ABC der Straße – Backpacking in Ecuador mit Kind

Last Updated on 18. Februar 2020 by Gela

Unterwegs in Ecuador mit öffentlichen Bussen? Das geht auch mit Kind meistens ganz hervorragend und ist vor allem günstig. Als Alternative zum großen öffentlichen Autobus, empfiehlt sich für manche Strecken eine Busetta oder Camionetta. Nach einem Monat Backpacking in Ecuador mit Kind, buchstabiere ich hier das ABC der Straße.

Genug gefahren. Hier bleiben wir. Erst nach Süden, dann wieder nach Norden haben wir Ecuador in einem Monat der Länge nach fast komplett durchmessen, die Panamericana rauf bis knapp 4000 Höhenmeter und runter bis 1300, über viele Berge und um viele Kurven, manchmal buchstäblich bis zum Erbrechen. Geschätzte drei unserer 30 Reisetage in Ecuador haben wir allein in öffentlichen Autobussen verbracht, und wahrscheinlich nochmal soviele in privaten oder halbprivaten Beförderungsmitteln.

Backpacking in Ecuador mit Kind

Fahren über den Wolken zwischen Riobamba und Cuenca

Das Beste daran ist, dass ich nicht selbst hinterm Steuer saß, sondern Zeit hatte, mit dem Sohn zu spielen und zu quatschen. Ich sehe was, was du nicht siehst, zum Beispiel, und das war meistens grün, weils außerhalb des Fahrzeugs war. Raten, welche Tiere der andere auf seiner Straßenseite gesehen hat, hat uns vor allem über die Strecken mit vielen Zwischenstopps hinweggeholfen. Mit Kuh lag ich meistens richtig, oft auch mit Pferd, Huhn, Hund oder Schwein, kaum jedoch mit Lama. Mindestens 100 von rund 1400 Kilometern sind mit Schnickschnackschnuck an uns vorbeigezogen. Den großen Rest hat der Sohn verschlafen und die Mama die wechselhafte Landschaft genossen. Auch wenn der Sohn den Pisten, Staubstraßen, Pflastersteinwegen und Serpentinen wenigstens viermal mit seinem Mageninhalt Tribut gezollt hat – das ABC der Beförderungsmittel in Ecuador können wir jetzt buchstabieren.

A wie Autobus

Backpacking in Ecuador mit Kind

Bus überholt Bus – der Gegenverkehr muss warten.

Autobusse sind die öffentlichen Reisebusse, die zwischen den Städten verkehren, zwischen großen und kleinen gleichermaßen. Der Fahrpreis bemisst sich nach der Dauer der Fahrt. Für einen Dollar pro Person sind wir mindestens eine Stunde unterwegs, manchmal auch länger.

Das „beste“ Zeit-Preis-Verhältnis beim Backpacking in Ecuador mit Kind bieten auf den langen Distanzen die 250 bergigen und kurvigen Kilometer zwischen Riobamba und Cuenca. Sieben Stunden sind für fünf Dollar garantiert. Der Busfahrer macht auch gern mal eine lange Mittagspause. Alle steigen dann aus, gehen zur Toilette und Mittag essen. Jedenfalls zwischen Cuenca und Riobamba.

Backpacking in Ecuador mit Kind - Panamericana

Bei Quito herrscht dichter Verkehr auf der Panamerica.

Später, zwischen Machachi und Ibarra, wollen die Leute im Bus weiterfahren. „Vamos“ ruft erst nur eine Frau, dann immer mehr Fahrgäste von hinten, als der Assistent des Fahrers kurz nach der Essenspause erneut einen Toiletten-Stopp einlegt. Keiner steigt aus. Von unseren Sitzen ganz vorn beobachten wir, wie der Busassistent der Frau in dem Laden mehrere Geldscheine gibt. An der nächsten Zahlstation liefert er einen Umschlag ab. Kurz später halten wir nochmals, nachdem das Handy des Assistenten geklingelt hat. Jetzt wird selbst der Fahrer ungeduldig und fragt, was denn denn los sei. Trotz der Händel des Co-Piloten kommen wir auf dieser Strecke zügig voran.

Backpacking in Ecuador - Imbiss an der Bushaltestelle

An vielen Bushaltestellen gibt es Kioske.

Anders von Riobamba nach Cuenca. Der Bus ist nicht voll. Daher wirbt der Assistent in jedem Dorf um neue Fahrgäste, indem er lauthals das Ziel zur offenen Tür hinausschreit. Dann hält der Bus auch in jedem Dorf, und oft genug außerhalb der Dörfer, wo die mühsam geworbenen Fahrgäste wieder abspringen. Zäh zieht sich die Fahrt dahin. Anfahren, abbremsen, anfahren, abbremsen – so geht es stundenlang. Dichter Nebel raubt den letzten Funken Orientierung und Zeitgefühl. Kurzum: Autobusse sind zwar bequem und unschlagbar billig, aber mitunter auch langsam. Nur von Guamote nach Banos ging es schneller als erwartet. Auf dieser Strecke hat dafür die Taxifahrt vom regionalen zum überregionalen Busbahnhof Richtung Osten lang gedauert – und sie war mit drei Dollar genau so teuer wie die beiden Busstrecken zusammen.

B wie Busetta

Straßenumzug vom Bus aus gesehen beim Backpacking in Ecuador mit Kind

Unverhofft kommt oft: Eine Busfahrt am Dreikönigstag führt mitten durch einen Straßenumzug.

