Jugis werden Jugendherbergen in der Schweiz genannt. Und ich habe gleich nach unserem ersten Besuch in einer Schweizer Jugendherberge beschlossen: Diese Koseform verwende ich ab jetzt auch. Denn die Jugendherberge Locarno war so sympathisch, dass ich am liebsten bald wieder hinwill.
– Ein Erfahrungsbericht –
Schon das Ankommen in der Jugendherberge Locarno ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Wir können kurz direkt vor der Gründerzeit-Villa mit angegliedertem Neubau parken, um das Gepäck auszuladen. Noch bevor ich uns an der Rezeption anmelden kann, ist mein Sohn zum Spielplatz im grünen Vorgarten abgezweigt.
Empfang und Service in der Jugendherberge Locarno
Die große Empfangshalle mit dem phänomenalen dreidimensionalen Fußboden im Stil von M.C. Escher betrete ich deshalb allein. Eine junge, sehr sympathische und freundliche Mitarbeiterin gibt mir unseren Zimmerschlüssel und erklärt (auf Deutsch), wo Essensraum, Spielzimmer und unser Zimmer sind.
Mein Sohn fühlt sich scheinbar auch gleich wie zuhause. Denn nachdem er mich kurz nach oben zu unserem Zimmer begleitet hat, düst er gleich wieder ab ins Spielzimmer. Er ist zwischen Spielplatz und Spielzimmer komplett selbständig unterwegs. Auch als ich das Auto zum nahegelegenen Parkhaus bringe, will er lieber allein in der Jugi bleiben, als mich zu begleiten. Das Auto brauchen wir in der Stadt nicht, weil wir als Gäste der Jugendherberge Locarno den öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen können. Doch auch das brauchen wir gar nicht, denn die Jugi liegt nur einen kurzen Spaziergang von der charmanten Altstadt Locarnos entfernt.
Das Ticket für das Parkhaus konnte ich gleich an der Rezeption der Jugi kaufen. Dort nutze ich später auch noch den Wäscheservice und bekomme abends ein lokales Bier. Außerdem gibt es jede Menge Infos über Locarno – entweder aus dem umfangreichen Sortiment an Prospekten und Infoblättern an der Wand oder persönlich vom hilfsbereiten Team an der Rezeption. Stadtplan, Buslinienplan, Öffnungszeiten der Zahnradbahn zur berühmten Wallfahrtskirche Madonna del Sasso und das Programm zum (absolut empfehlenswerten!) Moon and Stars Musikfestival, das während unseres Besuchs gerade in Locarnos Altstadt läuft – alles direkt am Abend der Ankunft gecheckt.
Das Haus und unser Zimmer in der Jugendherberge Locarno
Die Jugendherberge Locarno zählt mit über 200 Betten zu den größten der insgesamt 51 Jugendherbergen in der Schweiz. Zugleich ist sie eines der Häuser, die viel Extra-Service bieten, wie eben eine spezielle Ausstattung für Familien und viele Familien- und Doppelzimmer. Schon bei ihrer Eröffnung 1997 war die Jugi Locarno die erste Topp-Jugendherberge der Schweiz. Zugleich war sie die erste Schweizer Jugendherberge, die mit anderen Organisationen unter einem Dach steckt. In einem der beiden Gebäudeflügel, die Ende der 40er Jahre durch den Mittelbau mit dem Escher-Fußboden verbunden wurden, sind eine Radiostation und eine Musikschule untergebracht.
Das Palagiovani (italienisch für Jugendherberge) war vorher das Haus St. Anna, das bedürftigen Frauen Unterkunft bot und von Nonnen betrieben wurde. Umgebaut und komplett renoviert wurde es zwischen 2007 und 2009. Seitdem wird das Haus mit Fernwärme aus Holzabfall beheizt und erhält Warmwasser aus einer Solaranlage. Dass die Jugendherbergen in der Schweiz sich (wie die deutschen Jugendherbergen auch) um Nachhaltigkeit bemühen, ist ein weiterer Sympathiefaktor.
Unser Doppelzimmer ist vielleicht ein bisschen klein. Aber es steht im Komfort einem Hotelzimmer in nichts nach. Wir haben ein eigenes, modernes Duschbad, ausreichend Schrankplatz neben dem Doppelbett mit guten Matratzen und einen Tisch mit einem Hocker. Alles wirkt topp in Schuss und zum Teil nagelneu. Highlight ist unumstritten der große, private Balkon mit Stuhl und Liege, der zu dem Zimmer gehört. Dort lasse ich den Abend ausklingen, nachdem mein Sohn eingeschlafen ist. Weil das Zimmer zur Straße hinaus geht, schließe ich die Balkontür gegen morgen, als der Verkehr wieder Fahrt aufnimmt.
Frühstück oder Halbpension in Jugendherbergen in der Schweiz
Frühstück und Abendessen nehmen wir im ruhigen Innenhof ein, den das Haus von drei Seiten umschließt. An der offenen Seite wachsen Palmen und Oleanderbüsche. Daneben steht eine Tischtennisplatte. Sie verhilft mir zu einem ruhigen Start in den Tag, weil der Junior dort schon mal mit anderen Kindern spielen kann, während ich noch meinen Cappuccino (aus der Maschine) trinke.
Das Frühstücksbuffet lässt wirklich nichts vermissen. Müsli, Joghurt, Früchte und ein Marmeladenbrötchen für den Junior, Brötchen mit Käse, Wurst, Gurke und Tomate für mich, dazu gekochte Eier und vielleicht ein Stück Brotkuchen, eine Spezialität des Tessin … so schmeckt ein Urlaubsmorgen! Das warme Abendessen begeistert den Junior genau wie mich an beiden Tagen: Einmal gibt es Pasta-Büffet mit verschiedene Nudelsorten und verschiedenen Soßen, am anderen Abend Schnitzel. Wir holen uns beide einen Nachschlag, und ein Dessert passt auch noch rein.
