Last Updated on 31. Januar 2018 by Gela
Reisen ist eigentlich immer schön, auch das Reisen mit Kindern. Aber manche Tage sind ganz besonders schön. Eine richtig runde Sache war mein Tag am südschwedischen Vätternsee in Gränna mit Kind. Bekannt ist die kleine Stadt in Småland als Heimat der Polkagrisar. Die geringelten Zuckerstangen sind in aller Welt berühmt. Doch Gränna hat viel mehr zu bieten. Zum Beispiel fantastische Ausblicke über den Vätternsee, das absolut faszinierende Polarmuseum und einen Bootsausflug zur idyllischen Insel Visingsö. So sah mein perfekter Tag in Gränna und am Vätternsee aus.
Wir sind müde. Am vierten Tag unserer Familienbloggerreise nach Småland auf Einladung von Visit Småland mit Unterstützung durch Novasol und TTLine muss ich meinen Sohn wecken. Das passiert praktisch nie, weder zuhause noch auf Reisen. Doch nach drei Tagen mit vollem Programm und wenig Schlaf ist es soweit. Für einen kurzen Moment ärgere ich mich, dass ich zugesagt habe, um neun Uhr im Polarmuseum von Gränna zu sein. Ausschlafen wäre jetzt schön. Doch dann siegt die Neugier über die Müdigkeit. Zum Glück! Denn der Tag in Gränna und Umgebung wird einfach wundervoll.
Unsere erste Station in Gränna ist das Polar Center. Dort nimmt uns Direktor Håkan Jorikson persönlich mit in die filmreife Geschichte der unglaublichen Polarexpedition von Salomon August Andree, Knut Fraenkel und Nils Strindberg. 1897 sind die drei Schweden mit einem Ballon in Richtung Nordpol gestartet. Sie kamen nie zurück. Über 30 Jahre später fand ein Robbenjäger auf einer Insel bei Grönland Ausrüstungsteile einer Ballonfahrt und erinnerte sich prompt an die schwedische Expedition. Viele der aufgefundenen Ausrüstungsteile sind jetzt im Polar Center von Gränna ausgestellt.
Abenteuer im Polar Center von Gränna mit Kind
Notizbücher und Taschentücher, Waffen und Rasiergeräte, die damals hypermoderne Stereokamera und der Ballonkorb, das Boot mit Schlittenkufen und ein herzförmiger Kettenanhänger mit der Locke und dem Foto einer Frau … Es hat etwas unglaublich Ehrfurchteinflößendes und zugleich Intimes, die weitgereisten und so lange verschollenen Gegenstände im Original vor sich zu sehen. Als Håkan Jorikson dann noch die Geschichte von der großen Liebe eines der Expeditionsmitglieder erzählt, die sich erst im Grab erfüllt, werden meine Äuglein kurz feucht und ich muss dreimal schlucken.
Die ganze Abenteuer- und Liebesgeschichte erleben wir in dem Museum auf zwei dezent beleuchteten offenen Etagen mit beeindruckenden Exponaten. Auch mein Sohn (der Håkan Jorikson nicht versteht) ist sichtlich fasziniert. Ein zweiter Ausstellungsteil informiert über Polarexpeditionen allgemein.
Auf der Spur der Zuckerstangen in Gränna mit Kind
Vorbei an der Touristeninformation von Gränna im Foyer des Museums geht es auf die andere Seite der Hauptstraße von Gränna. Die typisch schwedischen Holzhäuser strahlen an diesem Morgen in der Sonne. Unser nächstes Ziel ist eine Polkagriskokeri. Davon gibt es in Gränna unzählige. Denn die Zuckerstangen wurden in dem kleinen Städtchen am Ostufer des Vätternsees erfunden. Die 25-jährige Witwe Amalia Erikson hat mit der Herstellung und dem Verkauf der weltberühmten Süßigkeit den Lebensunterhalt um 1850 für sich und ihr kleines Kind gesichert. Ihr Haus an der Hauptstraße von Gränna ist heute ein Hotel.
Wie die Süßigkeiten hergestellt werden, erleben wir in einem der Läden. Ihr könnt es in einem Video von Blogger-Kollegin Julia bei Jäger des verlorenen Schmatzes sehen. Weil wir schon mehrfach beim Bonbonmachen zugesehen haben und die Polkagris-Herstellung doch sehr ähnlich ist, gucken wir uns lieber genüsslich im Laden um. Neben Zuckerstangen, Riesenlollis und Bonbons gibt es auch Lakritze in allen Farben und Geschmacksrichtungen. Am Ende haben wir eine Riesentüte voller kunterbunter zuckersüßer Mitbringsel und einen großen Vorrat Lakritze für mich. Manche Sorten schmecken sogar meinem Sohn, obwohl Lakritze sonst die einzige Süßigkeit ist, die ich nicht vor ihm verstecken muss.
Speisen mit Stil und Ausblick in Gränna mit Kind
Nach diesem appetitanregenden Zwischenstopp ist es Zeit für ein Mittagessen. Am südlichen Ortsrand von Gränna liegt hoch über dem Vätternsee das Hotel Gyllene Uttern. Das Hotel aus den 30er Jahren ist mit Türmen und Zinnen im Stil einer Burg an die Steilküste gebaut. Es war eines der ersten Hotels und ein beliebter Zwischenstopp an der Strecke von Malmö nach Stockholm. Schon Greta Garbo soll es gern für eine Zwischenübernachtung genutzt haben. Das Essen ist sehr lecker, doch der Ausblick stellt alles andere in den Schatten: Von der großen Terrasse und durch die Fensterfront im Speisesaal überblickt man den ganzen gigantischen See – den zweitgrößten in ganz Schweden. Während ich mich daran gar nicht sattsehen kann, begeistert sich mein Sohn für Ritterrüstungen, Lanzen und Speere im Innern der scheinbar historischen Gemäuer.
