Deutsches Historisches Museum – Lohnt es sich?

Deutsches Historisches Museum Kinder Ausstellung

Last Updated on 24. Februar 2020 by Gela

Lohnt es sich, das Deutsche Historische Museum Berlin mit Kindern zu besuchen? Familien, die sich für Geschichte interessieren, können in der Dauerausstellung sicher viel Zeit verbringen. Meine Erfahrungen mit einem knapp zehnjährigen Kind waren eher zwiespältig.

Das Deutsche Historische Museum Berlin liegt zwar ganz nah beim Weltkulturerbe Museumsinsel, gehört aber nicht dazu. Zu den klassischen Museen in Berlin darf sich das Deutsche Historische Museum Berlin, Unter den Linden, dennoch zählen.

Vor unserem Besuch diskutieren wir als Alternative über die Alte Nationalgalerie mit ihrer Kunstsammlung der Frühen Neuzeit. Doch der Junior hat keine Lust, Bilder zu gucken. So entscheiden wir uns für das DHM. 1500 Jahre deutsche Geschichte sind dort laut Eigenwerbung ausgestellt. Das klingt bombastisch und so, als wäre garantiert für jeden Geschmack etwas dabei.

Am Eingang zum Deutschen Historischen Museum Berlin empfängt uns Lenin.

Deutsches Historisches Museum mit Kindern: Unser Rundgang

Nun lockt man einen weitgereisten und museumserfahrenen Zehnjährigen nicht mehr mit Ritterrüstungen und Schwertern hinterm Ofen hervor. Genau damit aber beginnt der klassische Rundgang durch das Deutsche Historische Museum mit Kindern. Dabei ist alles fein hinter Glas gepackt. Nichts zum Anfassen, nichts zum Ausprobieren, nichts zu machen.

Immerhin: Ein Kettenhemd können wir selbst hochheben und dabei erleben, wie unglaublich schwer diese Dinger sind. Wenig später sehe ich meinen Sohn an einem Bildschirm sitzen: Er blättert durch die digitalen Kopien alter Handschriften – und findet auch schnell den Trick, wie er sie lesen kann.

Doch dann macht sich Langeweile breit. Lucas Cranachs Porträts von Martin Luther und seiner Frau interessieren den Junior ebenso wenig wie die mehreren hundert weiteren Porträts hochgestellter Persönlichkeiten aus längst vergangenen Zeiten. Kurz kann ich mein Kind für den Behaim-Globus von 1492 begeistern (Kleines Rätsel: Was fehlt?). Dann ist es verschwunden und spielt Verstecken mit mir und der Freundin, die uns begleitet.

Nach etwa der Hälfte der Ausstellung auf der oberen Etage (also etwa ein Viertel des gesamten Rundgangs) geht es mir nicht mehr viel anders als dem Junior. Hin und wieder bleiben meine Augen an einem besonderen Exponat hängen. Die Silbergedecke am preußischen Hof oder das Schreibzeug von König Friedrich IV atmen den Hauch der Geschichte. Doch insgesamt nehme ich beim Gang durch die politische Geschichte vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert die Abkürzung: Ich überfliege die Ausstellung nur noch. Der Junior bleibt nochmal kurz bei der ersten deutschen Eisenbahn im 19. Jahrhundert hängen. Dann steigen wir ab ins Erdgeschoss.

Deutsches Historisches Museum Kinder Berlin

Computer sind spannender als Ritterrüstungen aus dem Mittelalter.

Dauerausstellung Teil 2: Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Dort geht es mit dem 20. Jahrhundert nach dem 1. Weltkrieg weiter – und bald zur Sache. Wie kam Hitler an die Macht? Es gäbe viel zu lesen, doch dafür fehlt uns die Geduld.

Plötzlich kommt mein Sohn begeistert um die Ecke und will mir etwas zeigen: Es ist eine alte Tankstelle mit einem ebenso alten Moped. Beide stehen ausnahmsweise nicht hinter Glas. Direkt daneben geht es in einen kleinen Seitenraum. Dort sind ein altes Reisebügeleisen, Rasierapparate, Zigarettenschachteln und andere Konsumgüter aus der Epoche der Weimarer Republik ausgestellt. Endlich haben wir mal alle drei Spaß an der Ausstellung.

Während wir die Zeit des Nationalsozialismus recht schnell hinter uns lassen, fesselt uns der Ausstellungsteil zum 2. Weltkrieg und zur Nachkriegszeit abschließend noch einmal. VW Käfer und Trabi, Florida-Bar und Intershop stehen sich gegenüber. Einige Ausstellungsstücke zur Stasi-Geschichte geben einen Vorgeschmack darauf, was uns im Deutschen Spionagemuseum noch erwartet. Der Rundgang endet mit einer Inszenierung der friedlichen Revolution 1989.

Wir stillen danach noch Hunger und Durst im Café und Restaurant im Zeughaus. Das ist nicht günstig, hat aber in dem tollen alten Gebäude eine schöne Atmosphäre.

Weimarer Repubik, NAtionalsozialismus und die Nachkriegsgeschichte bis zum Mauerfall zeigt die Ausstellung im Erdgeschoss des Deutschen Historischen Museums.

Deutsches Historisches Museum für Kinder: Unser Fazit

Wir haben das Deutsche Historische Museum mit Kindern ohne Audioguide besucht. Die Familienführung war bei unserem Spontanbesuch leider schon ausgebucht. Und auf die zwei verschiedenen Entdeckertaschen, die an der Kasse gratis erhältlich sind, hatte der Junior keine Lust. Vielleicht liegt es daran, dass unser Fazit eher zwiespältig ausfällt.

