Im dauergrauen Berliner Winter tut Farbe gut. Ein wahres Farbspektakel macht die immersive Lichtshow „Enlightenment“ in der Passionskirche Berlin erlebbar.
Kurzt®ipp: Abtauchen in Farben und Klang
Am liebsten bin ich mit meinem Sohn draußen. Das wisst ihr alle, wenn ihr hier häufiger lest. Doch wenn der Winter in Berlin sich von seiner langen und garstigen Seite zeigt, dann verliere auch ich die Lust an Frischluft und suche nach schönen Indoor-Erlebnissen in Berlin mit Kindern bei Regen oder Kälte. Die Museen und Ausstellungen in Berlin sind dabei immer mal wieder dran. Ab und zu soll es aber auch mal etwas Besonderes sein. Und so fand ich zur immersiven Lichtshow Enlightenment in die Passionskirche Berlin.

Was bedeutet immersiv?
Immersiv liegt ja gerade voll im Trend. Ausstellungen, die berühmte Kunstwerke wie Gustav Klimts „Der Kuss“ oder Salvador Dalis surreale Welten begehbar machen, touren durch die Republik und finden viel dankbares Publikum. In Berlin ist die immersive Ausstellung Tutanchamun derzeit ein Renner. Aber was heißt eigentlich immersiv?
Das Fremdwort „Immersion“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Eintauchung“. Der Begriff „immersiv“ ist aus dem Englischen importiert und fand zuerst auf Computerspiele Anwendung. Er beschreibt ein Erlebnis, in dem man voll und ganz aufgeht und die Realität rundherum vergisst. Genau so etwas braucht es manchmal, wenn draußen alles kalt, nass und grau ist, oder?

Was ist eine immersive Lichtshow?
Im Falle von Ausstellungen oder Shows meint immersiv, dass man mitten drin ist. Die Lichtshow oder Ausstellung ist rund um uns herum. Wände, Decke und manchmal auch der Boden dienen als Projektionsfläche.
Während eine immersive Ausstellung meist auf eher neutrale Räume setzt, um ein bestimmtes Kunstwerk zu inszenieren, setzt die immersive Lichtshow Enlightenment den Raum selbst in Szene, in diesem Fall die Passionskirche Berlin.

Die Passionskirche Berlin
Die Passionskirche wurde 1907 fertiggestellt. Mit ihrem wuchtigen zentralen Backsteinturm mit Kupferdach dominiert die neoromanische Kirche den Kreuzberger Marheinekeplatz. Schon seit der Restaurierung in den 1980er Jahren dient sie nicht nur als Kirche, sondern auch als Veranstaltungsort. Ihre hervorragende Akustik wird gern für Musikkonzerte aller Stilrichtungen genutzt.
Architektonisch zeigt die Passionskirche im Inneren deutliche Remineszensen ans Mittelalter, weist aber auch viele Besonderheiten auf, die sie einmalig machen. Das quadratische Kirchenschiff ist von einer symmetrischen Bogenkonstruktion überspannt. Den Raum unter den beiden Seitenbögen füllen schlichte, aber große Rosetten-Fenster. Die Wand im leicht erhöhten Altarraum ist den Orgelpfeifen vorbehalten.
Bemerkenswert ist die Deckenlampe. Den zwölfteiligen Schirm aus farbigem Glas mit Darstellungen der Tierkreiszeichen und des Sternenhimmels hat der Architekt der Kirche Baurat Theodor Astfalck entworfen. Der profane Deckenschmuck verdeutlicht, dass der gesamte trutzige Kirchenbau von Anfang an nicht nur als sakrales Gebäude gedacht war, sondern auch städtebauliche Funktionen erfüllte.

Wie ist die immersive Lichtshow in der Passionskirche entstanden?
Mit ihren klaren Linien und dem quadratischen Grundriss ist die Passionskirche wohl wie kaum eine andere Kirche in Berlin für eine immersive Lichtshow geeignet. Das Züricher Videokünstlerkollektiv Projektilart hat die gesamte Decken- und Hallenkonstruktion vermessen, um die Lichtshow speziell an den Raum anzupassen. Die Projektionen sind so berechnet und dimensioniert, dass sie zu den Proportionen des Gebäudes passen und im Verlauf der Show wechselnde architektonische Elemente betonen und in Szene setzen.
Übrigens ist „Enlightenment“ nicht die erste Lichtshow, die Projektilart in ihrem Programm Eonarium in der Passionskirche umsetzt. Im Vorjahr gastierte dort bereits die Show Genesis.
Die Idee hinter Eonarium lasse ich hier Projektilart selbst erklären: „Unser innovativer Ansatz nutzt digitale Kunst und immersive Musik, um die Strukturen, Formen und Wände dieser historischen Innenräume freizulegen und sie in ein völlig neues Licht zu rücken. Das Ergebnis ist eine faszinierende Transformation, bei der Dach und Wände zu verschwinden scheinen und die Besucher in eine Welt aus Farben, Mustern und Objekten entführt werden.“

Was passiert bei der immersiven Lichtshow Enlightenment in der Passionskirche Berlin?
An den Wänden und Decken des Kirchenraumes tanzen Sterne, Äste und Blätter – bis zum Beginn der Show in Schwarzweiß. Dabei sitzen wir entweder im bequemen Sitzsack im Altarraum oder mit Nackenstützen in den Kirchenbänken.
Die Show Enlightenment führt uns dann zu den Klängen von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ einmal durch das ganze Jahr: Blätter grünen, Blumen blühen auf, ein Sommergewitter geht herunter, Blätter färben sich gelb und rot ein, bunte Früchte fallen herab und schließlich kristallisiert alles zu Eis und Schnee. Das optische Erlebnis wird mit Soundeffekten unterstrichen.
Doch das war noch nicht alles. In zwei weiteren kurzweiligen Akten fliegen Vögel über den Himmel und abstrakte Muster entfalten fast schwindelerregende Raumwirkungen. Fast zu schnell ist das Farb- und Lichtspektakel nach einer guten halben Stunde vorbei. Dabei kommt es ohne Stroboskoplichter und Virtual Reality aus.

Alle Infos zur immersiven Lichtshow Enlightenment in der Passionskirche Berlin
- Datum: ab 6. Februar 2025
- Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, stündlich zu wechselnden Zeiten am Nachmittag und frühen Abend
- Dauer einer Session: 30 Minuten
- Ort: Passionskirche, Marheinekeplatz 1, 10961 Berlin
- Preis: 12 Euro für Erwachsene, 8 Euro für Teenager (10 – 17 Jahre), 7 Euro für Kinder von 5 bis 9 Jahren, Kinder unter 5 Jahren haben freien Eintritt
