Corona: Urlaub 2021 trotz Pandemie? Eine Prognose von Reisemedizinern

Kuba: Strand in der Karibik

Last Updated on 1. September 2022 by Gela

Können wir 2021 trotz Corona Urlaub im Ausland machen? Sind Reisen trotz Corona sicher? Was wird die Corona-Impfung für Reisende künftig bedeuten? Reisemediziner halten sie für den Schlüssel zum touristischen Reisen und machen zumindest für die zweite Jahreshälfte Hoffnung auf Urlaubsreisen.

Corona und Reisen 2021

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt eine Momentaufnahme Mitte Februar 2021 dar. Als er entsteht, haben die Infektionszahlen gerade den tiefsten Stand des Jahres erreicht, sinken aber nicht mehr weiter. Vielleicht befinden wir uns gerade auf der Talsohle zwischen zwei Wellen der Covid-19-Pandemie – und vielleicht würde ich auf dem Höhepunkt einer Welle manches anders bewerten.

Die Corona-Pandemie hat den Tourismus zu einer Vollbremsung gezwungen. Dass dieser Stopp für mehr als ein Jahr anhält, hätte Anfang 2020 wohl kaum einer erwartet. Auch der Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM), Professor Tomas Jelinek, räumt heute ein, dass er vor einem Jahr zu optimistisch war mit seiner Prognose.

Bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der virtuellen Tourismusmesse ITB wagt er am 18. Februar 2021 dennoch eine neue Prognose: In der zweiten Jahreshälfte 2021 könnte sicheres Reisen trotz Corona wieder möglich sein, meint Jelinek. „Ich gehe davon aus, dass es sich nach Ostern schrittweise normalisieren wird“, sagt er.

Endlich wieder Urlaub am Meer machen? Schön wärs schon, aber wie, wann und wo können wir es verantworten?

Urlaub an Ostern 2021 und Reisen? Eher nicht!

Im Umkehrschluss heißt Jelineks Prognose: Realistisch betrachtet wird wegen Corona Urlaub 2021 in den Osterferien beziehungsweise im Frühjahr höchstwahrscheinlich noch ausfallen. Selbst Urlaub in Deutschland ist zu diesem Zeitpunkt fraglich. Denn damit Hotels, Campingplätze und andere Beherbergungsbetriebe wieder für Urlaubsreisende öffnen dürfen, müssten die Zahlen der Neuinfektionen bis Mitte März weiter fallen. Doch dafür gibt es derzeit keine Anhaltspunkte.

Ob Reisen im Urlaub 2021 an Pfingsten drin sind, hängt wesentlich vom Verhalten der Virusmutationen und von unserer eigenen Disziplin ab. Für die Sommerferien dagegen weckt die Prognose des Reisemediziners leise Hoffnungen auf Reisen trotz Corona – egal ob in Deutschland oder in anderen EU-Ländern.

Wer als Arbeitnehmer bei der Urlaubsplanung 2021 möglichst gute Chancen habe will, dass Reisen möglich ist, der sollte seine Urlaubstage also überwiegend in der zweiten Jahreshälfte planen. Doch auch dann wird Urlaub vermutlich immer ein Urlaub mit Corona bleiben. Denn Mediziner gehen nicht davon aus, dass das Coronavirus jemals wieder gänzlich verschwinden wird.

Urlaub trotz Corona?

„Das Virus wird bleiben“, sagt auch der Reisemediziner Jelinek. „Der Schlüssel zum Normalisieren sind die Covid-19-Impfstoffe. Es gibt keine andere Möglichkeit, dass wir in absehbarer Zeit einen nennenswerten Schutz erreichen und das Reisen weltweit wieder ermöglichen.“

Professor Tomas Jelinek (Screenshot)

Professor Tomas Jelinek leitet das Centrum für Reisemedizin (CRM)

Jelinek betont, dass alle in Deutschland verfügbaren Impfstoffe wirksam und sicher seien. Auch der Astrazeneca-Impfstoff biete guten Schutz. Der Reisemediziner empfiehlt, sich impfen zu lassen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. „Es wäre ein Fehler das nicht zu tun“, sagt er. Zugleich zeigt er sich optimistisch, dass bald genug Impfstoff für alle zur Verfügung stehen wird. „Dann werden sich auch die Empfehlungen ändern.“

Urlaub 2021 nur mit Corona-Impfung?