Inselfeeling auf Visingsö
Am Nachmittag gehen wir direkt auf den See: Mit der quietschgelben Fähre setzen wir über auf die Insel Visingsö. Was für ein Pech: Während bis dahin die Sonne geschienen hat, beginnt es auf dem Weg zum Hafen zu regnen. Zum Glück gibt es immer wieder Regenpausen. So bleiben wir trocken, während wir mit den Kids bei der halbstündigen Überfahrt die gesamte Fähre erkunden.
Bekannt ist Visingsö vor allem für seine malerisch am Seeufer gelegene Burgruine. Schloss Visingsborg aus dem 16. Jahrhundert wurde Ende des 18. Jahrhunderts durch einen Brand zerstört. Teile der Natursteinmauern stehen jedoch noch heute.
Auf Inseln geht die Zeit immer etwas langsamer. Auch auf Visingsö schalten wir sofort mehrere Gänge runter. Bei einer Pferdekutschenfahrt lernen wir das Zentrum der 14 Kilometer langen, aber höchstens drei Kilometer breiten Insel kennen. Gemächlich geht es durch einen Wald mit uralten Eichen vorbei an typisch schwedischen Holzhäusern zur steinalten Kumlaby-Kirche ohne Turmspitze. Auf den Turm ohne Spitze führt eine abenteuerlich enge Treppe hinauf. Der Ausblick von oben reicht über die ganze Insel und den schier endlosen Vätternsee.
Auf dem Rückweg erwischt uns eine dicke Regenklatsche. Gut, dass wir uns gleich bei einer Fika aufwärmen und trocknen können. Die Fika am Nachmittag ist ein festes Ritual in Schweden und kommt dem deutschen „Kaffee und Kuchen“ nah. Das kleine Scheunencafé von Thomas Gunnarson am ehemaligen königlichen Blumen- und Gemüsegarten ist ein perfekter Ort dafür. Gunnarson ist nach 15 Jahren in Stockholm in seine Heimat Visingsö zurückgekehrt. Mitgebracht hat er einen feinen Sinn für gemütliches aber modernes schwedisches Design und das Know How, um den Gemüsegarten als Ökogarten zu bewirtschaften, der zuletzt nur noch ehrenamtlich von den Alten auf der Insel am Leben erhalten worden war.
Füße in den See
Zurück in Gränna mit Kind löst sich unsere Gruppe im Hafen auf. Uns zieht es nochmal ans Seeufer. So fahren wir noch einmal an das Südende von Gränna. Dort liegt der alte, dörfliche Teil des kleinen Städtchens und der ehemalige Hafen Röttle Hamn mit einem kleinen Strand. Auch Christina (Mrs Berry) und Antje (meehr-erleben) mit ihren Familien hat es hierhin gezogen. Das klare Wasser ist einfach zu verlockend, wenn auch eiskalt. Doch wenigstens die Füße müssen wir einmal hineinhalten, bevor wir die einstündige Rückfahrt in unser kuscheliges Novasol-Ferienhaus am Ruskensee antreten. Das macht den tollen Tag in Gränna mit Kind endgültig rund.
Liebe Angela,
ich verfolge deinen Blog nun schon etwas länger und ich glaube, unsere Interessen überschneiden sich manchmal doch ein wenig. 🙂
Momentan arbeite ich an einem Polar Guide mit spannenden Orten zur Schlittenhund- und Expeditionsgeschichte. Als einen Tipp möchte ich sehr gerne das Polarcenter in Gränna mit aufnehmen. Da ich selber noch nicht da war, habe ich leider keine Fotos.
Daher meine Frage: Hättest du Lust (natürlich gegen Nennung und Verlinkung) mir zwei Sätze zu schreiben und ein Bild für den Guide zur Verfügung zu stellen? Sozusagen ein Mini-RoundUp.
Ich würde mich wahnsinnig freuen!
Liebe Grüße
Anuschka
Liebe Anuschka,
Das klingt nach einem tollen Vorhaben, und da mach ich gerne mit – wenn ich wieder zuhause bin. Bis wann brauchst du das?
Liebe Grüße
Angela
Liebe Gela!
Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nie im Leben was von Gränna oder der Spezialität Polkagrisar gehört, bevor ich über diesen Beitrag gestolpert bin. Vielleicht mal ein Anstoß sich Südschweden etwas näher anzuschauen?!
Liebe Grüße
Alex
Liebe Gela,
was für ein schöner Beitrag, der mich doch tatsächlich dazu gebracht hat, Gränna auf meine Liste zu setzen. Ok ich gebe es zu, bei der Stelle mit den Süßigkeiten hattest du mich! 🙂 Und ich kenne da jemanden, dem es gleich gehen würde… 😉
LG
Charnette
Gränna hat uns auch sehr gut gefallen. Wir haben dort Zuckerstangen selber gemacht. Eine spannende Erfahrung.
Ach ja, Gränna, da habe ich schöne Erinnerungen. Wir waren auf einem tollen Campingplatz am Wasser, haben eine Inseltour auf Visingsö gemacht und Polkagrisar geschleckt. Im Polar Center waren wir bislang nicht, aber das werden wir sicher nachholen. Uns zieht es ja regelmäßig in den Norden. 🙂 Liebe Grüße, Ines
Das Polarcenter müsst ihr euch unbedingt mal ansehen, Ines! es ist einfach toll!
Liebe Grüße
Gela