Last Updated on 14. August 2017 by Gela
Stadt oder Land? Das hat Ilona von wandernd in ihrer Blogparade gefragt. Tatsächlich beschäftigt mich diese Frage immer wieder – allerdings eher bezogen auf meinen Wohnort. Geht es dagegen um die Frage: Stadt oder Land auf Reisen mit Kind alleine? Dann ist meine Antwort ziemlich klar. Wenn ich mich wirklich entscheiden muss, dann wähle ich das Land.
Ich bin eine Landpflanze und in der fränkischen Provinz aufgewachsen. Doch diese Provinz war so weit entfernt von jeglicher urbanen Lebensform, dass ich im Lauf meiner Jugend zwangläufig immer mehr das Gegenteil gesucht habe. Konsequenterweise wohne ich inzwischen mehr als die Hälfte meines Lebens in Berlin, und zwar mittendrin. Denn wenn schon Stadt, dann richtig. Und ich habe das Stadtleben richtig ausgekostet.
Seit ich ein Kind habe, kommt immer wieder mal der Gedanke, aufs Land zu ziehen. Damit bin ich nicht allein. Doch jedes Mal, wenn wir von einer Reise zurückkommen, freue ich mich, wieder in Berlin zu sein. Und ich erinnere mich, dass ich bei einer Reise ans Ende der Welt vor rund sieben Jahren mal gesagt habe: Berlin ist der einzige Platz in Deutschland, an dem ich leben möchte.
Stadt oder Land auf Reisen mit Kind alleine = entschieden
Aber unterwegsmitkind ist ein Reiseblog. Deshalb soll es hier nicht länger ums Zuhause gehen, sondern ums Reisen. Wenn ich die Stationen meiner Reisen mit Kind Revue passieren lasse, dann haben sie eines gemeinsam: Am meisten genossen habe ich immer die Orte, an denen wir tief in die Natur eingetaucht sind. Eine einsame Finca an der Pazifikküste Costa Ricas, eine abgelegene Berghütte mitten im Nationalpark Cotopaxi in Ecuador, das Wohnmobil auf einem kleinen Stellplatz in der Mojave-Wüste (USA) – das waren einige der Situationen, in denen ich spontan beschlossen habe, länger zu bleiben.
Vielleicht suche ich auf Reisen heutzutage genauso sehr das Gegenteil von meinem Wohnort wie als Jugendliche – nur eben umgekehrt. Ich genieße die vollkommene Stille. Kein Straßenverkehr. Keine Häuser. Keine Menschen. Auf Reisen gilt für mich: Je weniger äußere Reize und Ablenkung, desto besser!
Stadtbesichtigung mit kleinem Kind = easy
Mit Ecuador als Reiseziel habe ich deshalb lange gehadert. Weil ich als Backpacker mit Kind in öffentlichen Bussen unterwegs war, wohnten wir fast immer in Städten. Zugegeben: Im Hochland sind das alles wunderschöne alte Kolonialstädte. Die Stadtbesichtigungen dort hat der gerade mal fünfjährige Sohn meistens super mitgemacht, egal ob in Quito, Riobamba, Cuenca, Ibarra oder Otavalo. Für ihn gab es in jeder Stadt schöne Parks und Spielplätze zum Austoben. Außerdem lockten die Süßigkeiten und Backwaren in vielen Schaufenstern und bei den fliegenden Händlern auf den Plätzen.
Trotzdem sind es neben den beiden Übernachtungsstationen mitten in der Natur am Cotopaxi und in Vilcabamba vor allem die tollen Ausflüge in Nationalparks, die mir bis heute lebhaft in Erinnerung bleiben. Denn Kolonialstädte gibt es viele, und meist ähneln sie sich.
Aber es ist ein einmaliges Gefühl nach einem windumtosten Aufstieg über kahle Hochgebirgshänge in über 4000 Metern Höhe in einem geschützten Wald von Papierbäumen auszuruhen. Und ein Spaziergang durch endlose Hügel voller Freilejones grenzt schon fast an ein außerirdisches Erlebnis.
Landleben ohne Auto = nicht mein Ding
Meiner Liebe zur Natur und dem Hang zu einsamen Unterkünften ist es auch geschuldet, dass ich in Costa Rica kurzerhand doch einen Mietwagen genommen habe, statt wie geplant mit den Touristenshuttles herumzutouren. Es zog mich an die Orte off the beaten track, raus aus den Touristenzentren oder wenigstens raus aus den Zentren der Touristenzentren. Sehenswerte Städte gibt es in Costa Rica ohnehin nicht wirklich. Immerhin sind manche der Ferien-Orte ganz charmant, wie etwa Santa Elena de Monteverde.
In bester Erinnerung sind mir aber auch aus Costa Rica die Stationen mitten in der Natur. Wie herrlich ist es, direkt von der Finca aus zum Morgenspaziergang durch den Urwald loszuziehen und nur die tiefen Schreie der Brüllaffen zu hören. Und wie aufregend, zu Fuß durch den Dschungel zum Wasserfall zu spazieren, während uns immer wieder der unverkennbare Geruch von Raubkatzen in die Nase steigt.
In Costa Rica sind es vor allem die Begegnungen mit Tieren, die das Land erlebenswert machen – und die hat man nicht in den Städten. In Panama sind es die endlosen einsamen Strände und die palmengesäumten Inseln, im Südwesten der USA die Wüsten und die Küste. Ich gebe zu, ich habe die drei Tage San Francisco am Ende der Wohnmobiltour durch Arizona und Kalifornien sehr genossen. Aber vermisst habe ich in den knapp vier Wochen Roadtrip durch den wilden (Süd)Westen rein gar nichts.
Abwesenheit von fast allem = entspannt
Es fühlt sich einfach gut an, morgens in der Stille reizarmer Wüstenlandschaften aufzuwachen. Einige der schönsten Stellplätze kosten nicht einmal etwas, denn sie liegen mitten in der Wildnis und haben keinerlei Infrastruktur, wie etwa in der Mojave-Wüste oder am Petrified Forest.
Doch man muss nicht zwangsläufig auf Komfort und Infrastruktur verzichten, um mitten in der Natur aufzuwachen. Gut ausgestattet waren etwa die Campgrounds zwischen den roten Felsen im Nevada State Park Valley of Fire und unter den Baumriesen im kalifornischen Pfeiffer Big Sur State Park.
Landleben pur hat unsere Slow-Travel Episode durch Big Sur geboten. Für dieses rund 100 Kilometer lange Stück wilder und fast unbewohnter Küste haben wir uns knapp eine Woche Zeit gelassen, und ich bereue nicht eine Sekunde davon. Zwar erlebt man dort keine komplett einsamen Landschaften, denn dazu sind die großen Städte Kaliforniens zu nah. Doch schon allein das Fehlen von Mobilfunknetz und Internet gab mir ein Gefühl völliger Abgeschiedenheit, das ich auf Reisen sehr genieße. Denn wenn schon Land, dann richtig. Oder?
Stadt oder Land – Wie haltet ihr das im Urlaub? Und beschäftigt euch die Frage auch so sehr? Schreibt uns eure Gedanken dazu!