Ist die Corona-Impfung also ein Segen für Reisende, Fernwehgeplagte und alle, die in Gedanken schon lange auf gepackten Koffern hocken? Ja und nein. Denn auch wenn es in Deutschland keine gesetzliche Impfpflicht geben soll, erwartet Jelinek mit Blick auf Urlaubsreisen eine Art Defacto-Impfpflicht. „Es ist, was das Reisen angeht, absehbar, dass es eine Impfpflicht geben wird“, sagt er.

In der Reisemedizin ist es nichts Neues, dass bestimmte Impfungen für die Einreise in manche Länder vorgeschrieben sind. So ist in vielen Ländern etwa die Gelbfieber-Impfung Pflicht. Man weist sie mit einem Stempel im Impfpass nach.

Jelinek findet diese Maßnahme sinnvoll, „weil man damit die Verbreitung von Krankheiten verhindert, auch die von Corona“. Er geht daher davon aus, dass das auch für die Covid-19-Impfung kommen wird. „Es wird eine Impfpflicht geben, wenn sie bestimmte Länder bereisen oder bestimmte Flugzeuge besteigen wollen“, meint er.

Wo schon jetzt die Corona-Impfung für die Einreise gefordert wird

Island hatte zum Beispiel die Corona-Impfung schon Mitte Februar als Alternative zur 14-tägigen Quarantäne in die Einreisebestimmungen aufgenommen. Auch Estland, Moldawien, Bulgarien und weitere Länder oder Inseln wie die Seychellen und Madeira sahen schon zu diesem Zeitpunkt besondere Regeln für Reisende mit vollständigem Impfschutz vor.

Impfung

Macht die Impfung trotz Corona Urlaubsreisen 2021 möglich?

Es zeichnete sich ab, dass noch mehr Länder folgen werden. Einen Tag nach Jelineks Äußerungen kündigte zudem der Reiseveranstalter Alltours an, dass er ab Herbst in seinen eigenen Urlaubshotels nur noch Gäste mit Corona-Impfung beherbergen will. Die neue Regel soll voraussichtlich ab 31. Oktober 2021 gelten – abhängig vom Verlauf der Impfungen. Alltours betreibt Hotels auf Mallorca, den Kanaren und in Griechenland.

Wo ist trotz Corona Urlaub 2021 möglich?

Wie es weitergeht mit der Impfpflicht für Reisende kann man derzeit nur aufmerksam verfolgen. Auch die Antwort auf die Frage, wohin man trotz Corona 2021 in den Urlaub fahren kann, fällt beinahe jeden Tag anders aus. Denn die Verordnungen und Bestimmungen der verschiedenen Länder ändern sich praktisch täglich, und Deutschland selbst definiert die Corona-Risikogebiete immer wieder neu.

Wo Reisewarnungen bestehen und welche Länder oder Regionen kein Risikogebiet sind, zeigt das Auswärtige Amt in seiner App Sicher Reisen. Dort finden sich weitgehend aktuell die Einreisebestimmungen sämtlicher Länder mit Blick auf die Corona Pandemie. Außerdem erfahrt ihr dort, für welche Länder eine Corona Reisewarnung besteht.

Ein Risiko bleibt jedoch, selbst wenn ihr in Länder ohne Reisewarnung reist: Es kann jederzeit passieren, dass ein Land zum Risikogebiet erklärt wird, während ihr gerade dort euren Urlaub verbringt. Dann gelten für euch bei der Rückkehr aus dem Urlaub die Regeln für die Rückkehr aus Risikogebieten und das heißt: Ab in Quarantäne!

Wie sicher ist Fliegen in Corona-Zeiten?

Momentan sind Länder ohne Reisewarnung praktisch nur per Flug oder mit mehrtägigen Bahn- und Schiffsreisen zu erreichen. Aber welches Risiko geht ihr ein, wenn ihr 2021 in den Urlaub fliegen wollt? Dr. Michael Sroka, leitender Arzt der Fraport am Frankfurter Flughafen, hält die Gefahr für gering. Denn Flughäfen und Fluggesellschaften haben bereits zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Dr. Michael Sroka (Screenshot)

Dr. Michael Sroka leitet die Flughafenmedizin in Frankfurt am Main.

