Neues Museum Berlin – Exklusivbesuch bei Nofretete

Neues Museum Berlin - Blick in den Saal der Nofretete

Das Neue Museum Berlin beherbergt eines der wertvollsten Museumsobjekte weltweit. Was die Mona Lisa für Paris ist die Nofretete für Berlin. Wir haben der Schönen einen Besuch unter Corona-Bedingungen abgestattet – und waren ganz allein mit ihr.

Neues Museum Berlin und Corona – Erfahrungen, Tipps und Infos für euren Besuch

Das Neue Museum Berlin ist das beliebteste Museum in der Hauptstadt. 880.000 Menschen haben es im Jahr 2019 besucht. Mit durchschnittlich mehr als 2400 Besuchern pro Tag ist das Neue Museum Publikumsmagnet Nummer Eins im Unesco Weltkulturerbe Museumsinsel Berlin, noch vor dem Pergamonmuseum.

Das liegt zum einen an der außergewöhnlichen Architektur. Der moderne Wiederaufbau des stark beschädigten historischen Museumsgebäudes durch Architekt David Chipperfield gilt als Paradebeispiel für eine gelungene Verbindung von modernem Innenraumdesign und alter Bausubstanz. Deutlich zeigt sich diese Symbiose im Treppenhaus. Aber auch einige Ausstellungssäle atmen zugleich den schnörkel- und schmuckreichen Geist der Geschichte und den klaren Hauch geradliniger moderner Architektur.

Das Neue Museum ist aber auch wegen seiner Ausstellung ein Anziehungspunkt. Dort sind die Sammlung für Ur- und Frühgeschichte und die Ägyptische Sammlung zusammengefasst. Weltberühmt ist vor allem ein Ausstellungsstück: Die Büste der altägyptischen Königin Nofretete. Ihr ist ein runder Saal ganz allein vorbehalten.

Unter normalen Umständen kommt es vor diesem Saal oft zu Wartezeiten und im Saal fühlt man sich gedrängt, schnell weiter zu gehen. Doch diesmal war alles anders. An einem regnerischen Samstagvormittag im September 2020 stand ich mit meinem Sohn ganz allein in dem Nofretete-Saal – dem Besuchermanagement aufgrund der Corona-Bestimmungen sei Dank.

Neues Museum Berlin Architektur im Treppenhaus

Neues Museum Berlin: So bereitet ihr euren Besuch während Corona vor

Wer die Museen auf der Museumsinsel Berlin  während Corona besuchen will, muss vorab ein Zeitfensterticket kaufen. Falls ihr einen Berlin-Pass habt oder ein anderes Angebot nutzt, bei dem Neues Museum Berlin und andere Berliner Museen inklusive sind, dann müsst ihr ein (kostenloses) Zeitfenster reservieren. Eine Zeitfensterticket und die Reservierung gibt es online oder an der Kasse für mehrere Wochen im Voraus. Die Staatlichen Museen Berlin empfehlen den Online-Kauf. Der ist komfortabel und die Menüführung fand ich leicht verständlich.

Wir haben unsere Zeitfenstertickets für Samstagmorgen um 10.15 Uhr am Mittwochabend online gekauft. Das Neue Museum öffnet wie alle anderen Staatlichen Museen in Berlin täglich um 10 Uhr. Damit gehören wir zu den ersten Besuchern – natürlich mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz.

Unser Ziel ist die Ägyptische Sammlung. Die steuern wir vom Eingang in der James-Simon-Galerie aus an. An der Kasse werden die Zeitfenster-Tickets gegen echte Tickets getauscht. Zugleich statten wir uns dort mit den kostenlosen Audio-Guides aus. Die gibt es für Kinder und für Erwachsene.

Mit Maske ins Museum

Nofretete im Neuen Museum – Präsentation und Architektur

Zuallererst machen wir Nofretete unsere Aufwartung. Die ägyptische Königin residiert in einem Kuppelsaal im zweiten Stock fast am Rand der großen Ägyptischen Sammlung. Es ist ein bemerkenswertes Erlebnis das bedeutende Kunstwerk ganz in Ruhe aus nächster Nähe auf sich wirken zu lassen. Der Audioguide erklärt die Besonderheiten: Die Büste wurde in einer Bildhauerwerkstatt gefunden. Ihre Gesichtszüge gelten als Inbegriff zeitloser Schönheit.

