Der ideale Fahrtag

Costa Rica Arenalsee Mietwagenrundreise mit Kind

Last Updated on 12. August 2017 by Gela

Bei einer Mietwagen-Rundreise durch Costa Rica mit Kind ziehen sich manche Fahrtage zäh wie Kaugummi. Endlich am Ziel bin ich komplett erledigt, der Sohn dafür gut ausgeschlafen von einem ausgiebigen Nickerchen im Auto. Andere Fahrtage fühlen sich  dagegen gar nicht wie ein Fahrtag an. Zweifellos zur zweiten Gruppe zählt die Umrundung des Arenalsees.

Um von La Fortuna im Nordosten nach Monteverde im Südosten des Arenalsees zu kommen, muss man einmal fast ganz um den mit Abstand größten See des Landes herumtouren. Die Entfernung von rund 140 Kilometern liest sich lächerlich kurz. Doch die Strecke hat es in sich. In schwungvollen Kurven schraubt sich die schmale Straße mal hoch über den See, dann wieder runter ans Ufer, und die letzten 40 Kilometer sind Schotterpiste. Reine Fahrzeit unter guten Bedingungen: knapp vier Stunden. Statt schnell Strecke zu machen, kann man dieselbe aber mit etlichen Zwischenstationen in einen Tagesausflug verwandeln. Das ist die Variante für Entdecker egal welches Alters.

Mietwagentour in Costa Rica für Slow Traveller

imageWir starten um halb neun morgens. Zum Abschied zeigt der Vulkan Arenal unverhüllt seine Kuppe. Noch vor dem Abzweig zum Nationalpark rund zehn Kilometer nach La Fortuna halten wir zum ersten Mal an. Eine Großfamilie kleiner Nasenbären überquert die Straße. Bestimmt zehn der possierlichen Pelztiere sind mitten auf der Fahrbahn. Mindestens noch mal so viele wuseln im Straßengraben herum. Nach uns kommt ein Touristenbus. Bald sind genauso viele Menschen mit Kameras wie Nasenbären auf der Straße.

Wir peilen unseren ersten geplanten Zwischenstopp an der Staumauer des Arenalsees an. Bis dorthin ist es nun nur noch eine gute Viertelstunde. Der Sohn will unbedingt sehen, wo der Stausee abfließt. Doch das Auto steht unbewacht und vollbepackt am Straßenrand. Daher lasse ich es nur ungern aus den Augen. Ablenkung vom Abfluss bieten schließlich die Boote für die kombinierten Touristentransfers von La Fortuna nach Santa Elena, die direkt an der Staumauer ablegen. Hätten wir keinen Mietwagen genommen, wären auch wir hier eingeschifft worden, denn mit öffentlichen Bussen ist die malerische Strecke um den See herum an einem Tag quasi unmachbar.

imageMit unserem SUV kurven wir rund eine Dreiviertel Stunde weiter bis zum Hotelrestaurant Los Heroes. Es ist erst zehn Uhr, als wir dort ankommen. Doch ums Essen geht es uns gar nicht. Der Schweizer Eigentümer hat neben sein Hotel eine Schmalspurbahn gebaut. Leider fährt sie gerade an diesem Tag nicht, denn der Lokführer hat seinen freien Tag. Doch die nette costa-ricanische Chefin erlaubt dem Sohn auf deutsch, einzusteigen und selbst Lokführer zu spielen. Schließlich spielt er selbst die Lok, und wir laufen einen Teil der Strecke entlang. Die Sohn-Lok fährt unerschrocken und kaum zu bremsen durch zwei Tunnels und über zwei Dämme und nur auf Drängen wieder zurück. So vergeht eine ganze Stunde – etwa so lang hätte die echte Rundfahrt auch gedauert.

Kulinarisches Heimweh stillen

imageAn der Straße ist schon seit der Staumauer immer wieder die „German Bakery“ in Nuevo Arenal angekündigt. Sie wirbt mit Bratwurst, Sauerkraut, Weißbier, Schweinebraten – und mit deutschem Brot. Selbst in einem normal langen Urlaub ist deutsches Brot (neben meinem eigenen Bett) das erste, was ich vermisse. Jetzt sind wir seit zwei Monaten auf Entzug. Die Vorfreude wächst also mit jedem Kilometer.