„Ich habe persönlich vor der Ansteckung im Flugzeug bei einer ordentlichen Vortestung der Gäste und dem Einsatz von Masken und anderen Maßnahmen nicht so viel Angst“, sagt er. Sroka zeigt sich überzeugt, dass die technischen Sicherheitsvoraussetzungen sehr gut seien. Sorge machen ihm aber die „menschlichen Prozesse“, etwa dass es sich trotz Distancing im Terminal dann doch an der Tür zum Flieger ballt. Sein Appell: „Wir müssen mehr aufeinander achten. Das gilt besonders bei einem Restart von Reisen.

Corona macht Reisen zum Risiko

Den Appell des Flughafenarztes kann ich nur unterstreichen. Meines Erachtens gilt er nicht nur beim Fliegen, sondern für jede Reise in Corona-Zeiten in vieler Hinsicht (und natürlich auch im Alltag).

Mehr aufeinander achten sollten wir nicht nur, indem jede*r von uns immer konsequent die Regeln für Abstand, Hygiene und Masken einhält, sondern auch, indem wir möglichst viele Kontakte vermeiden. Das ist bei einer Urlaubsreise mit dem eigenen Auto in einer Ferienwohnung oder mit dem Campingbus natürlich deutlich leichter als bei einer Flugreise mit Hotelaufenthalt.

Nicht zuletzt sollten wir uns immer bewusst sein, dass eine Reise in Corona-Zeiten nicht nur für uns selbst Ansteckungsrisiken bringt. Es besteht immer auch das Risiko, dass wir Reisenden diejenigen sind, die das Coronavirus an unser Reiseziel tragen. Denn oft sind wir schon lange infiziert, bevor wir etwas davon merken.

Corona Urlaub 2021

Ohne Maske ist auch im Urlaub nichts los!

Corona-Test für mehr Sicherheit

Dieses Risiko können wir bestenfalls durch eine Quarantäne vor der Reise und durch Testen senken. Nun ist ein Coronatest zwar alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Richtig angewandt bringt er aber doch etwas mehr Sicherheit. Denn mit einem Schnelltest kann das Virus schon erkannt werden, bevor erste Symptome auftreten – vorausgesetzt er wird ordentlich gemacht.

Bald wird es Coronatests geben, die jeder selbst zuhause machen kann. Vielleicht sind sie – genau wie die Corona-Impfung – nicht nur ein Schritt zu mehr Normalität, sondern auch zu mehr Reisefreiheit. Der Flughafenarzt Sroka jedenfalls ist überzeugt, dass die Tests selbst für uns zum normalen Alltag gehören werden: „Testen wird so selbstverständlich wie Zähneputzen“, sagt er.

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Trotz Corona: Reisen als Medizin

Ob Reisen indes jemals wieder so selbstverständlich wird wie es 2019 war, bleibt dahingestellt. Selbstverständlich sollte es aber werden, dass wir verantwortungsbewusst reisen. Ich habe während der Corona-Pandemie nun schon drei Mal mit meinem Sohn meine über 80jährige Mutter besucht. Jedes Mal hat es mich lange Überlegungen gekostet, ob wir das Risiko eingehen können. Vor jedem Besuch haben wir unsere Kontakte auf ein absolutes Minimum eingeschränkt (also aufs Einkaufen). Vor dem dritten Besuch haben wir zudem nach fünf Tagen in freiwilliger Quarantäne einen PCR-Test gemacht. Ich denke, wenn wir ähnliche Vorkehrungen vor allen unseren Reisen treffen, dann können wir wirklich relativ sicher reisen.

Obwohl ich den Sinn von Reisewarnungen nicht anzweifle, kann ich doch gleichzeitig verstehen, wenn manche Menschen der Meinung sind, dass sie auf ihre geplante Urlaubsreise oder auf eine Langzeitreise wegen Corona nicht verzichten können. So fallen etwa depressive Menschen unter den Corona-Bedingungen leicht in ein tiefes Loch.