Die Sympathiefaktoren der Jugi Locarno
- Sympatisches, sehr freundliches, hilfsbereites und professionelles Personal
- Schnuckliges, geschmackvoll gestaltetes Zimmer mit Doppelbett, Balkon und eigenem Duschbad (es gibt auch Familienzimmer)
- Tolles Haus mit viel Altbau-Charme und einem einzigartigen Fließenfußboden
- Spielplatz, Spielgeräte, etc. für Kinder
- Lecker Frühstück (bzw. Halbpension)
- Zusatzservice: Wäscheservice (gegen Aufpreis), freie Benutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel, Busfahrpläne und touristische Informationen
- Für Schweizer Verhältnisse günstige Übernachtung mit Halbpension.
- Tolle Lage nah zur Altstadt von Locarno und zugleich ideal für Erkundungen am Lago Maggiore und im weiteren Umkreis im Tessin.
Fazit zu unserem Aufenthalt in einer der Jugendherbergen in der Schweiz
Mit Jugendherbergen haben wir schon in Deutschland viele gute Erfahrungen gesammelt. Und Jugendherbergen in der Schweiz funktionieren ganz ähnlich. Es herrscht eine freundliche, lockere Atmosphäre, es gibt viele andere Familien und Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder. Trotzdem mangelt es nicht an Komfort.
Wenn ich in Ruhe meine Sachen (aus-)packen kann, während ich meinen Sohn auf dem Spielplatz lachen höre; wenn ich in Ruhe mein Frühstück im Freien beenden kann, während der Junior verhandelt, ob er mit an die Tischtennisplatte darf; wenn ich mich nicht in Grund und Boden (sondern nur ein bisschen) schämen muss, weil das Kind beim Essen gar keine Manieren zeigt und danach auch noch richtig frech zu seiner Mutter ist; dann fühle ich mich auch auf Reisen wie zuhause. Wenn ich mich dabei weder ums Essenkochen, noch ums Wäschewaschen kümmern muss, dann ist Urlaub. Und richtig schöner Urlaub wird es, wenn wir als Gäste so nett behandelt werden wie in der Jugendherberge in Locarno. Dort hat einfach alles gepasst.
Einen Zwischenstopp in der Jugendherberge Locarno würde ich jederzeit wieder einlegen. Beim nächsten Mal würde ich es aber machen wie die Schweizer Familie, mit der ich beim Frühstück ins Gespräch gekommen bin und gleich eine ganze Woche in der Jugi buchen. Denn in den zwei Tagen, die wir für Locarno Zeit hatten, haben wir nur eine Ahnung von der charmanten Stadt und ihrer reizvollen bekommen. Und die hat Lust auf mehr gemacht. Die Jugendherberge Locarno ist dafür eine gute Homebase.
Oh, wie schön! Die Jugi Locarno steht bei uns in den Osterferien auf dem Programm! 🙂
Ach toll! Da könnt ihr euch freuen – und ich freue mich schon, auf euer Füße-Fußboden-Foto 😉
Liebe Grüße
Angela
Ein guter Tipp für eine kostengünstige Unterkunft in der Schweiz.
Wir sind bisher nur in Deutschland in Jugendherbergen unterwegs gewesen… Liebe Grüße,
Tanja
Liebe Angela,
da kann ich Abhilfe leisten. Ich habe da ein richtig tolles Kochbuch mit „Urchuchi-Rezepten“. Wenn du möchtest, lass ich es dir gerne zukommen.
Ansonsten freut es mich, dass es euch am Lago Maggiore gefallen hat. Bisher waren die Schweizer zu uns zwar immer freundlich, aber nie so richtig kinderlieb. Umso schöner für euch, wenn ihr in der Jugi so gastfreundlich bewirtet wurdet.
LG
Charnette
Oh cool, Charnette! Dann musst du mir das Brotkuchen-Rezept mal durchgeben! Aber das ist ja richtig schade, dass ihr in der Schweiz nicht so kinderfreundlich empfangen wurdet. Bei uns ging es in allen vier Unterkünften sehr kinderfreundlich zu.
Liebe Grüße
Angela
Schön, dass der Sohnemann sich direkt wohlgefühlt hat und immer einen Platz zum Spielen hatte.
Der Brotkuchen klingt auch sehr lecker, obwohl ich davon noch nie gehört habe.
Finde auch den Service gut, dass ihr den öffentlichen Verkehr hättet gratis nutzen können, super!
Liebe Grüße,
Michelle
Liebe Michelle,
der Brotkuchen war eine echte Entdeckung im Tessin. Total lecker! Ich hätte mir ein Rezept geben lassen sollen …
Liebe Grüße
Angela
Ich plane ja auch demnächst mal mit meinen beiden Neffen in den Urlaub zu fahren, da bietet sich natürlich eine Jugenherberge an. Danke für den Tipp, ist abgespeichert. LG Marina
Liebe Marina,
die Jugi in Locarno ist nicht nur für Familien, sondern auch für Paare richtig gut geeignet. Da gibt es echte Doppelzimmer mit Doppelbett und nicht nur Stockbett-Zimmer.
Liebe Grüße
Angela
Ich weiß gar nicht, was ich cooler finde – die Jugi oder deinen Sohn 😉
Die Schweiz ist also doch für Familien bereisbar. Ich plane mal los…
LG
Jenny
Und wie die Schweiz für Familien beweisbar ist, liebe Jenny! Plan mal los – und nimm uns mit! 😉
Liebe Grüße
Gela