Last Updated on 18. Februar 2020 by Gela
Wenn es einen Ort in Ecuador gibt, an dem alles auf Kinder eingestellt ist, dann ist das Banos. Die Kleinstadt mit frühsommerlichem Wohlfühlklima auf 1800 Höhenmetern gilt als Tor zum Oriente, denn von hier aus ist es nicht weit ins Amazonas-Tiefland. Knapp vier Busstunden von Quito entfernt, bietet Banos selbst aber auch jede Menge kindertaugliche Attraktionen – und mindestens genau so viel für die großen Kinder.
Drei Quads dröhnen an uns vorbei, als wir der Straße in den Dschungel folgen. Wir wollen zur Cascada de la Chamana, einem Wasserfall rund 2 km von unserer Unterkunft entfernt. Der Sohn ist zu höchsten Wanderleistungen motiviert. Er legt ein zackiges Tempo vor, denn ich habe ihm ein Eis versprochen. Direkt am Wasserfall liegt Regine’s Café Aleman auf der deutschen Finca Chamanapamba. Das macht mich ziemlich sicher, dass wir Eis kriegen.
In Ulba biegen wir links von der Durchfahrtsstraße ab. Auf dem Weg zum Wasserfall rauschen mehrere Pick Ups an uns vorbei, alle vollbesetzt mit Männern in Montur, bereit zum Canyoning, Abseilen im Wasserfall. Der ist dafür offenbar ein Hot Spot, denn als wir hinkommen sind auf mindestens drei Etagen Canyoning-Gruppen unterwegs.
Die Rechnung mit dem Eis geht auf, und dazu gibts noch Käsekuchen. Regine und später auch ihr Mann Heinrich kommen uns persönlich begrüßen. Mit dabei ist die nette Hündin Anja, die beim Sohn bald beliebter ist als das Eis. Der Becher mit drei Kugeln bleibt stehen fürs Stöckchenspiel. Ich genieße derweil die herrliche Aussicht auf den Wasserfall, die fantasievolle Architektur der Finca und natürlich den Käsekuchen.
Neun Wasserfälle an einem Tag
Die Cascada de la Chamana ist an diesem Tag schon unser neunter Wasserfall. Der erste war der von der Jungfrau des Heiligen Wassers, der an einer Felswand in der Stadt herunterstürzt. Dann kamen sieben auf einen Streich. Wir haben ein dreistündige Tour zu den Wasserfällen in der Umgebung gebucht. Zum ersten Mal war es kein Problem, die Tour mit Kind zu machen. Im Gegenteil: Ich zahle sogar nur für eine Person. Der Sohn will auf meinem Schoß sitzen, und wer keinen Sitzplatz braucht, muss nicht zahlen. Wir fahren mit einem Kleinlastwagen, auf dessen Ladefläche offene Sitzreihen gebaut sind. Alles bunt, alles laut. Der Sohn findet die fahrende Latino-Disko klasse, der Mama ist es zu laut. Aber was solls. Wir sind in Lateinamerika. Mitgrooven. Dann ist es besser zu ertragen.
Der erste Wasserfall bringt gleich einen großen Spaß: Mit einer Gondel geht es in Affenzahn über die tiefe Schlucht des Rio Pastaza und wieder zurück. Der Sohn jauchzt vor Vergnügen. Die Mama wundert sich, was sie sich da gerade traut. Hatte sie nicht mal Höhenangst? Doch das ließe sich noch steigern. Als wir zwei Wasserfälle später am Seil und Gurt per Canopy über den Fluß sausen könnten, kneife ich – wie alle anderen aus unserer „Chiva“ – so heißen die umgebauten LKWs. Am Ende der Tour kommt noch eine kleine Herausforderung für Höhenangst-Bezwinger. Beim Pailon del Diablo, dem mächtigsten aller Wasserfälle in den Rio Pastaza, gehört eine lange, steile Hängebrücke zum Wanderweg von ungefähr 20 Minuten. Sie ist gut frequentiert und wackelt entsprechend. Der Sohn hat wieder reichlich Spaß und die Mama zum Glück erneut kein Problem.
Es gab einmal eine Zeit, da hätte ich einen Bungee-Sprung probiert. Das war aber, bevor ich Mama wurde. Heute, als ich die Springer an der Puente de San Francisco in Banos beobachte, bin ich mit dem Sohn einer Meinung. Ohne lange zu überlegen, sagt er: „Wer das macht, ist verrückt.“
Wir laufen stattdessen zum Zoo. Der ist zwar nicht ausgeschildert, dafür aber das Canopy-Zentrum, von dem ich weiß, dass es direkt nebenan liegt. Auf dem steilen Gelände des Zoos sehen wir die ersten drei Kondore, Papageien aus dem Tiefland und jede Menge anderer Vögel aus der Region – ein kleiner Vorgeschmack auf Costa Rica. Auch ein Puma-Paar liegt faul in der Sonne. Das war dann ein Sonntag, so ganz nach Kinder-Geschmack: morgens allein im Schwefelwarmbad planschen, nachmittags in den Zoo und danach mit dem Bus direkt zum riesigen Spielplatz im Parque Montalvo und zu den dortigen Hüpfburgen.
Abenteuer für Kids in Ecuador
Riesenspaß hatte der Sohn aber auch beim Ausflug zur Casa del Arbol (Baumhaus). Das „Freizeitgelände“ auf satten 2600 Höhenmetern ist von Banos mit dem Kleinbus in 20 Minuten erreicht. Wir haben Glück, und das bedeutet Sicht auf den Tungurahua und seine Rauchwölkchen. Die interessieren den Sohn aber nicht die Bohne. Erst muss das Baumhaus erklettert werden. Der Mama rast das Herz beim Zusehen, denn der Baum steht am Abgrund. An ihm hängen auch zwei Schaukeln an langen Seilen. Mit denen kann man über die Abbruchkante hinaus schaukeln. So verrückt sind wir dann doch, dass wir das unbedingt machen wollen. Viel schöner als Bungeejumping, Canopy und Canyoning zusammen!
Hallo Angela,
Baños mit all seinen Outdooraktivitäten für die Kleinen, aber natürlich genauso für die Großen hat mich sehr an meine Zeit in Queenstown / Neuseeland erinnert. Dort geht es allerdings noch wesentlich verrückter zu.
BG, Peter
[…] Unterwegs mit Kind: Kinderparadies Banos […]