Sehr beeindruckt hat mich hier Miriams Bericht „Depressionen: Warum Reisen für mich auch Therapie ist“. In ihrem Reiseblog Nordkap nach Südkap bringt sie auf den Punkt, warum ein vollständiger Reiseverzicht für manche Menschen einfach nicht tragbar ist. „Für manche Menschen ist Reisen nicht nur ein Hobby, sondern Medizin“, schreibt sie.

Strand mit versperrtem Blick aufs Meer

Klappt es rotz Corona mit Urlaub 2021? Eine klare Perspektive fehlt noch.

Don’t stay home, if you get sick then!

Das ist meines Erachtens eine ernstzunehmende Entgegnung auf die eigentlich ebenfalls durchaus ernstzunehmende Aufforderung „Stay home“, die leider inzwischen so hip geworden ist, dass selbst manche Reiseblogger damit Reisende derzeit unter Generalverdacht stellen. Es kann doch auch nicht richtig sein, wenn Menschen sich gar nicht mehr laut zu sagen trauen, dass sie Fernweh haben?

Ich finde, es sollte einfach niemand Depressionen bekommen, weil vor Reisen gerade gewarnt wird. Und es sollte sich auch niemand schlecht fühlen müssen, wenn er nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kommt, dass der individuelle Reiseverzicht gerade jetzt einfach zu viel verlangt ist. In manchen Fällen sind vielleicht auch private Urlaubsreisen einfach mal notwendig.

Natürlich sollte niemand leichtfertig reisen. Nicht umsonst betonen Epidemiologen immer wieder, dass es neben den Kontakten auch die Mobilität ist, die Pandemien am Laufen hält. Insofern gilt natürlich: Je länger wir alle stillhalten können, desto früher können wir nachher wieder los. Wenn wir verantwortungsvoll mit den bleibenden Risiken umgehen, vielleicht wirklich schon in der zweiten Jahreshälfte 2021.

8 Kommentare

  1. Liebe Angela,
    ich schließe mich Jenny in so ziemlich allen Punkten an. Auch für mich ist Reisen so manches Mal Medizin gewesen, ABER das zählt einfach in der jetzigen Lage nicht als Argument. Jeder hat seine persönliche Wohlfühlatmosphäre, die auch in schweren Zeiten Seelenheil schafft. Für den einen sind es Reisen, für den nächsten Konzerte oder fette Partys. So oder so, es geht halt gerade nicht.
    Depressionen müssen dringend erst genommen werden, da bin ich wieder voll bei dir! Reisen dafür als Medizin herzuholen, klingt für mich ebenso überzeugend, wie wenn meine Tochter ein Stück Schoki gegen ihr Aua-Knie haben möchte 😉 Sie bekommt’s übrigens, ist ja Corona konform 😉 Scherz beiseite, (echte) Depressionen unter Corona sind noch besch… als sonst und sicherlich rutschen auch noch mehr depressionsgefährdete Menschen unter Corona in die Depression ab. Hier müssen Familien und Freunde super sensibel sein, was auf Grund des Social Distancing erschwert wird. Wichtig finde ich aber, ein Corona-Stimmungsloch und ein „ich find’s kacke, dass meine Elternzeitreise ausfällt“ klar abgegrenzt wird von einer echten Depression. Ganz ehrlich: Sich aus Frust mit einem depressiven Menschen gleichzustellen, fällt in die Rubrik „Männergrippe“. Das tut auch dem Thema Depression nicht gut, das ja immer noch Probleme mit der gesellschaftlichen Akzeptanz hat.
    Weg vom Thema Depression: Die am Rande angeschnittene Differenzierung bei den verschiedenen Reisearten unterstütze ich wieder voll. Reisen lässt sich schlecht über einen Kamm scheren. FeWos oder Camperreisen (wenn man sein eigenes Klo hat) bieten mehr Abstand und weniger Kontakte als Hotelaufenthalte, Wanderreisen mit eigenem Zelt sind quasi perfekt. Es ist und bleibt aber schwierig, bei den Reiseregelungen diese ganzen Reisearten zu berücksichtigen, also bin ich wieder bei Jenny: Lasst uns alle noch eine Weile die Füße still halten, so dass wir bald wieder frei(er) und ohne schlechtes Gewissen oder Neid verreisen können.
    LG, Nicole

    • Liebe Nicole,

      da gebe ich dir voll und ganz recht, dass man Depressionen nicht mit Frust verwechseln sollte und sie schon gleich nicht verharmlosen darf. Ganz sicher bin ich mir aber nicht, ob die immer ohne Abstand von zuhause zu besänftigen sind. Manche Menschen leben einfach in einer Situation, in der erst die räumliche Entfernung zum Alltag Entlastung ermöglicht.