Es ist eigenartig, aber dem Rang des Sammlungsstückes durchaus angemessen, dass Nofretete räumlich aus der Ägypten-Sammlung herausgehoben ist. Die Schöne blickt durch einen langen Gang bis zum Kuppelsaal im Südflügel des Neuen Museum. Dort steht ihr eine überlebensgroße Helios-Statue gegenüber. Der Audioguide verrät, dass diese Statue für einen ägyptischen Tempel gedacht war – als Zeichen der religiösen Toleranz. Auf dem Weg zu Helios kommen wir durch einen Saal mit frühzeitlichen Werkzeugen und weiteren Statuen.

Zwischen Nofretete und Helios im Neuen Museum Berlin

Neues Museum Berlin - Helios-Statue

Neues Museum Berlin: Highlights der Dauerausstellung

Nachdem unsere Strategie, das Prunkstück zuerst zu besuchen, bei Nofretete so erfolgreich war, machen wir genauso weiter und sehen uns nun auch die weiteren Highlights der Daueraustellung im Neuen Museum an.

Dazu zählt unter anderem im Museum für Ur- und Frühgeschichte das Skelett eines riesigen urzeitlichen Elchs, der auf Brandenburger Boden gefunden wurde. In seiner unmittelbaren Nähe findet sich auch ein rekonstruierter Kopf eines 11-jährigen Neandertaler Jungen.

Ein weiteres Highlight im Neuen Museum ist der Goldhut. Weltweit gibt es wohl nur vier dieser Hüte, deren Funde die Auffassungen über die Menschheitsgeschichte revolutioniert haben. Denn mit ihren stilisierten Sonnen- und Monddarstellungen zeigen sie nicht nur die Kunstfertigkeit bronzezeitlicher Handwerker, sondern auch, dass astronomische Beobachtungen und Kenntnisse schon in der Frühgeschichte verbreitet waren.

Neues Museum Berlin - Elch aus Brandenburg

Goldhut im Neuen Museum BerlinÄgyptische Sammlung im Neuen Museum

Dann wenden wir uns der Ägyptischen Sammlung im Erdgeschoss und ersten Stock des Neuen Museums zu. Die Ausstellung eröffnet mit einem Pyramidenmodell. Der Audioguide hat jetzt ausgedient. Stattdessen habe ich nun einen persönlichen Museumsführer an meiner Seite. Denn mein Fünftklässler hat gerade so ziemlich alles über das alte Ägypten in der Schule gelernt und weiß bestens Bescheid.

Ich erfahre an einem Modell, wie die Pyramiden aufgebaut waren und wie die Steine transportiert wurden. Welche Leistung das war, wird nochmals deutlich, als wir später in der Ausstellung vor Original-Wänden aus einer Grabkammer stehen.

Auch über die Landwirtschaft im Niltal werde ich vor den archäologischen Objekten sachkundig belehrt. Detailreich wird mir der Unterschied zwischen Messern, Pfeilspitzen und Speerspitzen erläutert – und dass diese alle aus Feuerstein bestehen.

Mich fasziniert die Götterwelt der Ägypter. Die Statuen von Bastet, der Katzengöttin, Anubis, dem Schakalköpfigen und den obersten Göttern Osiris, Isis und Horus findet mein Sohn jedoch nur halb so spannend wie ich. Er läuft zielstrebig zu dem Ausstellungsraum, der das Innere einer Grabkammer mit einem großen Sarkophag, drei Kindermumien und unzähligen Grabbeigaben zeigt. Noch einmal beeindruckt mich der Junior mit seinem tiefen Wissen. Die kleinen Statuen, die als Glücksbringer dienten, bezeichnet er richtig als Uscheptis, und auch den Fachbegriff Kanopen für die Eingeweide-Gefäße lässt er fallen.

Neues Museum Berlin mit Kindern

Wann und wie lange ins Neue Museum?

Mehr als zwei Stunden sind wir nun schon im Neuen Museum. Davon ging etwa eine Stunde für die Highlights und den Schnelldurchgang in den oberen Etagen drauf. Nach einer Stunde im Ägyptischen Museum mit über 2500 Exponaten kehrt daher eine gewisse Sättigung ein.

Die erste Etage mit den Originalwänden einer Grabkammer überfliegen wir folglich nur noch. Zum Hieroglyphen-Lernen fehlt uns jetzt auch die Muse. Ich bleibe noch einmal an einer auffälligen Würfelstatue hängen. Der Audioguide erzählt eine spannende Geschichte dazu. Doch der Junior drängt zum Ausgang.