Die Ausstellung wird komplett klassisch präsentiert. In der oberen Etage ist fast alles hinter Glas. Die Vitrinen schaffen eine enorme Distanz zu den Objekten (auch wenn sie sie schützen). Unten, bei der Ausstellung zum 20. Jahrhundert, wird Geschichte etwas greifbarer. Doch auch hier gibt es nichts Interaktives. Erlebniselemente sind in der gesamten Ausstellung sehr rar gesät.

Also: Deutsches Historisches Museum mit Kindern ja oder nein? Es kommt darauf an! Ja, wenn ihr ernsthaft geschichtsinteressierte Kinder habt oder bei einer Familienführung. Nein, wenn ihr modernes Ausstellungsdesogn und interaktive Elemente erwartet. Dann habt ihr in vielen anderen Museen in Berlin sicher mehr Spaß. Eine dicke Auswahl an Alternativen findet ihr in meinem Beitrag über tolle Aktivitäten mit Kindern in Berlin bei Regen (klick).

Deutsches Historisches Museum - Mittelalterlicher Globus

Rätsel: Behaim-Globus im Deutschen Historischen Museum – Was fehlt?

Weitere Informationen

Adresse: Zeughaus und Pei-Bau, Unter den Linden 2, 10117 Berlin

Anfahrt: Da Parken in Mitte grundsätzlich schwierig ist, empfiehlt sich die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Bus 100, 200 und weitere halten praktisch direkt vor dem Eingang. Der U- und S-Bahnhof Friedrichstraße ist fünf Minuten Fußweg entfernt

Öffnungszeiten: täglich außer 24.12., 10 bis 18 Uhr

Eintrittspreise: Wie in allen öffentlichen Museen in Berlin gilt auch im Deutschen Historischen Museum freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Erwachsene 8 €, ermäßigt 4 €, Familienkarte 18 € (Eintritt und Führung für 2 Erwachsene und max. 3 Kinder), mit der Berlin Welcome Card ist das Ticket kostenlos

Führungen: Führungen solltet ihr vorher buchen. Einen Überblick über die Führungen und weitere kommende Veranstaltungen bekommt ihr auf der Homepage des Museums. Dort könnt ihr auch Tickets online buchen: dhm.de

8 Kommentare

  1. Liebe Gela, uns ging es ja ganz ähnlich – und das, obwohl wir eine entschieden geschichtsinteressierte Familie sind. Ich meine, ich bin studierte Historikerin und habe mich oben in der Ausstellung so gelangweilt, dass wir die Sache abgebrochen und – im Nachhinein leider – das Erdgeschoss gar nicht mehr besucht haben. Ich habe damals mehrere Versuche unternommen, den Nachwuchs ranzukriegen, aber diese Ausstellung ist echt so schlecht aufgebaut, dass man selbst als vermeintlicher Profi kaum Zugang dazu bekommt. Sind ja hochrangige Stücke dabei. Aber eben grottenschlecht aufbereitet. So schade! Kein Wunder, dass Museen früher so einen schlechten Ruf hatten, wenn das der Normalfall war.

    • Puh, Lena,
      das hätte ich nun nicht erwartet, dass selbst ihr das Museum nicht „geschafft“ habt. Ich habe beim Rundgang oft an dich und deine Jungs gedacht und zwar mehrfach derart, dass ich dich um deine geshcichtsinteressierten Jungs beneidet habe 😉 Aber im Endeffekt bestätigt mich deine Erfahrung ja in meiner Kritik. Wahrscheinlich ist es echt so: Die Ausstellung selbst ist so historisch wie die Objekte – und das funktioniert 2020 einfach nicht mehr.
      Liebe Grüße
      Gela
      Gela

  2. Wir waren dort mal vor gefühlt hundert Jahren, da konnte man sich mit historischen Kostümen verkleiden und bekam ein professionelles Fotoshooting. Die Bilder von unseren Kids sind echt toll geworden.
    Ich gebe aber zu, dass wir die Ausstellung an sich damals gar nicht besucht haben – wäre mit einem Vierjährigen wohl auch nicht die beste Idee gewesen 😉

    LG
    Jenny

    • Na, das klingt ja nach einer netten Aktion. So machts dann ja doch wieder Spaß. Es gibt dort ja auch viel Familien- und Kidnerpgroamm, nur leider alles nur vorangemeldet. Wahrscheinlich sollte man das aber trotzdem machen.
      Liebe Grüße
      Gela

  3. Klingt interessant, das Museum kenne ich als gebürtige Berlinerin noch gar nicht! Kommt auf jeden Fall auf die Liste, wenn die Kinder etwas älter sind und ein wenig mehr verstehen! LG

    • Vielleicht ist bis dahin auch die Ausstellung umgestaltet 😉
      Liebe Grüße
      Angela

  4. Das sehe ich genauso. Wir haben das Museum letzten November besucht und durch Zufall im Erdgeschoss angefangen, da mit Buggy unterwegs und der Fahrstuhl ging gerade nicht. Wir fanden es spannend im Erdgeschoss und so erschreckend ähnlich wie gerade zur Zeit. Unsere Nr.3 ist gerade an diesem Thema Nationalsozialismus und 2.Weltkrieg, da war die Ausstellung sehr interessant und hat zum Reden und erklären super gepasst. Die obere Etage war dann nicht mehr so spannend.

    LG Ina

    • Das istder Trick! Das werde ich nächstes Mal auch so machen. Unten anfangen! 😉
      Liebe Grüße
      Angela

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