Manchmal ist beim Backpacking in Ecuador mit Kind eine Busetta die bessere Wahl. Denn Busettas erreichen ihr Ziel in der Regel deutlich schneller. Die Kleinbusse funktionieren ähnlich wie Taxis. Wir hatten von Cuenca nach Vilcabamba und zurück eine Busetta mit Vorbestellung. Sie war mit vier Schweizern, drei Deutschen (uns eingeschlossen) und zwei US-Amerikanern vollbesetzt. Dagegen sind im Autobus ausländische Touristen stets in der Unterzahl. Mit dem Autobus hätten wir für die Strecke eine Zwischenübernachtung zum Umsteigen und ein Taxi zur Unterkunft gebraucht. Die Busetta war nach viereinhalb Stunden direkt an der Lodge und dabei höchstens dreimal so teuer wie der Autobus plus Taxi. Mit dem Fahrer hatten wir Glück. Er fuhr zügig und kontrolliert. Die dritte Deutsche an Bord hat auch schon andere Fahrten erlebt.

C wie Camionetta

Fahrer und Copilot im Cockpit des Autobus beim Backpacking in Ecuador

Fahrer und Copilot im Cockpit über die Schulter geguckt.

Camionetta heißt wörtlich übersetzt eigentlich Kleinlaster. Tatsächlich werden aber meist Pick-Ups mit einem grünen Streifen als Erkennungsmerkmal so bezeichnet. Camionettas sind beim Backpacking in Ecuador mit Kind erste Wahl für kurze Strecken in kleinen Orten oder außerhalb, wo es keine Taxis gibt. Man kann sie auch mit anderen Fahrgästen teilen. Dann kommt man auf Kurzstrecken auf jeden Fall mit einem Dollar hin. Sonst gelten die gleichen Preise wie für Taxis. Für längere Strecken heißt es hart verhandeln. Wer wie wir auf den ersten Blick als ausländischer Tourist zu erkennen ist, bekommt gern mal 30 bis 50 Prozent Aufschlag, wenn er nicht widerspricht – wie im Taxi auch.

D wie Directo heißen manche der Autobusse.

E wie Effectivo werden andere Autobusse genannt. Der Unterschied hat sich mir nach einem Monat noch nicht erschlossen. Ohne Stopp fährt keiner ans Ziel, ohne Umsteigen beide.

F wie Fazit zum Backpacking in Ecuador mit Kind

Erst durch die Fahrten in den Autobussen haben wir das Land und vor allem seine Leute kennengelernt. Es hat schon Charme, einer Indigena in prachtvoller Tracht beim Flechten zuzusehen. Unterhaltsam sind auch die vielfältigen Geschäfte an den oft unbeschilderten Bushaltestellen. Mindestens ein Imbiss bietet immer Spezialitäten feil. Außerdem kommen oft fliegende Händler in den Bus, die Getränke, Obst, Snacks und Essen für unterwegs anbieten. Neben den Teigtaschen Empanadas ist Cevichocho ein weit verbreitetes Fast Food in Ecuador. Die kalte Brühe mit roten Zwiebeln, Tomaten, Koriander und den weißen runden Chocho-Bohnen hat sich garniert mit Tostadas – gerösteten Maiskörnern – zu einer meiner Leibspeisen entwickelt. Auch der Sohn hat sich daran gewöhnt.

Backpacking in Ecuador - unterwegs in einer Busetta

Steil und kurvig – in Ecuador ist das die Regel, nicht die Ausnahme.

Für Unterhaltung im Autobus beim Backpacking in Ecuador mit Kind sorgt zudem eine besondere Art von Händlern. Rund um Quito haben sie oft ein Quiz veranstaltet und den Leuten, die die richtige Lösung wussten, etwas Kleines geschenkt. Auf der Stecke nach Banos kamen gleich zwei Naturheiler, die nach langen Predigten über einen gesunden Lebensstil teure Pülverchen gegen Magenleiden anboten.

Und schließlich zeigt sich das Alltagsleben in Ecuador beim Blick aus dem Busfenster überall unterwegs. Das hat freilich auch häßliche, graue und bittere Seiten. Manchmal sticht einem die Armut ins Auge und auf einer Busfahrt auch in die Nase. Der Sohn sagt jetzt manchmal: „Warum sind die hier so arm und wir so reich?! Ich möchte aber, dass die Leute hier genau so viel haben wie in Berlin.“ Lesson learnt.

Mehr Erlebnisse, Erfahrungen und Tipps von meiner Reise durch Ecuador mit Kind allein:

Das Fest der Alten – Sylvester in Quito

Stadt entdecken – Quito mit Kind

Humboldt hinterher – Die Straße der Vulkane

Kinderparadies Baños

Sehenswürdigkeiten auf Beinen – Guamote, Zentrum der Hochland-Indigenen

Fünf Gründe für eine Familienreise nach Ecuador mit Kindern

2 Kommentare

  1. Hallohallo, wie ist das in Ecuador mit der Höhe? Hat Dein Kind das gut verkraftet oder habt ihr einiges ausgelassen? Wir überlegen ob wir mit 14 Monate alten Babies nach Ecuador mit Galapagos Inseln reisen…. Was meinst Du dazu?

    • Hallo Svenja,
      also einen Rat kann ich euch da nicht wirklich geben. Reisemediziner raten eindringlich davon ab, mit kleinen Kindern in große Höhen zu fahren, weil die Symptome der Höhenkrankheit nicht eindeutig sind und bei kleinen Kindern leicht übersehen werden. Meine Erfahrung in Quito war anders: Mein Sohn hat die Höhe problemlos weggesteckt, aber ich habe die ersten 3 Tage lang geschnauft und musste es sehr langsam angehen lassen. Davon erzähle ich in meinem ersten Bericht aus Quito an Sylvester. Dort erfahrt ihr auch unseren Notfallplan, falls uns die Höhenkrankheit doch gepackt hätte.
      Ich bin gespannt auf eure Reise!
      Liebe Grüße
      Angela

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