Lächeln und Kinderlachen in Panama

Panama mit Kindern - Panama City

Last Updated on 12. August 2017 by Gela

Ich bin genervt. Total genervt. Wir sind seit zehn Tagen in Panama. Aber wir sind bis heute nicht angekommen in diesem seltsamen Land. Niemand heißt uns willkommen. Lächeln ist überhaupt nicht angesagt. Selbst der Wunsch des zahlenden Gastes wird wohl in den Wind geschlagen, solange er nicht mit Dollars untermauert ist. Schade eigentlich. Denn die Stadt ist faszinierend, der Kanal ein echtes Erlebnis und das Land wunderschön.

Schon die Einreise war schwierig. Ohne Ausreisenachweis keine Einreise. Am Check-In in Quito wurden wir deshalb erstmal weggeschickt, um uns ein Busticket von Panama nach Costa Rica zu besorgen. Das ging aber nicht. Deshalb habe ich schließlich beschlossen, die Schalterbeamten der Copa zu meinen Verbündeten zu machen. Nach zwei Stunden Nervenkrieg und dicker Tränendrüse haben sie uns schließlich ohne Ausreisenachweis die Bordkarten für unsren gebuchten Flug ausgestellt. Das war nett. Wahrscheinlich waren das Ecuadorianer. Denn Panamenos sind nicht nett. Nett sein ist hier auch nicht angesagt.

imageDie einzig Nette war bisher eine dicke Schwarze, die sich im Bus vom Gamboa Regenwaldreservat nach Panama City neben uns gesetzt hat. Sie fing sofort an mit dem Sohn zu flirten. Der hatte daran auch Spaß, vor allem an ihren unglaublich langen und bunten künstlichen Fingernägeln.

Immerhin freundlich waren auch die Dame von der Autovermietung und die Taxifahrerin, die uns vom Flughafen zum Hotel gebracht hat. Abgesehen von diesen freundlichen Frauen können wir das Lächeln, das uns in Panama mit Kindern entgegengebracht wird, an einer Hand abzählen.

Servicewüste Panama

„Selbst schuld, wenn sie hier Urlaub machen“, schien die Miene des Grenzbeamten am Flughafen zu sagen. Er sah mich nicht an und sprach auch nicht mit mir, bedeutete er mir stattdessen mit den Händen, was ich tun sollte. Nur als der Sohn auch seine Hände dahin legte, wo meine zum Fingerabdruck-Scan lagen, drückte er ein knappes „The Child no“ heraus.

An der Hotelrezeption derselbe unfreundliche Empfang. Kein Lächeln, kein „Wellcome“ oder „Bienvenidos“, wie wir es in Ecuador immer gehört hatten, kaum ein Blick, keine Erklärung, wo Frühstücksraum und Pool sind, nur die nötigsten Worte.
Panama mit Kindern entdecken: Mit dem Bus zum Panamakanal

Nur gut, dass unsere beiden Reisegefährtinnen – Mama und Tochter (6) – uns umso herzlicher empfangen. Sie sind einen Tag vorher aus Deutschland angereist und haben schon zweimal das Zimmer gewechselt. Unserem Monate vorher angemeldetem und mehrfach wiederholtem Wunsch, zwei Zimmer nebeneinander zu bekommen, wurde dennoch nicht entsprochen. Wahrscheinlich hat der Rezeptionist ein paar Dollars im Reisepass vermisst.

Nichts funktioniert ohne Widerstand. So fängt es an und so bleibt es erstmal in Panama. Deshalb bin ich genervt.

Nervt: Spontanbuchen in der Hochsaison

Abend um Abend vergeht mit Reiseorganisation, Unterkünfte suchen, anfragen und eine Absage kassieren, um wieder neu zu planen, neu zu suchen … Keine Zeit für Reisetagebuch oder Blog oder einfach nur mal eine Unterhaltung.

Eine vorgesehene Station unsrer Reise lassen wir schließlich aus, weil Hotels nur noch ab 200 Euro pro Person und Nacht zu kriegen sind. Zwei Abende vergehen allein mit der Mietwagenbuchung. Der Wagen ist mit allem drum und dran dann schließlich doppelt so teuer wie er im Internet ausgepreist war.

Eisdiele in Panama City: Ohne geht's mit Kindern auf Fernreise nicht.Ganz Panama ist alles andere als billig. Eine Kugel Eis gibt es ab 2,50 Dollar. Die Restaurantpreise in Panama City liegen eher auf Hamburger oder Münchner Niveau als auf Berliner. Die Taxipreise schwanken um 100 Prozent, je nachdem wo wir einsteigen und um welche Tageszeit. Unter fünf Dollar kommen wir selten weg. Unterkünfte egal wo im Land kosten im Internet ab 60 Euro aufwärts.

Teure Fototapete

San Blas Inseln in der Karibik vor Panama : Abenteuerliche Anreise aber mit Kindern idealBesonders krass verzerrt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis auf den San Blas Inseln. Das karibische Archipel belegt Platz drei der Weltrangliste der schönsten Inselgruppen. Aber rechtfertigt das einen Preis von 100 Dollar pro Nacht für eine Strohhütte mit Sandboden, in die es hineinregnet?