Um halb zwölf parken wir vor der deutschen Bäckerei. Der Sohn will Sauerbraten und Klöße. Also gibt es ein frühes Mittagessen. Ich entscheide mich für Schweinebraten mit hausgemachten Spätzle. Endlich isst der Sohn mal wieder mit vollem Appetit. „Mama, ich wünsch mir vom Christkind 80 solche Knödel“, mampft er zwischendurch. Ich bekomme prompt ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn mit dieser Reise solange um sein gewohntes Essen bringe. Als Nachtisch gibt es einen Schokomuffin, und dann decken wir uns mit Gebäck ein. Leider gibt es kein Roggenmischbrot. Dafür kaufen wir Ciabattasemmeln und Laugenbrezeln. Die Brötchen schmecken am Abend besser als alles Brot, das wir auf der Reise bis dahin bekommen haben. Von den Laugenbrezeln kriege ich nichts ab.

Wasserfall Costa Rica, Tilaran, Familienrundreise

Anderthalb Stunden schwelgen wir in kulinarischem Heimweh. Im Auto klappt der Sohn gleich seinen Sitz für ein Mittagschläfchen zurück. Ich fahre langsam und halte immer wieder an. Denn nun kommt der landschaftlich schönste Teil der Strecke am See entlang. Über den ganzen langen See hinweg winkt der Vulkan Arenal herüber. Postkartenreif!

Kennt ihr das auch – kulinarisches Heimweh? Wollt ihr mehr darüber lesen? Dann seht euch mal die Blogparade der Jäger des verlorenen Schmatzes an. Dieser Beitrag nimmt auch teil.

Landschaftliche Heimatgefühle

Rund eine Stunde später beginnt hinter Tilaran die Rumpelpiste. Nach wenigen Kilometern lockt ein privater „Park“ mit gleich fünf Wasserfällen. Das Versprechen, dass man im Wasserfallbecken baden kann, holt den verschlafenen Sohn schließlich aus dem Auto. Die fünf Wasserfälle sind beeindruckend, die Landschaft rundherum sanft hügelig und grün wie im Allgäu. Nur das Wasser ist so eisig, dass außer einmal kurz eintauchen nicht viel drin ist. Schön ist es trotzdem, vor allem weil wir den Spaß ganz für uns allein haben. Erst auf dem Rückweg kommen uns Leute entgegen.

Zurück am Auto frage ich mich allerdings erschrocken, wo die Zeit geblieben ist. Denn es ist plötzlich halb fünf Uhr. Die Piste nach Monteverde wird bei Dunkelheit nicht empfohlen. Dunkel wird’s um sechs. 30 Pistenkilometer liegen noch vor uns. Zum Glück ist die Strecke besser als erwartet und kaum befahren. So kann ich nebenbei die liebliche „Voralpenlandschaft“ genießen. Selbst der Sohn ist ganz begeistert. „Hier ist es fast so schön wie bei Omi“, stimmt er in mein Schwärmen ein. Die Spätnachmittagssonne zaubert einen Regenbogen nach dem anderen vor uns an den Horizont. Die Enden scheinen zum Greifen nah. „Da vorne ist das Ende. Dort liegt der Schatz. Wir sind auf dem richtigen Weg“, weiß der Sohn. Bei Sonnenuntergang lassen wir einen letzten Blick über die Berglandschaft schweifen. Dann haben wir Santa Elena erreicht.

Sonnenuntergang bei Monteverde, Costa Rica

2 Kommentare

  1. […] „Der ideale Fahrtag“, den sie in ihrem Blog beschreibt, wurde dadurch perfekt, dass sie unverhofft auf eine „German Bakery“ stieß, die nicht nur richtig gutes Brot und sogar Laugenbrezeln verkaufte, sondern im zugehörigen Restaurant auch noch Brautwurst, Sauerkraut, Weißbier, Schweinebraten, Klöße und mehr. Und das mitten in Costa Rica, am Ufer des Arenalsees. Diesen größten See des Landes haben Gela und ihr kleiner Sohn an einem Tag umrundet und dabei possierliche Nasenbären getroffen, einen Staudamm besichtigt, unerschrocken unter eiskalten Wasserfällen gebadet und Schaffner bei der Schmalspurbahn gespielt. Klingt auch für uns nach einem ziemlich runden Tag. […]

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