ideen habe ich zwar reichlich, aber noch keine festen Pläne. Vielleicht orientieren wir uns nochmal in Richtung Frankreich, dann aber zu Freunden aufs Festland. Vielleicht setzen wir über nach Schottland, wo ich schon lange hinwill. Vielleicht suchen wir aber auch die letzten warmen Sonnenstrahlen in Slowenien und Kroatien … Lasst euch überraschen, und genießt den Sommer!
Transparenzerklärung: Einige unserer Reisen im ersten Halbjahr habe ich als Reisebloggerin in Kooperation mit Unternehmen oder Destinationen unternommen. Wir haben dafür kostenlose Reiseleistungen, aber kein Honorar erhalten.
Da machst du einfach den Blog zu, soso 😉
Aber im Ernst: Wie du das beschreibst, gönne ich dir die Auszeit von Herzen! Ich wünsche euch beiden eine pannenfreie Fahrt und hoffe, dass ihr mal mit eurem blauen Kasten bei uns vorbeikommt. Wie heißt er denn nun eigentlich im Endeffekt?
LG
Jenny
Liebe Jenny,
der Junior nennt ihn Max. Für mich ist er ein Blaubär. Also heißt er wohl Max Blaubär 😉
Liebe Grüße und euch auch noch einen schönen erholsamen Sommer!
Gela