Von Buenos Aires nach Galapagos – Backpacken in Südamerika mit Kind

Lama füttern beim Backpacken mit Kind in Südamerika

Fünf Monate lang waren Leila* (34) und ihr Lebensgefährte (30) im Winter 2017/2018 Backpacken in Südamerika mit Kind. Von Argentinien ging es nach Bolivien und weiter nach Peru und Eucador. Der vierjährige Samuel* hat bei dieser Langzeitreise mit seiner Mama und ihrem Lebensgefährten Highlights wie die Galapagos Inseln, den Salar de Uyuni und Machu Picchu erlebt, aber auch den Lebensalltag in Bolivien kennengelernt. Übernachtet hat die kleine Familie bei Freunden oder in Hostels, und die Strecken legte sie in Überlandbussen zurück. Ihre Geschichte zeigt: Auch mit Kind ist Backpacken in Südamerika ein tolles Erlebnis.

Das lest ihr hier:

– Familienreise-Interview –

Leila, erzähl mal: Wie ist die Idee zu dieser Reise entstanden und wo wart ihr überall?

„Schuld“ ist meine Herzensschwester, die nach Bolivien ausgewandert ist. Die Idee, sie und ihren Sohn zu besuchen, entstand schon vor zwei Jahren. Als Anfang letzten Jahres mein Freund entschied mitzukommen, beschlossen wir daraus gleich eine richtige Reise zu machen und entschlossen uns zum Backpacken in Südamerika mit Kind.

Unser Flug landete in Buenos Aires (Argentinien). Der Plan war, von dort nach Bolivien zu fahren und nach dem Besuch bei meiner Freundin Patagonien (Argentinien) anzuschauen. Aber Pläne sind ja bekanntlich da, um geändert zu werden. Uns hat beim Backpacken in Südamerika mit Kind einfach die Abenteuerlust gepackt. So nah an Machu Picchu zu sein und nicht hinzufahren, schien uns in dem Moment fahrlässig. Nach fast zwei Monaten in Bolivien, folgten deshalb ein Monat in Peru und drei Wochen in Ecuador. Da unser Heimflug in Buenos Aires startete, fuhren wir von Ecuador wieder nach Peru, und von Lima ging es per Flugzeug nach Buenos Aires.

Backpacken in Südamerika mit Kind in Peru

Peru mit Kind

Wie habt ihr euch auf diese Langzeitreise mit Kind vorbereitet?

Wir sind im August 2017 aus unserem Haus ausgezogen. Die Planung begann schon zwei Jahre zuvor. Schließlich muss das auch mit dem Job abgesprochen sein. Wir hatten eine Auslandskranken- und Auslandsunfallversicherung. Bei den Impfungen hatte ich noch fast alles von einem Indienaufenthalt. Das würde ich aber so nicht mehr machen und deshalb habe ich auch Samuel nicht impfen lassen. Ich hatte aber ausführliche Impfberatungen in Anspruch genommen und wusste worauf es ankommt. Also habe ich lieber auf deckenden Mosquitoschutz als auf Malariamedikamente/Gelbfieberimpfungen gesetzt, und streng darauf geachtet, dass wir Trinkwasser wegen der Cholera-Gefahr nur aus verschweißten Trinkflaschen trinken. Ich habe auch immer wieder bei der Bevölkerung nachgefragt, welche Krankheiten es in dem jeweiligen Gebiet gibt und dementsprechend reagiert. Gelbfieber gibt es zum Beispiel fast nur in Städten.

Vom Gepäck her habe ich nichts extra gekauft, außer einen kleinen Rucksack, in dem mein Sohn seine Spielsachen getragen hat, Trekkingsandalen für ihn und mich. Da ich oft reise, hatte ich den großen Rucksack, Messer, Vakuumsäcke und weitere Kleinigkeiten daheim.

Welches Reisebudget hattet ihr zur Verfügung?

Wir haben mit 1000 Euro pro Monat gerechnet. Das kam im Durchschnitt hin – aber nur, weil wir bei meiner Freundin WOOFen waren und nur für Essen Geld ausgeben mussten. Am teuersten waren die Busreisen, Eintritte (Macchu Pichu, Galapagos), Flüge (Nazca-Linien, Galapagos) und Argentinien und Ecuador.

Beim Backpacken mit Kind in Südamerika darf Machu Michu nicht fehlen

Must-Do beim Backpacken in Südamerika: Machu Pichu

Wo hat es euch besonders gut gefallen – und wo vielleicht gar nicht?

Am liebsten waren wir in der Natur und außerhalb von Städten unterwegs. Die Salzwüste Uyuni hat mich besonders beeindruckt. Eine zweitägige Dschungeltour war dank des tollen Guides total spannend – und auch weil wir drei Schlangen gesehen haben, darunter eine echt dicke Boa constrictor.