      Was die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Reisen und das Stillhalten betrifft, hast du auf eine Weise auch recht: Sicherheitshalber lassen wir es mal besser alles ganz bleiben. Aber intelligenten und verantwortungsvollen Menschen traue ich zu, dass sie in der Lage sind unter Einhaltung der AHA(+L)-Regelungen und mit zusätzlicher Absicherung durch Tests und Kontaktreduktionen im Vorfeld und Nachgang einer Reise dafür zu sorgen, dass ihre Mobilität nicht zum Pandemietreiber wird. Langer Rede kurzer Sinn: Es ist eine Frage des Verantwortungsbewusstseins, ob ich unter anhaltenden Pandemiebedingungen (für alle Beteiligten) sicher reisen kann oder nicht.

  2. Ein sehr objektiver, vernünftiger Bericht zum Stand der Dinge – danke dafür!

    Deinem Reisen-ist-Medizin-Argument kann ich mich allerdings so nicht anschließen. Klar, Reisen macht Spaß – aber man kann auch auf viele andere Weisen eine gute Zeit haben, wenn es nun mal eben grad nicht geht. Reisen hilft meines Wissens nicht gegen (echte) Depressionen, und wer auf eine geplante Urlaubsreise verzichten muss, der wird deshalb nicht depressiv. Seine Verwandten zu besuchen, ist ja was ganz anderes, das würde ich nicht vermischen wollen.

    Niemand sagt, dass wir deshalb kein Fernweh haben dürfen, im Gegenteil. Ich finde es schön, dass wir es grad alle gemeinsam aushalten, zu warten – egal, ob wir gerade Elternzeit haben, eine Reise stornieren mussten, unseren Job verloren haben und gar nicht mehr reisen könnten oder aus Sorge um unsere Gesundheit auf Reisen verzichten. Denn wir sitzen alle im selben Boot, oder nicht?

    Mein Credo: Wenn wir jetzt bitte mal alle noch ein paar Wochen stillsitzen und das Fernweh aushalten, dann können wir nachher alle zusammen wieder verreisen – hoffentlich schon zu Pfingsten! Aber ich beobachte gerade, wie diese Solidarität vom letzten Jahr wegbröckelt und jeder nur noch sich selbst sieht. Dann reist man eben jetzt mal fix auf die Malediven, oder zum Skifahren in die Schweiz, und dass die Quarantäneregelungen hierzulande a) eher lax sind und b) kaum kontrolliert werden, ist ja bekannt. Mit dieser Einstellung eines ausreichend großen Teils der Bevölkerung wird es deutlich länger dauern, bis die nächste Welle wieder abflacht, fürchte ich…

    Liebe Grüße
    Jenny

    • Liebe Jenny,
      danke für deinen tiefgehenden Meinungsaustausch!
      Ich kann dir nicht in allem zustimmen. Was Depressionen betrifft, bin ich -wie ich schon Nicole entgegnet habe- sicher, dass manche Menschen einfach in einer Situation leben, in der erst die räumliche Entfernung zum Alltag Entlastung ermöglicht. Ich denke aber vor allem, dass für Reisen unter Corona-Bedingungen nicht unbedingt das Argument „Der Zweck heiligt die Mittel“ gilt. Viel wichtiger ist meiner Meinung nach, dass wir alle bei allen Reisen alle Mittel nutzen, um sie für alle Beteiligten sicher zu gestalten. Wer sich über Quarantäneregelungen hinwegsetzt, bringt damit natürlich das reisen insgesamt in Misskredit. Mein Appell geht ja eher in die genau umgekehrte Richtung. Wenn wir alle eine Elternzeitreise, den langersehnten Maledivenurlaub oder den fixen Skiurlaub in der Schweiz genauso vorbereiten wie wir den Besuch bei der Oma Ü80 vorbereiten würden, wenn wir uns alle am Reiseziel genauso verhalten würden – und wenn wir dann danach zuhause einfach nur die Regeln einhalten, dann könnte Reisen viel früher wieder mit weniger Risiko möglich werden… Meinst du nicht?
      Liebe Grü0e