Als wir das Museum verlassen, sehen wir eine lange Schlange vor der Tür der James-Simon-Galerie, die den Eingangsbereich für Neues Museum und Pergamonmuseum bildet. Vermutlich bleiben die meisten Besucher länger, als die Zeitfenster kalkuliert sind – ein weiteres Argument dafür, möglichst früh am Tag ins Museum zu gehen. Ich selbst hatte mit rund anderthalb Stunden für den Besuch gerechnet. Wir haben aber 2,5 Stunden im Neuen Museum verbracht. Höchste Zeit für ein Mittagessen.

Neues Museum Berlin - Ägyptische Sammlung

Neues Museum Berlin: Öffnungszeiten, Eintritt, Preise, Tickets …

Das Neue Museum Berlin ist täglich von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Montags bleibt es zu. Der letzte Eintritt ist 30 Minuten vor der Schließung.

Die Preise der Staatlichen Museen Berlin sind sehr familienfreundlich. Kinder dürfen bis zum 18. Geburtstag kostenlos rein. Erwachsene zahlen 12 Euro Eintritt für das Neue Museum Berlin. Für Studenten gilt eine Ermäßigung der Preise auf 6 Euro.

Tickets für das Neue Museum Berlin kauft ihr am besten online auf der Seite der Staatlichen Museen Berlin: https://shop.smb.museum/#/tickets/list?museum_id=56&lang=de

Dort könnt ihr auch den Museumspass Berlin (29 €, ermäßigt 14,50€) oder ein Ticket für die Museumsinsel mit Panorama (19€/ ermäßigt 9,50€) kaufen. Zu diesen Tickets müsst ihr dann aber extra Zeitfenster reservieren. Dazu sucht ihr links im Kalender das gewünschte Datum aus und wählt aus der Liste die passenden Tickets.

Wenn ihr alle Tickets in den Einkaufswagen gelegt habt, kommt ihr weiter zur Zeitfenster-Auswahl. Um ein Zeitfenster für das Neue Museum mit einem der Kombitickets auszuwählen, müsst ihr über der Ticket-Liste auf „Zeitfenster“ klicken.

Falls ihr mehrere Museen in Berlin besuchen wollt, könnt ihr auf dieser Seite auch Zeitfenster für andere Museen buchen.

Und so lange die Museen in Berlin noch geschlossen sind, ist das große Online-Angebot ein kleiner Trost. Unter anderem könnt ihr dort auch Nofretete im Neuen Museum digital besuchen: https://www.smb.museum/ueber-uns/online-angebote/

Neues Museum Berlin - Nofretete Entwurf aus Bildhauerwerkstatt

Unterwegs mit Kind Fazit zum Neuen Museum Berlin

Von den klassischen Museen in Berlin ist das Neue Museum ganz sicher eines derjenigen, die am besten für Kinder geeignet sind. Die ägyptische Sammlung zieht mit ihren geheimnisumwitterten Ausstellungsobjekten schon Kinder in den Bann und die Highlights der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung sind nicht minder spannend für Kinder. Dazu ist der Audioguide für Kinder meines Erachtens richtig gut gemacht. Ich habe ihn lieber gehört als den für Erwachsene. Gut ist es, wenn ihr euren Besuch vorher gut plant und euch vorab überlegt, was ihr unbedingt sehen wollt. Denn das Neue Museum ist wirklich groß. Je kleiner eure Kinder, desto eher gilt: Weniger ist mehr.

Ihr wollt weitere Museen in Berlin mit Kindern besuchen? Dann lest hier unsere Erfahrungsberichte:

Wart ihr schon unter Corona-Bedingungen in einem Museum? Erzählt mir in einem Kommentar von euren Erfahrungen!

Neues Museum Berlin bei Corona Pin

12 Kommentare

  1. Das sieht total spannend aus. Ich bin da vorher noch gar nicht groß drüber gestolpert. Das müßte meinem Nachwuchs auch gefallen. Vielen Dank für den Tipp. Wird echt mal wieder Zeit für Berlin.
    Viele Grüße
    Tanja

  2. Oh, für mich als Geschichtsfan ist das genau das richtige Museum für mich und so einen Goldhut würde ich auch nehmen 😉 Danke für die interessanten Einblicke – beim nächsten Abstecher nach Berlin werde ich es auf jeden Fall besuchen und der alten Dame mal hallo sagen.

  3. Liebe Angela,

    das sieht ja wirklich spannend aus! Ägyptologie ist zwar nicht mein Fachgebiet, fand ich aber immer schon sehr interessant. Außerdem macht die Leere im Museum echt Lust auf einen Besuch 😀 Wenn ich überlege, wie ich mal drei Stunden an den Vatikanischen Museen anstand und dann quasi nichts gesehen habe, weil es so voll war… Das gibt’s heute so nicht mehr.