Als Stadt hab ich Sucre in Bolivien in schöner Erinnerung, weil es eine sehr ordentliche Stadt ist und wir jeden Tag einen gefühlten Liter frischgepressten Orangensaft getrunken haben. Santa Cruz (Bolivien) hab ich für das komplette Gegenteil lieb gewonnen: laut, dreckig, chaotisch.

In Santa Cruz sind wir länger in einem Hostel geblieben und haben dort die Dachterrasse gestaltet. Freiwilligenarbeit auf Reisen wollte ich schon lange mal machen. Mein Sohn hat in der Zwischenzeit mit dem Sohn des Hostelbesitzers gespielt. Da ist eine richtige Freundschaft entstanden. Solche Kinderbekanntschaften waren auch oft der Grund dafür, dass wir länger als geplant an einem Ort geblieben sind. Schön war es, dass wir dadurch auch viel näher mit den Eltern (Hostelbesitzer, Straßenkünstler) zusammen getroffen sind.

Klar war auch Macchu Pichu sehr beeindruckend, und auf die Galapagos-Inseln würde ich sofort wieder fahren. Dagegen hätte ich auf den Titicacasee rückblickend auch verzichten können. Dort ist es kalt und sehr schmutzig, und eine Tourifalle jagt die nächste.

Im Großen und Ganzen würde ich auf alle Fälle nochmal nach Peru fahren. Auch wenn die Busfahrten ins Hinterland beschwerlich sind, würde ich gern mal für ein bis zwei Wochen in den Dschungel fahren. Außerdem waren wir eigentlich gar nicht trekken, also ist eine mehrtägige Wandertour auch noch offen. Das wird aber lustiger, wenn Samuel älter ist.

Backpacken in Südamerika mit Kind am Titicacasee

Mit Kind am Titicacasee

Hat Samuel alles gut mitgemacht? Keine Reiseübelkeit, Höhenkrankheit, …?

Sogar die viertägige Tour auf den über 4000 Meter hoch gelegenen Salar de Uyuni hat er wunderbar gemeistert, obwohl wir jeden Tag 8 bis 12 Stunden mit dem Jeep im Hinterland unterwegs waren. Auch die Höhenkrankheit hat nur meinen Lebensgefährten und mich erwischt, Samuel war fröhlich und fidel er hat einfach ein bisschen mehr geschlafen als sonst üblich.

Gespieen hat er schon hi und da, aber bei den Bergstraßen nach Cusco und in einer zweimotorigen Maschine über den Nascalinien ist das fast normal. Er war nicht der einzige, aber im Gegensatz zu anderen hat er das total entspannt gesehen und war sogar begeistert, als das Erbrochene wegen eines Kaugummis einmal blau war.

Wie kam er mit der fremden Sprache klar?

Als wir in Peru eine deutsche Familie getroffen haben, war er schon sehr froh und entspannt jemanden zu treffen, der ihn versteht und umgekehrt. Doch auch zuvor war er total entspannt und hat immer wieder neue Wörter gelernt. Er hat halt mit weniger Worten kommuniziert aber es hat immer gut funktioniert. Manchmal bat er mich, zu übersetzen oder ihm ein Wort zu sagen, dass er gerade brauchte. Ich denke, da kommt ihm zugute, dass Samuel schon immer sehr offen und kontaktfreudig war und ich mit ihm schon immer viel gereist bin.

Welche Fortbewegungsmittel habt ihr benutzt und wie hat das mit Kind funktioniert?

Wir sind immer mit Reisebussen gefahren. Im Gegensatz zu europäischen Standards sind diese Busse für lange Strecken ausgelegt und beim Backpacken in Südamerika mit Kind sehr gemütlich. Die Sitze kann man sehr weit zurücklehnen, und man fährt oft über Nacht. Wir haben uns in Peru für eine sehr luxuriöse Busgesellschaft entschieden. Auf der Panamericana verunglücken mehrere hundert Busse jährlich. Deshalb wollten wir gerne mehr zahlen, um sicher anzukommen. In diesen Bussen gab es sogar Decken, die Klimaanlage war nicht auf „deepfreeze“ eingestellt und die Busfahrer wechselten sich alle vier bis fünf Stunden ab.

Eigentlich hätten wir für Samuel auch keinen extra Sitz gebraucht. Bis fünf Jahre dürfen Kinder auf dem Schoß transportiert werden. Aber schon nach der ersten 8-Stunden-Fahrt haben wir gespürt, dass er dringend einen eigenen Sitz braucht – der Stimmung zuliebe.

Backpacken mit Kind in Südamerika mit Riesenschildkröte

Spaß im Regen mit einer Riesenschildkröte

Ihr habt vor allem in Hostels übernachtet. Wie haben die anderen Gäste darauf reagiert, dass ihr mit Kind unterwegs seid?

In einem Hostel durften wir nicht im Dorm schlafen, weil es von der Versicherung nicht gedeckt war (sagten sie). Ein anderes mal schliefen wir im Mehrbettzimmer, und es war sehr entspannt. Die meiste Zeit haben wir aber ein Zimmer mit privatem Badezimmer genommen. Die anderen Traveler waren interessiert, wie das mit Kind läuft. Wenn Samuel deutsch sprechende Reisende getroffen hat, kam es vor, dass er ganz schnell bei jemand auf dem Schoß saß.