Immerhin sind zwei warme Mahlzeiten und der Versuch eines Frühstücks nach amerikanischen Maßstäben für uns vier inbegriffen. Aber die Kinder haben keine eigenen Betten und fünf Hütten teilten sich ein Außenklo mit Dusche im Eimerbetrieb. Die einheimischen Kuna Yala sind keinen Deut freundlicher als die Panamenos. Die indigenen Inselbewohner mit Autonomiestatus innerhalb Panamas lächeln genauso selten und grüßen oft nicht einmal zurück, wenn wir freundlich „Buenas“ sagen.

Strand auf den karibischen San Blas InselnTrotz allem genießen wir das Inselidyll. Die Mamas freuen sich, einfach mal nichts zu tun. Wifi um Unterkünfte zu organisieren gibt es nicht, dafür endlich mal Zeit, das Reisetagebuch zu aktualisieren. Die Kinder haben selbstredend jede Menge Spaß an unsren anderthalb Strandtagen und nehmen jede Menge Fundstücke mit.

Nur aus dem letzten halben Strandtag wird leider nichts, weil wir vorzeitig nach dem Frühstück aus dem Inselparadies vertrieben werden, statt wie geplant am Nachmittag zurückzureisen. Angeblich gibt es keinen Fahrer für den Nachmittag. Unser Boot kommt in zehn Minuten, teilt uns der Gastgeber nach dem Frühstück mit und kassiert 240 Dollar für Unterkunft und Rückfahrt. Der Wunsch der Gäste – wie schon im Stadthotel einfach egal.

Oh wie schön …

Santa Fe im Bergland von Panama: noch ein GeheimtippErst in Santa Fe sind Unterkünfte und Restaurants erschwinglich. Das Bergstädtchen auf halber Strecke nach Costa Rica ist unser – wahrscheinlich besserer – Ersatz für El Valle, wo wir nicht mehr untergekommen sind. Die geplante Ersatz-Zwischenstation Penonome haben wir verpasst, weil Städte in Panama keine Ortsschilder haben. Somit sind wir nach einem langen Fahrnachmittag schon am übernächsten Ziel.

Die zweite Mama muss die ganze Strecke allein fahren. Als ob der Orga-Nerv nicht schon reicht, hat mich jetzt auch noch eine Grippe erwischt. Ich schwanke auf dem Beifahrersitz zwischen heftigsten Niesanfällen, Husten und erschöpftem Wegdösen. Dem Sohn geht es auf der Rückbank nicht viel besser. Nur gut, dass wir aus der Hitze herauskommen.

Blick von Santa Fe auf die Pazifikküste PanamasIn Santa Fe stimmt nicht nur das Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern auch das Klima – in jeder Hinsicht: Hier braucht man keine unterkühlende Klimaanlage. Unsere Gastgeber sind jetzt US-Amerikaner. Sie haben uns mit einem freundlichen „Wellcome“ empfangen, alles zur Unterkunft erklärt alle Fragen zu Ausflügen bereitwillig beantwortet – mit einem Lächeln. Oh wie schön kann Panama mit Kindern sein!

Anmerkung: Trotz allem Nerv, den wir hatten, lohnt sich eine Familienreise nach Panama. Warum? Das lest ihr hier.

San Blas Insel Archipel: Strandurlaub mit Aussicht

3 Kommentare

  1. huhu Gela,

    ich kann so sehr mitfühlen, wie es euch ging. Uns ging es ähnlich in Taiwan. Wir kamen gerade aus dem superfreundlichen Neuseeland und landeten im asiatischen Deutschland. Nur noch unfreundlicher. Kaum zu fassen.

    Darüber habe ich hier auch geschrieben; das fiel mir richtig schwer. Aber manchmal muss man auch sagen, wenn was richtig doof war. Lies doch mal rein und vergleich, ob das ähnlich wie in Panama war: https://www.karl-reist.de/7-gruende-taiwan-nicht-gefallen/

    Ich lese jetzt erstmal über Kaffee und Korruption weiter bei dir 😉

    Viele Grüße, Nina

  2. oh, jetzt bin ich doch desillusioniert, das klingt ja nicht gerade nach stressfreiem Reisen in Panama ;-(

    • Liebe Eva,
      ja, unser Einstieg in Panama war ein bisschen hart. Das lag aber an zwei Faktoren: erstens war ich von der unglaublichen Freundlichkeit in Ecuador wirklich verwöhnt. In Mittelamerika herrscht einfach eine andere Mentalität. Wenn man die erstmal kennt, dann ist das auch kein Problem mehr. (Die meisten) Männer lächeln dort einfach nicht, auch nicht wenn sie im Service beschäftigt sind. Punkt. Zweitens hatten wir den Fehler gemacht, dass wir zur absoluten Hochsaison ohne Vorausbuchungen nach Panama gereist sind. Dieser Fehler lässt sich leicht vermeiden. Hier noch mal zum Mitschreiben, weil es wirklich dummerweise keiner unserer vier Reiseführer erwähnt hat (auch nicht der Lonely Planet): Hochsaison in Panama ist rund um Karneval! Außerdem kann ich ohnehin nur empfehlen, die Unterkünfte vorauszubuchen. Das ist deutlich günstiger und über die meisten Buchungsportale kannst du kostenlos bis wenige Tage vorher stornieren. Mit etwas Abstand kann ich dir versichern: Panama ist schon schön. Die Inseln sind einzigartig, das Bergland interessant und die Hauptstadt superspannend und ein guter Ausgangspunkt für Erkundungen im Dschungel und am Kanal.
      Liebe Grüße
      Gela

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