    Also: Nächster Besuch in Berlin – Nofretete anschauen!

    Danke dir und ganz liebe Grüße
    Barbara

    • Liebe Barbara,
      da zeigt sich mal wieder, dass selbst so etwas Schreckliches wie diese Pandemie auch positive Effekte hat. Ich bin auch schon am Überlegen, welches Museum ich mir als nächstes vornehme…
      Liebe Grüße
      Angela

  4. Liebe Grüße nach Berlin,

    spannende Eindrücke die Du hier vermittelst.
    Durftest Du so einfach im Museum fotografieren?
    Mit der Corona Ticket Buchung scheint es ja wirklich zu funktionieren, denn ihr scheint auch noch alleine zu sein. Was deutlich auf viel Platz und damit Abstand hinweist.
    Das sieht nach einem funktionierenden Hygienekonzept aus.
    Eine schöne Lösung um die Kultur wieder zu öffnen.

    Liebe Grüße,
    Katja

    • Liebe Katja,

      Das Fotografieren war gar kein Problem. Die Berliner Museen sind da nicht so etepetete wie die Bayern ;-). Nur im Raum der Nofretete selbst ist es verboten, daher ist die Schöne auch nur aus der Ferne zu sehen.

      Mich hat das Corona-Hygiene-Konzept voll überzeugt und ich überlege schon, ob ich mir nicht am Wochenende direkt das nächste Museum ansehe. Ich finde es unter diesen Bedingungen echt viel angenehmer als mit dem normalen Massenandrang. Jetzt braucht man aber zusätzlich auch noch einen tagesaktuellen Schnelltest. Aber davon ist ja einer pro Woche kostenlos…

      Liebe Grüße
      Angela

  5. Liebe Gela, ich muss auf diesen Artikel antworten, da er unseren letzten Museumsbesuch in Erinnerung bringt mitten im Lockdown. Wir hatten also ein Rendezvous (mit Zeitfenster) mit der ägyptischen Schönheit. Auch mein 6Jähriger und ich standen allein vor Nofretete im leeren Saal. Wir umkreisten und beäugten sie, hatten Zeit für Details und Kunsthandwerk. Ein Genuss! Resultat nach 10 Minuten: ‚Die sieht naja, geht so aus‘ …naja, ich hätte noch bleiben können!

    • Liebe Jeanine,
      danke für deinen Erfahrungsbericht. Ich hätte es auch noch länger bei der Dame ausgehalten. Die Kids ahnen gar nicht, wie einmalig so eine Privataudienz ist und man kann es ihnen wohl auch nicht vermitteln. Aber 10 Minuten sind ja schon was 😉
      Liebe Grüße
      Gela

  6. Ach jetzt habe ich gerade akutes Heimweh nach Deutschland und Berlin bekommen… wir waren natürlich auch schon ein oder zwei Mal im Neuen Museum – ein Muss, wenn man mit einer ehemals Berliner Architektin verheiratet ist!! 🙂
    In meiner Jugend war ich ein großer Fan der ägyptischen Geschichte… Tutanchamun & Co waren damals hochaktuell.
    Und Nofretete ist schon auch etwas ganze besonderes. Ich habe ihr Anfang der 90er zum ersten Mal einen Besuch abgestattet – damals residierte sie noch in Charlottenburg.

    Tolle Fotos im übrigen!!

    LG nach Berlin,
    Hartmut

  7. Vielen Dank für die schöne Museumsführung!
    Einen Blog wie deinen hätte ich mir gewünscht, als meine Tochter noch klein war. Wir waren auch oft zu zweit unterwegs – sehr schön und sehr anstrengend!
    Liebe Grüße
    Elke

    • Oh ja, da hast du recht! Anstrengend, aber schön – und anstrengend ist es zuhause auch, nur nicht so schön 😉
      Liebe Grüße
      Angela

  8. Ich bin ganz begeistert, ich wollte tatsächlich schon lang mal wieder in dieses Museum. Mein letzter Besuch liegt über 25 Jahre zurück, ich besuchte das Museum damals mit meinem Vater. Gewohnt hatten wir im Domhotel, ich glaube, das ist jetzt abgerissen. Das lag direkt an der Spree. Wenn Covid es möglich macht, möchte ich dort unbedingt wieder hin. Aber ich denke, da müssen die Kids größter werden – das ist wohl noch zu gruselig für die zwei. Danke für diesen Beitrag, der schöne Erinnerungen weckt. lg Victoria von Kuchenerbse

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