Könnt ihr konkrete kinderfreundliche Unterkünfte empfehlen?

Es war meist Zufall, dass bei manchen Hostels auch andere Kinder waren. Aber das Buchen über Plattformen ist mit Kind nicht empfehlenswert! Es uns dabei nicht nur einmal passiert, dass wir für drei Erwachsene zahlten, obwohl Samuel eigentlich frei gewesen wäre. Gut war es, wenn ein Garten zur Benutzung war und das Zimmer ebenerdig. Denn natürlich ist es gemütlicher, das Kind zu beaufsichtigen, wenn man selbst in einer Hängematte schaukeln kann als wenn man auf einem Hotelzimmer ohne Garten sitzt. Deshalb waren Hostels unsere erste Wahl.

Was waren denn eure schönsten Momente?

Wow, da gab es viele! Vor allem die Anreise nach Machu Picchu war toll. Es war ein fantastischer Moment, als wir nach 3,5 Stunden abenteuerlichem Weg in Aguas Calientes ankamen und die Ruinen am Berg sahen. Unsere letzten sechs Wochen Strandurlaub waren auch sehr toll. Zu den schönsten Momenten zählen außerdem die Begegnungen mit anderen Menschen, die wir sehr ins Herz geschlossen haben. Ein Highlight für mich waren auf jeden Fall die Galapagos Inseln: die Nähe zur unverschmutzten, einzigartigen Natur und das Schnorcheln mit Wasserschildkröten und Rochen und sogar einem Hai!

Backpacken in Südamerika mit Kind - Highlight Galapagos

Galapagos ist ein Highlight für kleine und große Weltenbummler.

Gab es auch kritische Situationen?

Samuel ist auf Galapagos von einem Seelöwen gezwickt worden. Das war kurz ein Schreck, aber er hat ihn nur leicht ohne Hautverletzung gezwickt. Doch oft waren es eher die kleinen Dinge, die kritisch waren. So waren wir zum Beispiel viel vorsichtiger als zuhause. Samuel durfte nicht so viel, zum Beispiel hoch klettern oder alleine draußen spielen. Auch hygienisch war vieles anders als zu Hause. Das hat ihn verunsichert und für uns war es anstrengender, weil wir viel mehr aufpassen mussten. Anstregend war es mitunter auch, auf engem Raum 24/7 zu dritt zu sein.

Was würdet ihr beim nächsten Mal Backpacken in Südamerika mit Kind anders machen?

Ich würde öfter getrennt Ausflüge machen. Und ich glaube, ich würde generell nicht mehr so lange auf Reise gehen. Die nächste Reise wird wohl eher drei Monate dauern.

Und welche Tipps habt ihr für andere Familien, die eine Langzeitreise nach Südamerika planen?

Plant Zeit ein, die ihr getrennt voneinander verbringt. Schon ein paar Stunden pro Tag wirken Wunder. Stresst euch nicht zu viel wegen Überfällen und Kindesentführungen. Seid einfach wachsam, und habt die Kinder immer im Auge. Die Kinder sollen zwei bis drei wichtige Spielzeuge mitnehmen, möglichst nicht mehr. Denn sonst kann man unterwegs nichts mehr kaufen, was aber oft sehr toll ist.

Vielen lieben Dank für das Interview!

* Namen geändert

Copyright für alle Fotos: Isabellasartes

Mehr über Ecuador: https://unterwegsmitkind.com/category/weltweit/ecuador/

Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag kann Werbung enthalten.

4 Kommentare

  1. Das Fazit finde ich wie Jenny auch sehr erstaunlich, aber auch ein gutes Eingeständnis. Schließlich wollen die meisten ja nicht zugeben, wenn es doch mal zu lange oder zu viel war.
    Das mit dem getrennt mal was unternehmen machen wir bei jeder Reise. Und wenn es mal nur eine halbe Stunde ist wo ich alleine die Umgebung erkunde oder ähnliches.
    Ich finde es jedenfalls klasse was die gemacht haben!

    • Das stimmt, liebe Mel!
      Ich finde die Reise auch total klasse und hätte beste Lust, die gleiche Richtung einzuschlagen.
      Liebe Grüße
      Angela

  2. Blaues Erbrochenes, sehr geil! Das muss ich meinen Kindern vor der nächsten Bootstour erzählen 😉

    Ein schöner bericht voller praktischer Tipps ist das. Und ich staune, weil ich noch nie gelesen habe, dass jemand das Fazit zieht, beim nächsten Mal weniger lange zu reisen…

    LG
    Jenny

    • Danke, Jenny!
      Du hast recht: Das geben nur wenige zu, dass es auch einfach mal zu viel sein kann.
      Liebe Grüße
      Angela

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