  3. Hi Gela, ein schöner Artikel. Uns geht es wie euch, Reisen ist auch Therapie. Früher habe ich Musik und Konzerte gebraucht um mich vom Alltag zu erholen, andere machen Sport, malen oder tanzen. Aber heute brauche ich reisen. Das macht mich glücklich, der Stress fliesst ab und uns gehts gut. Daher hoffen wir auch sehr in diesem Jahr zu reisen, aber wie du schon schreibst, man mag es gar nicht aussprechen, weil die Welle der Empörung groß ist. Nichtsdestotrotz haben wir Flüge für den Sommer gebucht, zu 99% sind wir dann schon geimpft (aufgrund Vorerkrankungen) und ich hoffe so sehr, dass es losgeht. Aber erzählt haben wir bisher niemanden davon, außer dir hier 😉

    Liebe Grüße, Nina von Familienreisefieber/karl-reist

    • Ach Mensch, Nina! Genau das meine ich mit Reisenden-Bashing, dass man sich kaum mehr traut, laut zu sagen, dass man echt mal wieder raus muss. Nach mehr als einem Jahr ist das ja wohl auch nur normal. Aber wir reißen uns hier tapfer weiter zusammen. Mein Sohn hat gerade 5 Tage schulfrei und unter normalen Umständen wären wir jetzt sicher an der Ostsee oder Nordsee, um seinem Heuschnupfen-Asthma vorzubeugen. Aber ich traue mich da gar nicht hin, denn die Cempingplätze sind ja zu und wenn ich irgendwo in der Pampa stehe, habe ich Angst, dass unser Camper mit Berliner Kennzeichen „geschändet“ wird… Ich frage mich: Wen würden wir mit so einer Reise gefährden? Und wenn sich das jede*r vor seiner/ihrer Reise fragt, lassen sich Risiken meiner Meinung nach senken.

  4. Liebe Angela,
    ich fürchte mittlerweile, dass das mit dem Reisen ins Ausland frühestens im Jahr 2022 etwas wird, wenn wir geimpft sind. Mein Mann will im Moment in kein Flugzeug steigen und ich fühle mich da auch nicht so sicher.
    Auch wenn wir zur Zeit nicht reisen, wird das Reisen uns immer fehlen. Es ist für mich nicht einfach nur Ausspannen und an irgend einem Strand liegen. Ich mache meist Städte- und Rundreisen. Gerne entdecke ich Neues und lerne immer dazu. Für mich ist die Vorstellung erst in ein oder mehr Jahren wieder reisen zu können furchtbar. Wenn ich mal drei Tage zu Hause bin, fällt mir schon die Decke auf den Kopf. Zur Zeit versuche ich halt, wie die meisten anderen auch, durchzuhalten.
    Was das Bashing von Reisenden angeht, fühle ich mich gespalten. Deutschland könnt da viel mehr tun. Warum gibt es keine verpflichtenden Tests an Flughäfen und Grenzübergängen? In manchen Ländern müssen Einreisende erst einmal in Quarantäne. Das könnte ein Weg sein.
    Liebe Grüße
    Renate

    • Liebe Renate,

      eure Vorsicht kann ich gut verstehen. Ehrlich gesagt bin ich auch nicht besonders wild darauf, stundenlang mit Maske im Flieger zu sitzen… Aber Reisen könnte man ja theoretisch auch in Deutschland, wenn denn die Hotels, Pensionen, Jugendherbergen, Campingplätze, etc. mal wieder geöffnet wären. Das setzt natürlich ein hohes Maß an Eigenverantwortung der Reisenden voraus. Und mir ist auch klar, dass das bei weitem nicht alle besitzen, die gerade Hummeln im Hintern haben. Deshalb will ich jetzt auch nicht lautstark die Öffnung von Ferienwohnungen und Campingplätzen fordern. Ich hoffe eher, dass mein Beitrag vielleicht dazu anregt, darüber nachzudenken, wie Reisen trotz Corona ok sind.

      Haltet durch!
      Ganz liebe Grüße
      Angela

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